Kindercasting Show: Immer auf die Kleinen
„The Voice Kids“ startet am Freitag Abend auf Sat 1. Und Sänger Tim Bendzko trällert das alte Lied von der Natürlichkeit der Kinder.
Tim Bendzko verbreitet ordentlich Begeisterung vor dem Start der Kindercastingshow „The Voice Kids“ auf Sat.1. „Sie können sich schlechter verstecken," sagt der Mann, der auch Jurymitglied in der Sendung ist "weil sie einfach so natürlich sind, sie haben sich nicht 1.000 Schalen überzogen, die du wegpulen musst, bis du die echte Stimme hörst – und den Menschen dahinter.“
Nachdem die beiden ersten Staffeln des Formats für Erwachsene bereits erfolgreich bei ProSieben und Sat.1 liefen, sollen nun Kinder zwischen 8 und 14 Jahren gegeneinander antreten. Dem Sieger winkt nach Angaben des Senders ein Ausbildungsvertrag in Höhe von 15.000 Euro sowie die Option für einen Plattenvertrag.
Die Idee ist nicht neu. Bereits letztes Jahr feierte RTL mit „DSDS Kids“ seinen Kindercastingeinstand. Die Sendung kam damals wesentlich harmloser daher als von vielen Kritikern im Vorfeld befürchtet. Denn anders als beim großen Bruder wurden die kleinen Kandidaten nicht vorgeführt, sondern mit Lobeshymnen überschüttet. Das wird bei „The Voice Kids“ nicht anders sein.
Unterdessen mehrte sich zum Sendestart auch die Kritik an dem Kindercasting. Gerade für Kinder sei es nicht leicht, öffentlich als Verlierer hingestellt zu werden, erklärte Bernhard Schorb von der Medieninitiative „Schau hin!“. Zumindest sollten Eltern mit ihren Kindern kritisch über den Unterschied zwischen Schein und Sein sprechen. Gerade jüngeren Kindern falle es oftmals schwer zu erkennen, dass es sich bei Castingshows um inszenierte Sendungen handele.
Daran sollte vielleicht auch Tim Bendzko noch mal jemand erinnern. Beim Vorbild „DSDS Kids“ performten die Kleinen, hergerichtet von Stylisten und als Miniatur-Erwachsene mit antrainierten Posen. Natürlichkeit? Was „The Voice Kids“ und Co. hervorpulen, sind kleine Kunstfiguren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher