Klaus Hillenbrand über das Ende des Assad-Regimes: Dank an Netanjahu
Es hat nicht an Warnungen gefehlt. Israel zündele an einem „Flächenbrand im Nahen Osten“, äußerten Experten nach Beginn des Kriegs gegen die Hamas. Die Töne wurden schriller, als der Krieg die libanesische Hisbollah-Miliz erfasste, und sie erreichten ihren Höhepunkt nach der Konfrontation zwischen Israel und dem Iran.
Und nun? Statt des „Flächenbrands“ ist das syrische Assad-Regime zusammengeklappt. Einen großen Anteil an diesem zivilisatorischen Fortschritt hat ausgerechnet Israel. Denn es war der Staat der Juden, der mit seinem militärischen Vorgehen gegen die wichtigsten Verbünden des Diktators Baschar al-Assad den Weg dafür bereitet hat, dass sich die Opposition in Syrien durchsetzen konnte. Sowohl die Hisbollah als auch der Iran sind so geschwächt, dass sie nicht effektiv in Damaskus eingreifen konnten.
Ob Israel den Effekt des Kriegs gegen Hisbollah und Iran auch gewollt hat, ist fraglich. Denn trotz des Bündnisses Syriens mit den schiitischen Kämpfern im Libanon und der Mittelmacht am Persischen Golf galt Assads Herrschaft in Tel Aviv als berechenbar. Assad wusste allzu aggressives Verhalten seiner Militärs gegen Israel zu unterbinden.
Ob die Kämpfer der Hajat Tahrir al-Scham dem gewaltsamen Islamismus abgeschworen haben, scheint ungeklärt, auch wenn einiges dafür spricht. In Israel wird man Assad keine Träne nachweinen. Doch es bleibt ein Horrorszenario, sollten Terroristen an chemische Waffen kommen, die bisher die syrische Armee gelagert hat.
Noch am Sonntag hat Israel die UN-Pufferzone auf den Golanhöhen teilweise besetzt. Es soll zu Gefechten mit lokalen syrischen Kämpfern gekommen sein. Es wird von israelischen Luftangriffen um Damaskus berichtet. Das bildet nicht gerade Vertrauen. Sie sollen offenbar deutlich machen, dass Angriffe auf Israel keine gute Idee wären.
Der Iran und Russland sind die Verlierer beim Sturz Assads. Ob Israel zum Gewinner wird? Ob sich das Nachbarland in Zukunft zur Anerkennung des jüdischen Staates entschließen wird? Das wissen nicht einmal die Experten.
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