piwik no script img

Kindererziehung für öffentlichen RaumWie Kinder im Alltag schützen?

Für Eltern ist es eine heikle Frage: Würde das eigene Kind mit Fremden mitgehen? Oder würde es sich wehren, wenn ihm jemand zu nahe kommt?

Ein verlassenes Schaukelpferd auf einem Spielplatz Foto: Manngold/imago

D as große Kind zieht immer weitere Kreise, wenn wir draußen sind. Auch wenn es vernünftig ist, lässt mich der Gedanke nicht los, dass wir ein Gespräch führen sollten. Unklar ist mir noch, welches. „Sprich nicht mit Fremden“ scheint mir veraltet, zu radikal und nicht umsetzbar.

Die Kinder sehen mich ständig mit Fremden sprechen. Beim Einkaufen, auf dem Spielplatz, wenn jemand nach dem Weg fragt. Außerdem bringe ich ihnen doch auch bei, die Menschen zu grüßen, denen sie im Hausflur begegnen oder die unsere Mülltonnen abholen.

Vielleicht ist die bessere Regel, dass sie mit Fremden sprechen dürfen, solange eine enge Vertrauensperson daneben steht. Vielleicht ist es besser, mit ihnen gemeinsam zu besprechen, was für ein Gefühl ihnen jemand gibt, mit dem sie gesprochen haben. Ich glaube, dass Menschen, die Kindern unangebracht nahe kommen wollen, sich nicht als Monster präsentieren. Sie sind wahrscheinlich freundlich, stellen Fragen, versprechen Dinge.

Vielleicht ist es besser, Kindern zu erklären, was Privatsphäre ist. Vielleicht hilft es auch zu sagen, dass es ganz egal ist, was den Kindern jemand an schönen Dingen verspricht, weil sie von ihren Vertrauenspersonen immer das Doppelte davon bekommen, wenn sie sofort zu ihnen laufen und berichten. Das ist ein gewagter Ansatz. Aber ich gebe meinen Kindern lieber drei Kilo Schokolade und 28 Hundewelpen, bevor sie auf so eine Masche hereinfallen.

Gute und schlechte Geheimnisse

Ich weiß, in den meisten Fällen sind es keine Fremden, die Kindern Gewalt antun, sondern Menschen aus ihrem Umfeld, die sie kennen. Nur nützt mir Statistik nichts, wenn ich das Kind im Park aus den Augen verliere.

Über körperliche Grenzen – die der Kinder selbst und die von anderen Menschen – reden wir ohnehin regelmäßig. Die Kinder bestimmen selbst über ihren Körper, sie werden nicht fixiert, sofern es nicht eine medizinische Maßnahme verlangt. Sie werden auch nicht gezwungen, jemanden zu küssen oder zu umarmen.

Übernachtungen bei befreundeten Kindern halte ich grundsätzlich für schwierig. Zu viele Emotionen und Dynamiken wirken da, ich kann mich erinnern, wie gemein kleine Kinder sein können. Bisher erlauben wir das nicht. Wir sprechen auch oft über das Neinsagen und über den Unterschied zwischen guten und schlechten Geheimnissen.

Hilfe holen wird oft gleichgesetzt mit Petzen

Das ist nicht einfach. Leider ist es auch heute noch verbreitet, Kinder als Petzen zu bezeichnen, wenn sie sich Hilfe von Erwachsenen holen. Es ist absurd, Kindern zu sagen, sie sollten sich uns anvertrauen, sie dann aber herunterzumachen, weil es uns nicht wichtig genug erscheint, was sie uns anvertrauen.

Die Einteilung in kleine und große Grenzüberschreitungen können Kinder oft nicht vornehmen. Dabei können wir helfen, ohne uns über sie lustig zu machen. Sonst berichtet das Kind vielleicht irgendwann nichts mehr oder andere versuchen es auszunutzen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Saskia Hödl
Autorin
Jahrgang 1985, ist freie Autorin in Wien und schreibt über Politik, Medien und Gesellschaft. Ehemalige taz panter Volontärin, taz eins Redakteurin und taz2&Medien Ressortleiterin.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Huch - der Zettelkasten umgefallen? Na Glückwunsch.



    🎊 Wundertüte! Newahr. An jeder Ecke ne Überraschung!

    kurz - 🏳️ bürgerlich! Wat höbt wi lacht! Ok großes Bruderherz*39.



    Lange vor ehra Zeit - als es noch bürgerlich Kindermädchen gab.



    “Nun geht doch mal nachschauen - ob er da wirklich sitzt!“



    Und der Weißschopf saß da - spachtelte sein Eis mit wildfremden Soldaten!



    Soweit ihm seine Suade über Gott & die Welt - bei 500 Anschlägen pro Minute - dafür Luft & Zeit ließen!



    &



    “Also - meine 2x Zwillinge & dat Illing zusammen nicht so viel - wie ihr einer ratscht!“



    & hück?



    Wenn ihn was interessiert: stundenlang! But.



    Ansonsten maulfaul vom Feinsten. Why? Post WK II SBZ.



    “Sag nix. Laß dich nicht ausfragen!“ etc usw usf



    Unsere Eltern waren PGs & die Ströbele-Generation hat/te für mich immer etwas von “disparate broken generation“.



    (ps ansonsten waren unsere Eltern von Helikopter & ähnlichem Unfug meilenweit entfernt & “gut, daß du mich immer an der langen Leine hast!



    Anders als meine Kommilitonen da noch lange rumdoktern - hab ich meinen Kram längst auffe Reihe!“ - der Jüngste & Ende 🎡 der Eitelkeiten;)

    kurz - Über den Rest hab ich mit zwei Runden Kids sicherlich keine Sekunde lang drüber nachgedacht! Warum auch. Alles mit Schisselaweng & gut is! Woll.



    Normal.