Klimafreundlich heizen: Mehr Wärme mithilfe von Geothermie
Der Branchenverband Geothermie lobt den Gesetzentwurf von Robert Habeck zur Gewinnung von Erdwärme. Er fordert aber weitere Verbesserungen.
Bislang werden Erdwärme und Großwärmepumpen in Deutschland kaum genutzt. Nach Angaben des Umweltbundesamts wurde 2023 weniger als 2 Prozent der Wärme in Deutschland so gewonnen. Das will Habeck ändern. In Zukunft soll diese Energie etwa bei der Fernwärme im großen Stil zum Einsatz kommen. Geothermie ist klimaneutral und zu jeder Jahreszeit nutzbar.
Heute dauern Genehmigungsverfahren für große Anlagen zwischen fünf und zehn Jahren. Das schreckt Investor:innen ab. Damit es schneller geht, sieht Habecks Gesetzentwurf eine wichtige Änderung vor: Ähnlich wie bei der Windkraft soll für den Bau von Geothermieanlagen künftig ein überragendes öffentliches Interesse gelten. Damit binnen zwei bis drei Jahren genehmigt werden kann, seien weitere Maßnahmen erforderlich, sagte Dilger.
München will aufstocken
Wichtig dafür ist nach Auffassung des Verbands, dass bei Genehmigungsverfahren eine Behörde im gesamten Prozess federführend ist und sich nicht mehr wie bisher viele Ämter nach und nach mit der Sache befassen. Öffentliche Einrichtungen sollen dazu verpflichtet werden, ihre Grundstücke etwa für seismische Messungen zur Verfügung zu stellen. Außerdem fordert der Verband mehr bundeseinheitliche Regelungen, etwa bei der Tiefbohrverordnung.
Ein Beispiel für den Einsatz ist München. „Bis 2040 wollen wir in München Fernwärme klimaneutral erzeugen“, sagte Karin Thelen, Präsidentin des Bundesverbands Geothermie und bei den Stadtwerken München tätig. „Dazu brauchen wir die Geothermie.“
In München sind sechs Anlagen in Betrieb, die 190 Megawatt für die Wärmeversorgung erzeugen. Bis 2040 sollen zehn Anlagen hinzukommen mit 800 Megawatt Leistung für die Wärmeversorgung. Sie können mitten in der Stadt entstehen. Bei einem Projekt bauen die Stadtwerke in einem Schwimmbad mit Außenbecken eine Anlage. Wo gebohrt wird, soll später eine Liegewiese entstehen. Thelen: „Wir probieren alles, um möglichst flächenschonend vorzugehen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin