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Kinderbücher, die vor Fremden warnenSchmeißt diese Bücher weg!

Luise Strothmann
Kommentar von Luise Strothmann

Unzählige Kinderbücher wollen vor sexualisierter Gewalt schützen. Aber die Botschaft „Ich gehe nicht mit Fremden mit“ ist fatal.

Ein Spielplatz im Regen. Wo sind all die Kinder hin? Foto: dpa

M ax, ein Kindergartenkind, ist mit seiner Mutter einkaufen. Irgendwann hat er keine Lust mehr, seine Mutter sagt: Warte auf dem Spielplatz, wo dein Freund Nico ist, ich hol dich dort ab. Max und Nico bauen Sandburgen, dann beginnt es zu regnen. Alle Kinder und ihre Eltern gehen nach Hause. Max bleibt allein zurück.

Da kommt ein Mann mit Regenschirm, der in der selben Straße wohnt, und fragt, ob er Max nach Hause bringen soll. Max überlegt – seine Mutter hat gesagt, er solle niemals mit einem Fremden mitgehen. „Wer weiß, was das für einer ist“, denkt sich Max. „Eine verwandelte Hexe? Oder ein Kinderklauer?“ Er sagt Nein, der Mann geht. Max ist bis auf die Haut nass. Dann kommt seine Mutter und entschuldigt sich, dass sie so lange an der Kasse warten musste. Sie sagt, Max habe alles richtig gemacht, und kocht ihm zu Hause einen Kakao.

Das Buch heißt „Max geht nicht mit Fremden mit“ und hat auf Amazon 53-mal fünf Sterne. „Ein wichtiges Thema, eine schöne Geschichte, ein perfektes Ende.“ – „Die Geschichte ist gut gewählt, und meine Tochter hat die Botschaft mit dem Kinderklauer und der Hexe sofort verinnerlicht.“ – „Fazit: absolut empfehlenswert!“

Ich finde: Der sympathischste Erwachsene in diesem Buch ist der Mann, der Max Hilfe anbietet.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und rund um die Uhr bei Facebook und Twitter.

Wenn „Max geht nicht mit Fremden mit“ nur irgendeins in der viel zu großen Bibliothek schlechter Kinderbücher wäre, würde es sich nicht lohnen, darüber eine Zeitungsseite vollzuschreiben. Aber leider ist es Ausdruck von etwas, das gesellschaftlich verdammt schiefläuft: der Art, wie wir über sexualisierte Gewalt sprechen und wie wir versuchen, Menschen davor zu schützen.

Es gibt da nämlich auch „Conni geht nicht mit Fremden mit“ und „Jule geht nicht mit Fremden mit“. Alles Pixi-Bücher – diese kleinen, die man für 99 Cent vom Wühltisch der Bahnhofsbuchhandlung fischt. Daneben gibt es stapelweise andere Bücher mit derselben Botschaft, auch eins von Veronica Ferres. „Ab 3 Jahren“, steht auf der Rückseite der Geschichte von Max.

Um es klar zu sagen: Bitte lesen Sie niemals Kleinkindern solche Bücher vor. Und wenn Sie sie in Ihrem Regal finden: Schmeißen Sie sie in den Müll.

„Geh nicht mit Fremden mit“ ist der kleine Bruder von „Zieh keinen so kurzen Rock an“. Es sind Handlungsratschläge an potenzielle Opfer. Sie stellen einen Zusammenhang her zwischen ihrem Verhalten und der Wahrscheinlichkeit, dass ihnen Gewalt geschieht.

In dem Buch „Ich kenn dich nicht, ich geh nicht mit!“ verhindert eine ältere Frau aus der Nachbarschaft gerade noch, dass Hannah mit einem Mann mitgeht, der ihr ein Welpenfoto gezeigt hat. Das Ende der Geschichte: „Mama weint. Und da weint Hannah auch. ‚Es ist ja alles wieder gut‘, tröstet Charlottes Mama. ‚Wie gut, dass zwei aufgepasst haben – Frau Winterhage und Charlotte.‘ ‚Nein!‘, ruft Mama. 'Jedes Kind muss selbst aufpassen!“

‚Ja‘, sagt Charlotte.“

Jedes Kind muss auf sich selbst aufpassen. Das ist die Botschaft. Und wenn ein Kind das im Ernstfall nicht schafft?

Ich befürchte: Mit der Auf-sich-aufpassen-­Regel im Kopf ist es schwer, sich nicht mitschuldig zu fühlen. Weil man sie verletzt hat. Dabei wäre das wichtigste Mantra: Es ist immer – immer! – der Täter verantwortlich. Das klingt banal. Aber es ist gerade erst vier Monate her, dass eine Anwältin im Abschlussplädoyer eines Vergewaltigungsprozesses erwähnte, das mutmaßliche Oper habe einen Tanga mit Spitze getragen.

Erziehung mit Angst

Es ist verständlich, dass Menschen Angst davor haben, jemand könnte ihr Kind verletzen. Ein Freund fragte mich: Wenn es ein einziges Kind gibt, dass durch solche Geschichten eine Möglichkeit im Kopf hat, sich aus einer Situation zu retten – reicht das nicht schon als Legitimation?

Ich finde: Nein. Denn diese Rechnung ignoriert den Schaden, den solche Erzählungen anrichten. Es ist Erziehung, die mit Ängsten arbeitet statt mit Ermächtigung.

„Du darfst niemals mit Fremden reden“, sagte eine Freundin ihrer Tochter, fünf Jahre alt, die seit Kurzem samstags alleine die Brötchen holt. Ich als Erwachsene verstehe, was sie meint. Aber was hört ein Kind? „Aber mit der Verkäuferin darf ich reden, oder?“, fragte die Tochter zurück.

In der Großstadt begegnen einem Kind fast ausschließlich Fremde. Die Gemüsehändlerin, die fragt, ob es einen Apfel möchte. Der Mensch, der in der U-Bahn die blinkenden Gummistiefel feiert. Der Jugendliche, der ihm auf der Straße hinterherruft, weil ein Handschuh liegen geblieben ist. Wollen wir ihm verbieten, mit ihnen zu sprechen? Was für eine Gesellschaft entsteht, wenn wir Kindern beibringen, dass von Fremden grundsätzlich etwas Schlechtes zu erwarten ist?

Nachts im Park

Die Idee, dass der Vergewaltiger ein fremder Mann ist, hat sich eingebrannt. Ich fürchte mich nachts auf dem Heimweg durch den Park, dass jemand in den Büschen lauern könnte. Obwohl ich weiß, dass es viel wahrscheinlicher ist, von dem Typen vergewaltigt zu werden, der eben auf der Party unbedingt noch weiterquatschen wollte.

Die harte Realität: Die allermeisten sexualisierten Übergriffe und die allermeiste Gewalt an Kindern geschieht im Vertrauten. Nur etwa 20 Prozent der Täter_innen sind für die Betroffenen Unbekannte. Und bei dieser Gruppe geht es größtenteils um Exhibitionismus.

Im Vergleich: Allein 30 Prozent der Missbrauchenden kommen aus dem engsten Familienkreis oder dem Haushalt des Kindes. Das sind die offiziellen Zahlen der Polizei – alle Expertinnen gehen davon aus, dass der Prozentsatz noch deutlich höher liegt, weil Vertraute viel seltener angezeigt werden.

Die Art wie Täter konstruiert werden, ist mehr als unbedarfte Pädagogik. Der „Kinderschänder“ erfüllt eine gesellschaftliche Funktion. Er ist „der Andere“, möglichst fremd, möglichst weit weg. Damit lenken wir davon ab, dass es um alle geht.

Wir überschreiten ständig Grenzen. Ich zwinge meinen Kindern meinen Willen auf, lasse sie nicht über ihren Körper bestimmen, jeden Tag. Wenn ich sie hochhebe, ohne zu fragen. Oder mit Sonnenmilch eincreme, obwohl sie das nicht wollen.

Das ist etwas anderes. Aber auch dasselbe.

Es ist ziemlich gemütlich, seinen Kindern ein Buch vorzulesen über den gefährlichen Mann mit dem Welpenbild, mit ihnen dreimal den Satz zu üben: „Nein, mit Fremden geh ich nicht“, und dann mit dem guten Gefühl einzuschlafen, etwas dafür getan zu haben, dass ihnen nichts geschieht.

Prävention ist anstrengend

Ich kann das gut verstehen. Wirkliche Prävention von Missbrauch ist nämlich anstrengend. Weil sie Dinge beinhaltet, die auch Erwachsene nicht richtig können und die im Alltag oft nerven.

Zum Beispiel Kindern beizubringen, dass auch Erwachsene Fehler machen und man ruhig sagen darf, wenn sich etwas nicht richtig anfühlt. Nein sagen. Spüren lernen: Was fühlt sich gut an? Wie heißt dieses Gefühl?

Empfindungen äußern dürfen. Und die Erfahrung machen, dass sie dann nicht sofort infrage gestellt werden. Über den eigenen Körper, über Nähe und Distanz entscheiden dürfen. Nicht küssen, kuscheln, raufen müssen, selbst wenn Tante Anna beleidigt ist. Geschlechtsteile benennen und so selbstverständlich über sie reden wie über Zeh und Ellenbogen. Grenzen setzen und die Grenzen anderer beachten.

Und im besten Fall: lernen, dass man in Not­si­tua­tio­nen von anderen Hilfe erwarten kann. „Denn alle, die groß sind, sollen sich um die kümmern, die klein sind. So ist das.“ So endet ein tolles Kinderbuch zu Gewalt in der Familie.

Ich habe lange überlegt, was ich zu Max gesagt hätte, der auf dem Sandkastenrand sitzt. Vielleicht hätte ich ihm angeboten, gemeinsam mit dem Regenschirm auf seine Mutter zu warten. Oder ihm zumindest den Regenschirm geschenkt.

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Luise Strothmann
Leitung zukunft
Kam 2009 als Volontärin zur taz, war ab 2010 Redakteurin der Wochenendausgabe und seit 2016 deren Vize-Ressortleiterin. Dort betreute sie die Titelgeschichten. Für ihren Text "Das Ende der Angst" bekam sie 2015 den Medienpreis der Deutschen Aids-Stiftung, für eine Langstrecke über männliche Verhütung war sie für den Reporter*innenpreis in der Kategorie Wissenschaftsjournalismus nominiert, außerdem wurde sie zweimal vom Medium Magazin ausgezeichnet. Sie arbeitete am Innovationsreport der taz mit, war knapp zwei Jahre verantwortlich für die Weiterentwicklung der taz im Netz und ein Jahr lang Entwicklungsredakteurin der Chefredaktion für Reportage und Recherche im taz-Investigativteam. Seit 2022 leitet sie das neue Zukunftsteam der wochentaz zu Klima, Wissen und Utopien und ist Mitautorin des Newsletters TEAM ZUKUNFT. Luise Strothmann unterrichtet Reportage an der katholischen Journalistenschule ifp, ist in der Auswahlkomission der Nannenschule und Teil der Jury des Egon-Erwin-Kisch-Preises.
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31 Kommentare

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  • Im Normalfall enthalte ich mich eines Kommentars, aber dieser Text.. Ein Zusammenbringen der zugegeben immer noch existenten Täter-Opfer-Umkehr (Kurzes Röckchen? Du bist schuld) und der Mahnung zur Vorsicht ist absoluter Quark.



    Auch die Erwähnung, dass die meisten Kinder zu Hause Gewalt ausgesetzt sind, oder dass Erwachsene auch mal nur helfen wollen - puh.



    Die Bücher haben im Titel worum es geht: Geh nicht mit Fremden mit - Punkt.



    Sie thematisieren nicht, "Papi hat mich angefasst - ist das OK?", "Darf ich kurze Röckchen tragen und nachts durch den Park gehen, Mami?", "Die Frau am Kiosk hat mir einen Apfel geschenkt - Ein schöner Tag!"



    Das wäre ja so, als würde ich ein Buch über die Pflege von Kirschbäumen kaufen wollen und erhalte eines über alle Bäume, weil es ja eben nicht nur Kirschbäume auf der Welt gibt, die man pflegen sollte. Es ist wahrlich ein schlecht durchdachter Artikel.



    Über die Qualität von Kinderbüchern lässt sich oft streiten, aber eine ganze Sparte gleich zu verdammen - Oh ...

  • Ich glaube Frau Strothmann theoretisiert eher als dass sie weiss wovon sie schreibt. Vielleicht wird sie ihren Artikel in einigen Jahren anders sehen. Eltern mit Kindern im grundschulpflichtigen Alter haben meist weniger Probleme mit klaren, strikten Vorgaben wie "Geh nicht mit Fremden mit". Sie wissen, dass sie im Zweifel über das Ziel hinausschiessen, aber ehrlich: wem schadet's ? Ich habe auch erstmal lernen müssen, dass man nicht beleidigt sein muss, wenn die Kinder in der neuen Nachbarschaft die gut gemeinte Schoki oder das Glas Wasser nicht annehmen wollen. Solange sie Kind sind und Gefahren/Absichten nicht gut einschätzen können, sollen sie ruhig diesen überhöhten Schutz haben. Mit dem Alter lernen sie, Menschen und Situationen besser einzuschätzen und können nach ihren eigenen Vorstellungen handeln.

  • Es gibt immer Pro und Contra. Ich habe mich mit 4 oder 5 irgendwo in der Stadt verlaufen und bin von einem (für mich) fremden Menschen (Bekanntenkreis der Eltern) nach Hause gebracht worden.

  • Ein Problem ist der Begriff der "Schuld" und die daraus resultierende Begrifflichkeit der "Täter-Opfer-Umkehr".



    Einerseits, ja, richtig, ich darf dem Opfer keine Schuld am Fehlverhalten des Täters zuweisen. Aber andererseits fehlt da manchmal auch ein Gefahrenbewusstsein oder eine Eigenverantwortung. Darum hat man dann doch irgendwie wieder eine Art Schuld?

    Nehmen wir einfach mal ein anderes Beispiel:



    Ich lasse meinen neuen Porsche mit offenen Türen und steckendem Zündschlüssel an der Straße stehen und gehe dann in meine Wohnung im 5. Stock, um kurz zu Frühstücken.



    Dann ist die Gefahr ziemlich groß, dass ich einen neuen Porsche die längste Zeit gehabt habe.



    Wenn mir dann meine Versicherung durch die Blume sagt, dass ich ein blöder Hund bin und selber Schuld, dass meine Karre weg ist, ist das dann auch Täter-Opfer umkehr?



    Der Autodieb ist immer noch der der etwas falsches tut, er bestiehlt mich. In einer perfekten Welt, wäre es kein Problem ein Auto unabgeschlossen und abfahrbereit überall abzustellen. Nur leben wir eben nicht in einer solchen.

    Sollte ich also nicht meinen Kindern beibringen, dass ein gesundes Gefahrenbewusstsein (man kann es auch Angst nennen, wenn man denn mag) sinnvoll ist?



    Egal ob jetzt mein Kleinkind nicht mit irgendwem mitgehen soll, oder meine Tochter vielleicht nochmal drüber nachdenkt ob der gürtelbreite Rock die beste Idee ist in der Kneipe in die sie gehen will, oder mein Sohn vielleicht doch besser die Straßenseite wechselt, wenn ein paar möglicherweise auf Krawall getrimmte Jugendliche dort herumlungern.

    Aber vielleicht ist diese Einstellung ein Zeichen dafür, in was für einer sicheren Umgebung wir hier bei uns (noch?) leben. Einer Gesellschaft, in der ich mein Trainingsschwert nach dem Training neben mir abstellen kann und dafür keine leicht panischen Blicke ernte, sondern eher freundliches Interesse.

  • Ich habe selten so einen Quark gelesen. Natürlich soll man einem Kind beibringen, nicht mit Leuten mitgzuehen, die es nicht kennt. Ebenso wie man ihnen beibringt, nicht auf einer viel befahrenen Straße zu tanzen oder in die Steckdose zu greifen.



    Ich wuchs in einer Zeit auf, in der Missbrauch überhaupt nicht thematisiert wurde, aber die Entführung von Kindern aus unterschiedlichen Gründen durchaus vorkam und auch Thema war.

    Wenn man darüber nachdenkt: Was für ein Interesse kann ein erwachsener Mensch haben, sich einem Kind zu nähern und es zum Mitgehen aufzufordern? Selbst wenn sie oder er dem Kind wirklich nur Kuchen und Süßes anbieten will, ist es eine unangemessene Annäherung, und der Erwachsene sollte sich an Menschen halten, die zumindest der Altersgruppe "ebenfalls erwachsen" angehören.

  • Ich finde, die Einschätzung von Luise Strothmann nicht realistisch, dass man auf solche Ratschläge wie „Geh nicht mit Fremden mit“ verzichten kann. Solche Bilderbücher helfen in der pädagogischen Arbeit in der Tat immer wieder sehr gut, mit Kindern gedanklich solche Situationen durchzuspielen. Gerade mit Jungs, die man meist nicht „ermächtigen“ muss, weil sie sehr mutig auch mal in fremde Autos einsteigen. In Gegenteil! Es ist wichtig, Kindern klar zu machen, dass gewalttätige Erwachsene nicht als solche zu erkennen sind. Da ist wirklich Misstrauen angesagt. Leider. Zu viele Opfer haben zuerst ihren Tätern vertraut.

  • Wenn niemand mit Fremden redet bleiben wir uns alle fremd. Wie schön muss es sein in solch einer Gesellschaft groß zu werden. Wir lassen seit 15 Jahren unseren Haustürschlüssel Tag und Nacht und im Urlaub draußen stecken. So kann sich kein Familienmitglied ausschließen. Eine Haustür mit Türklinke war leider nicht zu bekommen. Einbrecher/innen finden sowieso ihre Wege, Kinderschänder leider auch...

  • Was mich an der Argumentation der Autorin stört: Der einseitige Fokus auf möglichen sexuellen Missbrauch...was ist mit den „Fremden“ die Kinder „nur“ deswegen entführen wollen um von den Eltern Lösegeld zu erpressen?!

  • Was für eine abstruse Logik Erwachsene "Vergewaltigung Opfer Prozesse" als Gradmesser zu nehmen um vor Kinderbücher zu warnen.

    "Bitte lesen Sie niemals Kleinkindern solche Bücher vor. Und wenn Sie sie in Ihrem Regal finden: Schmeißen Sie sie in den Müll."

    Erzählen sie das mal den Eltern der z.B. Lügde Opfer.

    www.taz.de/Archiv-...6919&s=l%C3%BCgde/

    Natürlich sollten Kinder gegenüber Fremden sensibilisiert werden.



    Kinder sind sonst viel zu schnell Opfer. Wenn sie Kinder haben wissen sie das.

    Besser der Artikel hier in den Müll als die Bücher die warnen.

  • Also, wir haben mit unserem Kurzen (3J.) Das Buch gelesen. Er fand es spannend.



    Ich finde es zudem weltfremd anzunehmen, dass sich ein Kind nach der Lektüre fragt, ob es irgendwo Brötchen kaufen darf.



    Wir hatten eine sehr gesunde Diskussion über "wer ist fremd und wer nicht".

    Zumal: Was wäre denn passiert, wenn Max mitgegangen wäre und der Typ wollte wirklich nur helfen? Ich wäre ziemlich erschrocken, wenn mein Kind nicht mehr auf dem Spielplatz wäre, wenn ich es abholen komme. Und es dann vielleicht Zuhause vor verschlossener Türe wiederfinde? Und gut fürs Kind wäre das auch nicht.

    Und zu der Pseudo-Opfer-Küchentischpsychologie:



    Ein kleines Kind ermächtige ich durch klare Handlungsempfehlungen. Es ist viel einfacher für ein Kind zu sagen: "nein mein Papa hat gesagt, ich darf nicht mitgehen", weil die Verantwortung dann nicht im Kind selbst, sondern beim entsprechenden Elter liegt.

    Auch an den entsprechenden Erwachsenen ist das ein klares Signal. Wenn er wirklich helfen möchte, dann gibt er dem Kind hiernach halt seinen Schirm, oder ruft die Polizei oder, oder, oder.

  • Danke. Sehr wertvoll.



    Dass 70% des sexuellen Missbrauchs aus dem vertrauten Nah Umfeld einer Familie kommen, war bereits 1987 (acht-sieben!) das Fazit einer mehrteiligen Serie im Deutschen Ärzteblatt. (Über Internetsuche zugänglich.) - Weshalb ausgerechnet da? - Weil Ärztinnen und Ärzte oft die Ersten sind, die die Folgen bemerken können.



    Wir brauchen mehr Vertrauenskultur und Kinder und Erwachsene, die auch ihrem Bauchgefühl/ Intuition trauen, statt "alle Fremden unter General Verdacht zu stellen".

    Deshalb danke für diesen ausführlichen Artikel.



    MfG Guy Hofmann



    (Vater von sechs Töchtern zwischen 5 und 33 Jahren)

  • Leider sehr wahr: Kinder, die Missbrauch in der eigenen Familie erleben, von ihnen nahestehenden Erwachsenen, stehen erst mal ziemlich ohne Schutz da. Jugendamt und Co tun sich schwer, wenn der Täter der Vater ist. Selbst Kinderschutzvereine etc. geben dann zu (!), dass es rechtlich keine schnelle Hilfe gibt. Habe es im Freundeskreis erlebt. Resultat: Alle schweigen. Wirkliche Aufklärung und Enttabuisierung findet nicht statt. Unfassbar!

  • Richtig. Der sympatischte Mann war der, der etwas machte. Im Zweifel ist es besser zu handeln statt Kinder im im Regen stehen zu lassen.

    Und er hat eine „erwachsene“ nd ebenso klare und passende Antwort bekommen.

    Ergo. Alles tutti completti. everybody hat sich perfekt verhalten. Mutti inklusive.

  • "Mir wird von alledem so dumm, als ging mir ein Mühlrad im Kopf herum."

    Ach ja, der Faust müsste noch durchgegendert werden......."Die Räuber", "Die Glocke" und natürlich "Nathan der Weise". Na....und....was ist mit den Russen?..... die ich so liebe, darf manns noch lesen, gar drucken oder verkaufen???? wenns nicht w/m/d ist? Der ganze Puschkin, Dostijewski und Tolstoi....."Krieg und Frieden"..konnten Natascha und Nikolai, Andrej und Marja...1805, der Krieg gegen Napolen stand gerade bevor.... ahnen wies um ihrer Sprache seht? Iim Russischen solls glaube ich noch komlizierter sein....

  • Wahnsinn. Wo bleibt den bei solch einem einseitigen Artikel eine passende Buchempfehlung? 😉



    Im übrigen hat mir mit ca. 9 Jahren, diese ach so schlimmen Art über das Thema Fremde/Entführung/Missbrauch zu sprechen, zu 99% das Leben gerettet o. mich vor einem lebenslangen Trauma bewahrt; als ich einer Situation von einem fremden, netten Mann angesprochen und nach Hilfe gefragt wurde und mich genau aus diesem Misstrauen heraus geweigert habe mit dieser Person mitzugehen. Als wenn ein 9-jähriger beim Auto anschieben helfen kann 😂 Es ist ja toll und wichtig mit seinen Kindern über den Körper und alles so selbstverständlich zu reden wie über das Mittagessen, aber genauso gehört es dazu zu betonen, dass man mit Fremden nicht mitgeht, egal was sie wollen. Kinder lernen schon sehr gut zu unterscheiden ob der Fremde einem auf dem Wochenmarkt jede Woche die Brötchen verkauft oder einen in einer Straßenecke anquatscht. Ich bin jedes Mal stolz auf meinen Junior, wenn er im Supermarkt lautstark „Lass das“ oder „Nein“ ruft, wenn wieder einmal irgendein ekeliger fremder Opa meint ihm im Gesicht herum fummeln zu müssen oder durch die Haare zu wuscheln weil er doch so süß ist, wenn man mal gerade nicht hinschaut. Denn das ist keine Art und Weise ein Kind anzusprechen, egal ob fremd oder zur Familie gehörend. Denn wer dieses gesunde Misstrauen nicht lernt, der wird das erste Opfer das draußen herum läuft weil man es nicht gelernt hat von vorn herein nein zu sagen, sondern erst mal zu schauen was der Fremde Kerl denn da überhaupt von einem will. Auch die Großeltern haben gelernt, zu fragen bevor geknutscht wird. Vielleicht sollte man seinen Kindern lieber mehr zutrauen, hinsichtlich der richtigen Einordnung 😉

  • Leider hat die Autorin sich offensichtlich nicht mit Opferpsychologie beschäftigt, es gibt tatsächlich psychologisch prädestinierte Opfer.



    Aber das sind keine Menschen, die sich ein gesundes Bewusstsein über Risiken haben, sondern solche Menschen die entweder komplett sorglos durch die Welt wandern, oder jene die hinter jeden ecke einen Vergewaltiger oder Totschläger vermuten. Der beste Weg opferfrei durchs Leben zu gehen, ist eine realistische Einschätzung der Gefahren, um einen herum zu haben, die die Handlungsweise darauf anzupassen.



    Einer Frau bei gewissen Situationen zu raten keinen zu kurzen Rock anzuziehen, heißt nicht, dass sie schuld ist, wenn ihr dann etwas passiert, wenn sie es doch tut, sondern schlicht eine Risikominimierung



    Der Spruch „erzähl mir nicht, was ich anziehen soll, sondern sag dem Vergewaltiger, dass er mich in Ruhe lassen soll“ ist leider so dämlich wie naiv, Denn er geht davon aus, Vergewaltiger nicht wissen, das Vergewaltigen schlecht ist. Ebenso wie die überwältigende Mehrheit aller Menschen wissen das auch die meisten Vergewaltiger. Das Problem ist, dass es Menschen mit antisozialer Persönlichkeit gibt, denen egal ist, was die anderen 99,x% sagen, oder was erlaubt ist, einigen ist es sogar egal, ob sie dafür bestraft werden. Deshalb sind auch 75 % der gewalttätigen Gefängnisinsassen von dieser Störung betroffen.



    2% aller Menschen haben eine Dissoziale Persönlichkeitsstörung. Nicht alle davon sind diese bösen fremden Männer, mit denen man nicht mitgehen darf, einige sind auch als Investmentbanker erfolgreich, oder ähnlichen Berufen, bei denen man möglichst unempathisch sein muss.



    Selbst wenn nur 0,1% hier wirklich eine Gefahr darstellen (falls man denen schutzlos über den Weg läuft), ist es keine unrealistische Hochrechnung, für jemanden der jedes Wochenende auf Piste geht, dass man einem von denen alle zwei Monate über den Weg läuft und dann liegt man hoffentlich nicht im Alkoholkoma in der Seitenstraße. egal ob als Mann oder Frau.

  • Dem schließe ich mich voll und ganz an!



    Ein gesundes Mißtrauen ist absolut notwendig. Und Kinder müssen in jedem Fall wissen, daß auch Erwachsene nicht alles richtig machen.



    Wenn ich Frau Strothmann richtig verstehe, soll man generell davon ausgehen, daß Fremde einem nichts tun?! Läßt sie denn auch ihre Wohnungstür sperrangelweit offen, damit Fremde ungehindert ein- und ausgehen können oder läßt sie absolut jeden Unbekannten in ihre 4 Wände? Das käme nämlich in etwa auf`s Gleiche hinaus.

    • @Anne Schwarz:

      kinder die lernen, dass erwachsene immer recht haben, brauchen solche schwarz weiß botschaften, denn wie sollte man sonst erklären, das zu hause folgsamkeit angebracht ist und gegenüber fremden nicht, sind ja alles erwachsene, aus kindersicht.



      wenn kinder widerspruch leisten dürfen und nein sagen können, zu etwas das sie nicht wollen, ist das der richtige weg. diese diskussionen nerven zwar gewaltig und führen zu streit, aber nur so lernt ein kind sich durchzusetzen, aber auch einzustecken und zu akzeptieren.



      zähneputzen und eincremen gehören definitiv zu den positiven grenzüberschreitungen und auch das muß ein kind lernen, nicht alles läuft nach dem eigenen willen und machmal ist das sogar positiv.



      und nebenbei lernen erwachsene, das das kind auch recht haben kann. rechthaben liegt nicht in einer körperlichen eigenschaft begründet sondern im argument.

      • @nutzer:

        „wenn kinder widerspruch leisten dürfen und nein sagen können, zu etwas das sie nicht wollen, ist das der richtige weg“

        Das ist aber etwas, was Kinder erst lernen müssen und auch erst ab einem bestimmten Alter leisten können. Vorher sind starre Regeln nötig.

      • @nutzer:

        Nutzer - Meine Antwort war zu dem Kommentar von "Strolch" ...

    • @Anne Schwarz:

      "Wenn ich Frau Strothmann richtig verstehe, soll man generell davon ausgehen, daß Fremde einem nichts tun?! "

      Das Gegenteil von falsch, ist auch hier nicht richtig (und auch nicht gemeint).



      Es geht, darum Kinder selbst zu ermächtigen, ihr Urteilsvermögen zu stärken.



      Nicht jeder Fremde ist böse und nicht jeder Böse ist fremd.

  • Endlich sagt es noch jemand: Die aller-allermeisten Menschen sind nett, hilfsbereit, interessant, etc. Es sind gute Menschen! In kleinen Kindern einen Generalverdacht auf alle großen Menschen zu pflanzen schadet den Kindern und der Gesellschaft. Das notwendige Grundvertrauen der Kinder auf die Eltern und andere Menschen sollte mit den Jahren erweitert und nicht eingeschränkt werden.



    Natürlich gibt es auch böse Menschen. Aber deswegen lasse ich mir nicht Angst und Schrecken einpflanzen. Wie wollen wir miteinander leben, wenn niemand mehr dem anderen vertraut?

    • @Braini:

      Ich finde, ein gesundes Misstrauen ergänzt und verbessert das Urvertrauen. Es wird früher oder später sowieso irgendwas passieren, denn es gibt in jeder Gruppe Arschlöcher und Teilzeitarschlöcher. Wenn man Glück hat, hält sich die Quote an Gemeinheiten so bei etwa 30% der hintergehfähigen Abmachungen, wobei man mit kritischem Denken, Psychologie u.Ä. gut 20% an offensichtlichem Betrug rausfiltern kann. Dass es sehr sinnvoll ist, derartiges zu trainieren, zeigt auch die große Lust der Kleinen, sich und den großen gegenseitig Streiche zu spielen und damit die Vohersagefähigkeiten der Geärgertern zu verbessern.

      Im Kontext von sexuellen Übergriffen ist die Diskussion sicherlich herbe, aber letztlich passieren sehr viele davon, auch deshalb, weil die Opfer sich kaum wehren (u.A. eine Folge der veralteten offiziellen Empfehlung, eben dies nicht zu tun, um den Täter nicht auch noch zum Morden zu reizen, was statistisch gesehen Blödsinn ist). Es ist ein trauriger Reflex hier sofort von Schuld, bzw. von Schuldumkehr zu sprechen. Natürlich liegt die Schuld auf Täter*innenseite, aber das bringt den Opfern halt auch nix. Vielmehr hätte das Opfer die Chance gehabt, zu kämpfen, was statistisch das weit bessere Outcome hat und soziopsychologisch auch besser zu verkraften sein dürfte -- zumindest gibt es bei einem Täter mit blutig zerkratztem Gesicht keinerlei Zweifel an der Nichteinvernehmlichkeit.



      Leider geht diese Trennschärfe in sehr vielen Diskussionen verloren.

  • Kenne die Bücher (Max und Connie) von den Enkeln. Ja, alles stereotyp und nicht der narrativen Komplexität frönend, die die Autorin offenbar schätzt, aber he, es sind wenigstens keine Nordafrikaner. Und ja, ein tatsächlich besorgter Nachbar hätte mit Max zusammen gewartet - unter dem Schirm.

    Der Rest des Textes: normatives und weltfremdes Gequatsche: so müsst Ihr es machen:, ihr braucht ein "Mantra: Es ist immer – immer! – der Täter verantwortlich." Ja das ist so, aber ich brauche mit 3- bis 5-jährigen keine Anwaltsplädoyers erörtern, sondern muss Ihnen beibringen, dass es Regeln gibt, die dem Selbstschutz dienen. Die Aussage, dass damit Schuldgefühle hervorgerufen werden bei denen, die sich daran nicht halten und missbraucht werden und denen, die sich daran halten und missbraucht werden, ist Unsinn. Oder zumindest trifft es für die propagierte Erziehungslinie "Grenzen setzen und die Grenzen anderer beachten" genauso zu. Das kann auch scheitern - und löst dann keine Schuldgefühle aus?

    Stichwort Grenzen: "Wir überschreiten ständig Grenzen. Ich zwinge meinen Kindern meinen Willen auf, lasse sie nicht über ihren Körper bestimmen, jeden Tag. Wenn ich sie hochhebe, ohne zu fragen. Oder mit Sonnenmilch eincreme, obwohl sie das nicht wollen. Das ist etwas anderes. Aber auch dasselbe." Es ist nicht dasselbe. Diese Denke ist Ergebnis von als Achtsamkeit getarnter Egozentrik und eines psychologisierenden Reflexionsüberschusses.

    • @My Sharona:

      "Diese Denke ist Ergebnis von als Achtsamkeit getarnter Egozentrik und eines psychologisierenden Reflexionsüberschusses."

      Was ist denn ein "psychologisierender Reflexionsüberschuss"?



      Ich halte das Hineinversetzen in die Person, mit der ich zu tun habe, auch bei pädagogischen Maßnahmen noch immer für eine sehr nützliche Maßnahme, für mich als Erzieher Grenzen gegenüber dem/der zu Erziehenden/m zu setzen.



      Ich wische Menschen, wenn sie Speisereste am Mund haben z.B. nicht mit meinem eigenen Finger, den ich vorher mit meiner Spucke befeuchtet habe, nicht den Mund ab, weil ich das als Kind ekelhaft fand. Erziehung basiert zum Teil darauf, dass man seine eigenen Erfahrungen einsetzt und es besser macht, wie man es selbst erlebte.

    • @My Sharona:

      Inwiefern ist Grenzüberschreitung etwas grundsätzlich anderes als das Verneinen oder Aussetzen dieser Grenzen zu pädagogischen Zwecken? Sicherlich geschieht letzteres mitunter aus guten Gründen, aber wenn die kleinen daran gewöhnt sind, dass Erwachsene über ihren Körper verfügen können, dann werden sie sich auch bei Übergriffigen Erwachsenen weniger wehren, was dieser dann wiederum als Bestätigung auffassen werden.

      Außerdem ist es im Allgemeinen eher problematisch die Gegenseite pauschal zu psychopathologisieren.

    • @My Sharona:

      Eben auf Risikominimierungspotential im eigenen Verhalten hinzuweisen hat ja nichts damit zu tun, dass der Täter weniger Schuld ist (auch wenn deren Anwälte das natürlich so darstellen), aber selbst wenn die dafür Verknackt werden ist eine Vergewaltigung oder ein Überdenhaufengefahrenwerden im Straßenverkehr eine Erfahrung, die man dem Opfer ersparen sollte. Wen man das Risiko mit etwas Aufmerksamkeit im eigenen Verhalten vermeiden kann, ist es erwachsen diese Optionen wahrzunehmen, anstatt, wie eine Dreijährige, zu fordern "Nö sag denen einfach so sollen das lassen."

  • Sie haben mit Ihren Ausführungen zum allergrößten Teil Recht.



    Die Verantwortung liegt beim Täter, welcher Kraft- und Erfahrungsgefälle ausnutzt.



    Es darf nicht sein, dass das Kind das Gefühl bekommt, es habe nicht laut genug nein gesagt.



    Ein gewisses Maß an Misstrauen sollte allerdings doch jedes Kind gegenüber fremden Erwachsenen haben dürfen.

  • Hab noch jedes Pixi-Buch, dass irgendwie den Weg in den Bücherschrank meiner Kinder geschafft hat, in die Tonne gekippt, da die durchweg alle Mist sind - egal um welches Thema es sich da handelt.

  • Ach wie schön, sind differnzierte Ausformulierungen, die alle etwas für sich haben. Erklären Sie Ihren Ansatz bitte, einem 3, 4, 5 oder 6-jährigen. Wenn Sie meinen, er kann das ganze "wenn" und "dann" verstehen, dann gerne. Meine Erfahrung ist: Sie können es nicht so differenzieren. Was ist mit dem Mann, der nicht bei Regen, sondern bei bestem Sonnenschein anbietet, Max mit nach Hause in seine Straße zu begleiten? Da kommt einem als Erwachsener ein Störgefühl. Jetzt erklären Sie bitte einem 3- bis 6 jährigem den Unterschied und vertrauen darauf, dass er ihn versteht und in der konkreten Situation, richitg urteilt.

    Was ich damit sagen will: Alles zu seiner Zeit. Die Bücher richten sich an dreijährige. Ich lese meinen Kindern solche Bücher vor und werde es weiterhin tun. Und sei es auch nur, damit sich aus den 20% nicht 30% entwickeln. Denn, das ganze nennt sich Prävention und wie viele Taten diese verhindern, weiß man nicht.



    Genauso gut können wir den Sicherheitsgurt im Auto abschaffen. Die meisten Unfälle passieren daheim und nicht im Straßenverkehr. Da braucht man nicht ständig Angst vor Verkehrsunfällen zu haben, daheim ist viel gefährlicher.

    Und ganz nebenbei. Die Geschichten sind nicht neu. Man denke nur an Schneewittchen und die sieben Zwerge. Die Zwerge warnen Schneewittchen auch etwas von Fremden anzunehmen. Schneewittchen macht es dennoch und "stirbt". Der Gedanke hat daher nichts mit der heutigen Zeit und vermeintlichen Panikmache zu tun.

  • Die Schwierigkeit liegt a) in den Prozentzahlen, die unterschiedliche Bezüge haben und b) in Urängsten.

    Die Autorin schlägt vor, dass aufgrund von "nur" 20% Taten von Unbekannten die Ängste vor Fremden etc abschafft werden sollten. Da würde wohl nur eine verpflichtende Therapie in der Grundschule helfen.

    Was wäre dann weiter die Konsequenz bezüglich der 30% Täter im engsten Kreis? Könnte ja nur bedeuten, dass das Vertrauen in den engsten Kreis aufgelöst werden muss. Vielleicht durch Umerziehung im Kindergarten.

    Die Idee, Sicht- und Handlungsweisen in Frage zu stellen ist gut. Aber es gibt wohl keine einfachen Lösungen. Das Kinder misstrauisch sein sollten vor möglicherweise falschen Angeboten, kann so schlecht nicht sein. Für das Problem (Achtung Prozentzahlen, in wievielen Familien passiert nichts?!) in Familien muss es altersgerechte Szenarien geben. Kleine Kinder dürfen die Vertrauensrahmen nicht verlieren, bei größeren muss ein Problembewusstsein geweckt werden.