Klage gegen Gesetz zur Strompreisbremse: Ökostromer ziehen nach Karlsruhe
Etliche Unternehmen der Erneuerbaren-Energien-Branche halten das Gesetz für „finanzpolitisch einmalig“ konzipiert – und meinen das nicht positiv.

Der Chefjurist des Ökostromers Lichtblick, Markus Adam, sagte, es sei zwar sinnvoll, dass die Bundesregierung Haushalte und Unternehmen bei hohen Energiekosten entlaste. Die Erlösabschöpfung sei aber das falsche Instrument. Schließlich habe der Staat „mit dem Steuerrecht ein starkes und ausreichendes Instrument, um Unternehmen an der Finanzierung öffentlicher Aufgaben zu beteiligen“.
Auslöser der Beschwerde ist das Strompreisbremsegesetz, das seit Dezember nach einem komplizierten Schlüssel Einnahmen von Ökostromerzeugern abschöpft. Mit dem Geld subventioniert der Staat den Strompreis für Endkunden. Allerdings zählen bei der Abschöpfung nicht die realen Einnahmen, sondern an den kurzfristigen Börsenpreisen orientierte überwiegend fiktive Erlöse. Juristen sprechen von einer „fingierten Berechnung“.
Hat zum Beispiel ein Betreiber seinen Ökostrom langfristig zum Fixpreis verkauft, kann es ihm passieren, dass der Staat aufgrund hoher Spotmarktpreise einen Gewinn abschöpft, den der Stromproduzent nie erzielt hat. „Für den einzelnen Anlagenbetreiber kann dies je nach Großhandelspreisen zu Abschöpfungsbeträgen führen, die noch oberhalb seiner Erlöse liegen“, heißt es in der Beschwerdeschrift.
Verstoß gegen Steuerpraxis
Lichtblick nennt diesen Eingriff in den Markt „finanzpolitisch einmalig“ und einen „schweren politischen Fehler“. Zumal nicht nur Steuern auf fiktive Einnahmen erhoben werden, die Ausgaben bleiben zugleich außen vor – ein Verstoß gegen die etablierte Steuerpraxis, die sich am Gewinn orientiert, nicht am Umsatz.
Nicht zuletzt halten die Beschwerdeführer es für rechtswidrig, dass es versäumt wurde, die Abschöpfung auf den tatsächlichen Finanzbedarf zu begrenzen. Die Entspannung an den Energiemärkten hat die „Strompreisbremse“ inzwischen größtenteils hinfällig gemacht. Die Bundesregierung rechne statt der erwarteten 43 Milliarden Euro nur noch mit einem Bedarf von 1,4 Milliarden, zitiert Lichtblick Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). So gesehen müsste die Erlösabschöpfung sofort enden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Treibhausgasbilanz von Tieren
Möchtegern-Agrarminister der CSU verbreitet Klimalegende
Ägyptens Pläne für Gaza
Ägyptische Firmen bauen – Golfstaaten und EU bezahlen