Kinder fragen, die taz antwortet: Warum schrumpelt Haut im Wasser?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Jonathan, 4 Jahre alt
Das ist uns allen schon mal passiert, lieber Jonathan: Man liegt in der Badewanne, baut Schlösser aus den Bergen an Schaum, oder man kommt aus dem See nach dem Planschen und merkt plötzlich, dass sich etwas komisch anfühlt. Die Hände sind weich und lappig wie nasser Karton. Man guckt verwundert auf die Finger und sieht Rillen und Dellen in den Fingerkuppen. Da ist Schrumpelhaut. An den Zehen das Gleiche.
Der erste Gedanke: Logisch, alles was im Wasser schwimmt, ob der Schwamm in der Spüle oder das Handtuch im Bad, saugt sich mit Wasser voll – warum dann nicht auch die Haut?
Das würde das Phänomen doch erklären. Wenn ich über Stunden versuche, Fische im See zu fangen oder in der Wanne mit der Quietscheente spiele, hat meine Haut viel Zeit, das Wasser aufzusaugen.
Diese Idee hatten auch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen lange. Sie dachten, dass die Haut bei längerem Kontakt mit Wasser aufquillt. Doch neue Forschungen zeigen, dass es eine andere Erklärung gibt: Unser Kopf ist für das Schrumpeln verantwortlich. Genauer gesagt: unser Nervensystem im Gehirn.
Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
Das Nervensystem musst du, Jonathan, dir vorstellen wie unendlich viele Marionettenfäden. Marionettenfäden, die wie bei der Augsburger Puppenkiste den ganzen Körper steuern. Damit meine ich all deine Bewegungen und auch Vorgänge im Körper, wie die Verdauung des Müslis am Morgen. Dieses riesige Knäuel aus Marionettenfäden erkennt, wenn Hände und Füße mit Wasser in Kontakt kommen, und reagiert. Dann ziehen sich in Händen und Füßen nämlich winzige Blutgefäße zusammen. Im Ergebnis schrumpfen sie also ein wenig.
Doch die Haut drumherum bleibt gleich groß. Die Folge ist, dass sie sich wellt und wie aufgequollen wirkt. Das kannst du dir vorstellen wie mit einem Pullover, der dir viel zu groß ist: Der wellt sich auch und sieht nicht so straff und glatt aus, wie wenn er richtig passt.
Okay, aber wofür ist das denn nun gut? Das ist immer noch nicht ganz geklärt. Lange dachten Leute in der Wissenschaft, dass es dazu dient, besser nasse Gegenstände wie die Ente in der Badewanne oder den nassen Stein im See greifen zu können. Im Moment wird aber vermutet, dass das noch nicht die richtige Antwort ist. Auf die richtige müssen wir alle also noch warten …
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