Kinoempfehlungen für Berlin: So, und jetzt Weihnachten
In den nächsten Wochen gibt es viele Filme, die einen ungewöhnlichen Blick auf die Weihnachtszeit werfen. Und nicht alle sind traurig.
Z wei Lichtlein brennen bereits, und dass schon sehr bald Weihnachten ist, lässt sich natürlich auch am Kinoprogramm erkennen. Heute soll es an dieser Stelle aber nicht um Computeranimationsfilme mit fliegenden Rentieren gehen (gegen die ich wohlgemerkt auch nichts einzuwenden habe), sondern um Filme, die zwar in der Weihnachtszeit spielen, aber doch eine etwas universellere Geschichte erzählen.
Wie etwa die Tragikomödie „The Holdovers“ von Regisseur Alexander Payne, einer der schönsten Filme des Jahres 2023. Darin wird der bei Schulleitung und Schülern gleichermaßen unbeliebte Lehrer Paul Hunham (Paul Giamatti) 1970 an einem Internat in New England dazu verdonnert, auf die wenigen Schüler aufzupassen, die nicht in den Weihnachtsferien nach Hause fahren.
Tatsächlich bleibt am Ende (durch einen bösen Witz) nur ein einziger Schüler übrig: Angus (Dominic Sessa), ein schwieriger und rebellischer Junge mit verwickelter Familiengeschichte, mit dem der pedantische Hunham nun irgendwie auskommen muss.
„The Holdovers“ erzählt – stilistisch nah am amerikanischen Kino der 1970er Jahre, dem sogenannten New Hollywood – eine sehr menschliche Geschichte der komplizierten Annäherung, in der sich die verschlossenen Charaktere nach und nach öffnen müssen.
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Was durchaus einige Anstrengung erfordert. Inwiefern das schließlich „gut“ ausgeht, ist durchaus interpretationsoffen. Paul Giamatti brilliert, und für Regisseur Alexander Payne war „The Holdovers“ nach dem vermurksten „Downsizing“ (2017) eine Rückkehr zu guter „alter“ Form (12.12., 19.15 Uhr, 14.12., 17 Uhr, Filmmuseum Potsdam).
In der Weihnachtszeit lernen sich auch die elegante und wohlhabende Carol Aird (Cate Blanchett) und die junge Verkäuferin Therese Belivet (Rooney Mara) kennen – und lieben. Denn mit dem farbenprächtigen Melodram „Carol“ (2015) hat Regisseur Todd Haynes Patricia Highsmiths Roman „The Price of Salt“ um eine lesbische Liebe in den frühen 1950er-Jahren verfilmt.
Die Hauptfiguren könnten dabei kaum unterschiedlicher sein: Carol ist sich ihrer lesbischen Veranlagung sicher und durchlebt gerade die Prozeduren der Scheidung von ihrem Mann; Therese hingegen weiß noch gar nicht, was sie will oder wer sie ist – der Film bedient sich des klassischen Topoi einer Reise, auf der sie es herausfinden wird.
Dass der Höhepunkt dabei ausgerechnet in Waterloo (Iowa) erreicht wird, ist der überhöhte Kern eines spannenden Spiels mit uneindeutigen Gesten und Blicken, und verrät, dass diese Geschichte um die verschiedenen Stadien der Liebe nicht wirklich gut ausgehen wird (15. 12., 19 Uhr, Moviemento).
Einen etwas ungewöhnlichen Blick auf die Weihnachtszeit wirft auch der irische Dokumentarfilm „So This Is Christmas“, in dem sich Regisseur Ken Wardrop fünf Menschen widmet, die aus unterschiedlichen Gründen (etwa, weil sie allein sind oder kein Geld haben) nicht das klassische Wohlfühlfest feiern können.
Wardrop (dem Einen oder der Anderen vielleicht noch bekannt mit der Doku „His & Hers“, 2009) weiß genau wie er seinen Protagonist:innen nahe kommen kann, und erzählt die ja eigentlich eher traurigen Geschichten komplett ohne Larmoyanz und mit überraschendem Humor (13.12., 19 Uhr, 15.-16.12., 20.15 Uhr, 18.12., 18 Uhr, ACUD, 14.12., 16.12., 16.30 Uhr, 17.12., 14.30 Uhr, Filmkunst 66).
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