Kinder fragen, die taz antwortet: Wieso tragen Menschen nicht überall die gleiche Kleidung?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Juna, 5 Jahre alt.
Wenn wir morgens vor dem Kleiderschrank stehen, stellen wir uns alle mindestens eine Frage: Wie wird das Wetter heute? Denn wenn es kalt ist und regnet, würden die meisten Leute ungern nur ein T-Shirt tragen. Andersherum möchte niemand im Hochsommer in einem Pulli schwitzen. Für die meisten Menschen ist nach der Wetterfrage schon Schluss.
Manche aber fragen sich vielleicht auch: Was möchte ich mit meiner Kleidung ausdrücken? Man zieht sich anders an, wenn man einen wichtigen Termin mit seiner Chefin hat, als wenn man sich mit einer Freundin zum Kuchenessen trifft.
In anderen Ländern sieht Kleidung oft nochmal ganz anders aus. Valeska Schmidt-Thomsen ist Professorin für Modedesign an der Universität der Künste in Berlin. Sie erklärt, dass die unterschiedliche Kleidung mit der Erfindung der Webkunst zu tun hat. Durch Weben erhält man Stoffe. Die Materialien für diese Stoffe aber waren nicht in allen Regionen gleich. Manche Menschen hatten Zugriff auf pflanzliche, andere auf tierische Materialien. Irgendwann haben sie angefangen, die Stoffe zu gestalten, sie zu färben oder mit Mustern zu verzieren.
Auch hier gab es Unterschiede. Nicht in allen Ländern gab es alle Farben. Und auch wie der fertige Stoff dann am Körper getragen wurde, war verschieden, je nachdem, was Menschen praktisch fanden für bestimmte Arbeiten.
Durch die Digitalisierung gleichen sich Kleidungsstile an
Mancherorts wurde der Stoff gewickelt, wie bei indischen Saris bis heute, andernorts wurde er kunstvoll in Falten gelegt. Irgendwann hat man in Europa angefangen, Kleidung nach bestimmten Familienzugehörigkeiten zu tragen, ähnlich wie bei Fußballtrikots. Zur Zeit der industriellen Revolution vor mehr als 250 Jahren kamen in Europa dann Einheitsgrößen auf den Markt, weil damit in Masse produziert werden konnte.
Auf der anderen Seite gibt es bis heute in einigen afrikanischen und asiatischen Ländern die Tradition, dass sehr gute Schneider:innen ihre Kleidung im Schaufenster ausstellen und Menschen hereinkommen und sagen: Genau das möchte ich mir nähen lassen.
Barbara Vinken, Professorin für Literatur und Modetheorie in München, sagt dazu: „Heute sind Kleider durch die Digitalisierung ziemlich global geworden.“ Das bedeutet, dass Kleidung auf der ganzen Welt immer ähnlicher wird. Vinken nennt als Beispiele die Jogginghose oder den Kapuzenpulli. Ob das gut sei, wolle sie aber nicht beurteilen. Was denkst du, Juna? Raweel Nasir
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