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Kirchenbeauftragter über US-Migration„Die Überwachung wird zunehmen“

Juan Carlos Ruiz de Dios will die Ursachen der Einwanderung in den Herkunftsländern bekämpfen. Die Leute würden dem Angebot der USA nicht trauen.

Und wenn er geht, stehen sie vielleicht wieder ohne Papiere da. Bild: reuters
Dorothea Hahn
Interview von Dorothea Hahn

taz: Ist das die Einwanderungspolitik, auf die Sie gewartet haben?

Juan Carlos Ruiz: Es ist ein Schritt in die richtige Richtung. Ein Drittel unserer Gemeinschaft – 3 bis 4 Millionen Leute – können jetzt Anträge stellen. Aber ein Weg zur Staatsangehörigkeit fehlt. Der ist nicht einmal für jene vorgesehen, die vor Polizei und Deportationen geschützt werden

Was sind die Konsequenzen für die Mehrheit der Papierlosen?

Sie erfüllen die Bedingungen für einen Antrag nicht. Ihre Überwachung und Kriminalisierung wird noch zunehmen. Die Einwanderungsbehörden gehören zur „Homeland Security“. Sie haben eine Kultur von Verfolgung und Bestrafung. Sie sind auf Deportationen spezialisiert, nicht auf Regularisierungen. Und es stellt sich die Frage, wer die Vorteile umsetzen kann, die Obama ankündigt? Das ist eine Stelle, an der das Dekret ausgehölt werden kann.

Was bedeutet das Dekret für die neuen Einwanderer, die in den letzten Monaten in die USA gekommen sind? Insbesondere die Minderjährigen?

Die humanitäre Krise an der Grenze betrifft nicht nur Kinder. Wir bekommen Tausende aus Honduras, wo ganze Familien vor Gewalt fliehen. So wie das Dekret aussieht, haben die Kinder möglicherweise eine Chance, Asyl zu bekommen. Aber die Eltern nicht. Damit verfallen wir wieder in den Fehler, Familien zu trennen.

Bild: privat
Im Interview: Juan Carlos Ruiz de Dios

, 45, ist der Immigrationsbeauftragte der Bischofskonferenz von Long Island, New York.

Das Dekret öffnet die Möglichkeit, Papiere für drei Jahre zu bekommen. Anschliessend ist Präsident Obama nicht mehr im Amt. Was bedeutet das?

Dekrete hängen stark von der Person im Amt ab. Niemand weiss, was die nächste Regierung tun wird. Vor zwei Jahren hat Präsident Obama rund 1.5 Millionen jungen Leuten, die in den USA aufgewachsen sind, in seinem letztem Dekret Papiere angeboten. Aber fast die Hälfte hat keinen Antrag gestellt. Sie trauen der Lage nicht. Weil sie nicht wissen, was passiert, wenn ihre Daten erst einmal im System sind und jemand anders an die Regierung kommt.

Wird das Dekret die Haltung von Hispanics in den USA gegenüber den Demokraten ändern?

Ich denke, das war eine der Absichten. Es mag dazu führen, dass sie bei den nächsten Wahlen Demokratisch wählen. Aber ich glaube, sehr viele Leute bleiben skeptisch, was jetzt passiert. Und wie es sich auf unsere Familien auswirkt. Wir müssen mit den Wurzeln der Migration umgehen. Wir müssen sagen, dass die Leute weiter kommen werden, so lange in unseren Heimatländern so viel Gewalt herrscht, dass es dort beinahe unmöglich ist, in Frieden zu leben.

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