KfW und Commerzbank: Milliardenverluste trotz Staatshilfe
Die Chefs der Commerzbank-Tochter Dresdner verdienten 2008 dennoch so viel wie kein anderer Vorstand eines Kreditinstituts in Deutschland.
FRANKFURT/M. taz Zwei weitere Banken, die bereits mit Milliarden Euro subventioniert wurden, haben gestern in Frankfurt am Main Milliardenverluste vermeldet. Die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2008 ein Minus von 2,7 Milliarden Euro; bei der überwiegend privaten Commerzbank schlugen gar Verluste von 6,6 Milliarden Euro zu Buche. Vorstandsboss Martin Blessing musste noch dazu einräumen, dass sein mit der Dresdner Bank fusioniertes Institut über ein gigantisches Portfolio an faulen Krediten von mehr als 70 Milliarden Euro verfügt, von denen 55 Milliarden jetzt in eine hauseigene "Bad Bank" mit eigenem Management ausgelagert worden seien.
Trotz Milliardenverlusten verdienten die Spitzenmanager der Dresdner Bank 2008 weit mehr als jeder andere Bankvorstand in Deutschland. Die zeitweise neun Vorstände kassierten gut 58 Millionen Euro und damit mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Größter Posten waren Abfindungen von mehr als 24 Millionen Euro. Der Staat pumpte bereits insgesamt 18,2 Milliarden Euro an Unterstützungsgeld in die Commerzbank.
Die Verluste der KfW tragen ohnehin der Bund und die Länder komplett. Schon im Jahr davor hatte die KfW ein Minus von 6,6 Milliarden Euro produziert. Der Kommentar des Vorstandsvorsitzenden Ulrich Schröder fiel entsprechend lapidar aus: "Auch dieser Abschluss ist in Gänze überhaupt nicht befriedigend." Die Bilanz verhagelt haben der KfW die Sanierung der zur Firma gehörenden maroden Mittelstandsbank IKB, die von den Irrungen und Wirrungen auf den US-Finanzmärkten besonders betroffen war, und der anschließende Verkauf der IKB unter Wert. Von den Pleiten in Übersee (der New Yorker Investmentbank Lehman zum Beispiel) und in Island war das Mutterhaus KfW aber auch ganz direkt betroffen. Dafür wurden Vorstände gefeuert. Zwei klagen nun auf Fortzahlung ihrer Gehälter.
Die Verluste bei der angeschlagenen Commerzbank seien zum größten Teil auf die Kosten für die Übernahme der Dresdner Bank in Höhe von 4,7 Milliarden Euro zurückzuführen, sagte der Vorstandschef des Instituts, Blessing. Dass "der Steuerzahler" mit dem Unterstützungsgeld aus dem Bankenrettungsfonds der Commerzbank diese "Arbeitsplätze vernichtende, überflüssige Fusion mitfinanziert" habe, sei ohnehin "ein Skandal ersten Ranges", wie ein Betriebsrat der Commerzbank im Gespräch mit der taz verärgert anmerkte. Und auch die Bonuszahlungen an die "verbrecherischen Investmentbanker vor allem von der Dresdner" hätten bei den - noch - Beschäftigten für böses Blut gesorgt. Allein in Deutschland will die neue Commerzbank knapp 10.000 Stellen streichen; die Verhandlungen darüber mit den Betriebsräten sind noch nicht abgeschlossen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!