Kinoempfehlungen für Berlin: Tricks für die große Leinwand

Paul Bass' „Phase IV“ erzählt von einem surrealen Albtraum in der Wüste. Der Dokumentarfilm „Westwood“ vom Leben einer eigenwilligen Modeschöpferin.

Eine Frau in Sand vergraben. Nurihr Gesicht und ihre Hände schauen raus.

„Phase IV“ (USA 1974), Regie: Saul Bass Foto: Promo

Vivienne Westwood schimpft. Das Erzählen ihres eigenen Lebens langweile sie. Auch wenn sie natürlich einsehe, dass der Regisseurin Lorna Tucker nichts anderes übrigbliebe, als sie danach zu fragen. Zweifelsohne war die Ende Dezember im Alter von 81 Jahren verstorbene britische Modeschöpferin eine sehr unterhaltsame Protagonistin, was im Rahmen eines Dokumentarfilms („Westwood“, GB 2018), der durch die Stationen eines abwechslungsreichen Lebens führt, ja immer schon die halbe Miete bedeutet.

Bis zuletzt entwarf Westwood Kleidung, die sie im Film selbst als zeitlos beschreibt, doch am bekanntesten ist natürlich ihre Rolle im britischen Punk der 1970er Jahre, als es ihr an der Seite von Malcolm McLaren gelang, aus der Revolte gelangweilter Teenager eine Mode und aus zerrissenen T-Shirts ein Geschäft zu machen.

Und es ist schon auch lustig anzusehen, wie hier eine Kuratorin des Victoria & Albert Museums das von Westwood entworfene, ikonische „Destroy“-T-Shirt mit Handschuhen anfasst: ein bedeutendes kulturelles Artefakt.

Vivienne Westwood lebte ihr Leben glücklicherweise weniger museal: Mit ihrem Mann Andreas Kronthaler führte sie ihr unabhängiges Modelabel, engagierte sich für den Umweltschutz und kümmerte sich trotz 140 Shops und 400 Mit­ar­bei­te­r:in­nen am liebsten um alles selbst. Eigenwillig ist sie dabei immer geblieben (28. 1., 16.15 Uhr, Xenon, 29. 1., 11.15 Uhr, Kant Kino).

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Der Name des amerikanischen Grafikers und Filmemachers Saul Bass (1920-1996) ist heute vor allem mit den markanten Titelvorspann-Sequenzen verbunden, die er unter anderem für viele Filme von Otto Preminger sowie für Alfred Hitchcocks „Psycho“ und „Vertigo“ schuf.

Einmal jedoch hatte Bass auch die Gelegenheit, einen abendfüllenden Spielfilm selbst zu inszenieren: Der Science-Fiction-Film „Phase IV“ entstand 1974 und erzählt vom aussichtslosen Kampf zweier Wissenschaftler gegen Ameisenvölker in der Wüste von Arizona, die offenbar eine Superintelligenz entwickelt haben und nach der Weltherrschaft streben.

Ein klassischer „Monster“-Thriller ist „Phase IV“ dabei allerdings nicht, sondern viel eher ein intellektueller und surrealer Albtraum mit fantastischen Tricksequenzen, die einfach auf die große Kinoleinwand gehören (27. 1., 22.30 Uhr, 28. 1., 22.15 Uhr, Zeiss Großplanetarium).

Bereits das Jahr 2022 stand bei der Deutschen Kinemathek im Zeichen von Werner Herzog und dessen 80. Geburtstag, mit der großen (noch bis März laufenden) Ausstellung, der dazu gehörigen Publikation und einer Herzog-Autogrammstunde. Nun gibt es auch noch eine fünfzehn Filme umfassende Werkschau dazu, die von der Kinemathek in Ermangelung eines eigenen Kinos im Arsenal gezeigt wird.

Eröffnet wird am 1. Februar mit Herzogs neuem Dokumentarfilm „The Fire Within: A Requiem for Katia and Maurice Krafft“ über ein französisches Vukanologen-Ehepaar, einem Werk, das in vielerlei Hinsicht exemplarisch für den genialischen Regisseur stehen kann: für die Konsequenz, mit der er immer wieder eigenen Obsessionen folgt, für seine Fähigkeit, sich das Material anderer Filmemacher anzueignen und daraus etwas ganz Eigenes zu machen und für die Faszination für die Schnittstelle zwischen Natur und Kunst. Rainer Rother, der Direktor der Kinemathek, wird eine kleine Einführung halten (1. 2., 20 Uhr, Kino Arsenal).

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Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.

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