Klimaaktivist:innen besetzen Hörsäle: Vermummt und unaufgeregt
An der Bremer Uni besetzen Klimaaktivist:innen seit Sonntag einen Hörsaal. Es ist eine von rund 20 Aktionen an Hochschulen in Deutschland.
Nicht nur in Bremen, auch in Hamburg und nach eigenen Angaben weltweit sind derzeit Schulen und Universitäten durch „EndFossil: Occupy“-Gruppen besetzt. Allein in Deutschland sind derzeit rund 20 Campusse betroffen.
Während der Besetzung in Bremen haben die Aktivist*innen Vorträge, Gesprächsrunden und Aktionstrainings organisiert. „Wir machen das so lange, bis wir zufrieden sind“, sagt eine Sprecherin der Gruppe, Malin Zimmer, die nicht wirklich so heißt. Ihren echten Namen will sie nicht in der Zeitung lesen, da die Gruppe Repressionen gegen Klimaaktivist*innen befürchtet. „Klimaaktivist*innen werden vermehrt kriminalisiert und wir schützen uns entsprechend“, sagt sie auch mit Blick auf den Umgang mit Aktivist*innen der Letzten Generation.
Nacheinander treten die Aktivist*innen ans Mikrofon und verkünden ihre Forderungen. Sie sind alle vermummt, tragen Mützen, Coronamasken und Halstücher. Nach jeder Rede applaudieren die rund 70 Studierenden, die den Forderungen zuhören.
Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit will die Gruppe zusammen denken, deswegen fordert sie beispielsweise auch einen kostenfreien Nahverkehr für Bremen, die Abschaffung der Studiengebühren und mehr Mitspracherechte für Studierende in den Entscheidungsgremien der Universität. Außerdem tritt die Gruppe für mehr Freiräume für Studierende ein. Erst im Winter wurde das von Studierenden selbst errichtete und verwaltete GW3 von der Uni abgerissen. „Da, wo studentischer Freiraum abgebaggert wird, entsteht neuer studentischer Freiraum“, sagt Zimmer.
Das Rektorat der Uni Bremen bezeichnet die Proteste der Studierenden als legitim. Räumungsmaßnahmen seien derzeit nicht geplant. Die Besetzer*innen selbst stehen dem Rektorat aber eher ablehnend gegenüber. So kritisiert eine der Aktivist*innen in ihrer Rede, dass die Uni sich die Klimaproteste lediglich für ihr Image zu eigen machen wolle. „Wir machen diese Aktion nicht für Verhandlungen mit dem Rektorat, sondern für die Politisierung der Studierendenschaft und um Bündnisse zu schmieden“, sagt Zimmer.
Die Kanzlerin der Uni Bremen, Frauke Meyer, ist auch zur Besetzung gekommen. Dass die Besetzer*innen nicht verhandeln wollen, hat sie zur Kenntnis genommen: „In dem gewünschten Ausmaß können wir die Forderungen der Besetzer*innen nicht umsetzen, viele Forderungen gehen weit über das hinaus, wofür wir als Universität Bremen zuständig sind“, sagt sie. Die Besetzung erfahre in ihrer Wahrnehmung nur bedingt Zuspruch unter der Studierendenschaft.
Das scheint auf Hamburg auch ein Stück weit zuzutreffen. Ohnehin zeigt sich hier ein ähnliches Bild: „Klimagerechtigkeit, soziale Gerechtigkeit, Demokratisierung“ steht auf einem Transparent, das im Hörsaal hängt. Rund 35 Aktivist*innen halten den Raum seit Mittwochmittag besetzt. Die Tischtennisplatte bleibt am Donnerstagvormittag zusammengeklappt in der Ecke stehen, während die Besetzer*innen gemütlich in einem Sitzkreis sitzen.
Zu lesen ist vom Eingang aus auch, dass Menschen, die das „linke Vokabular“ nicht beherrschen, willkommen sind. Die Resonanz bleibt trotzdem überschaubar, die Stimmung ist unaufgeregt.
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