Kein Reallohnverlust: Die Kosten bleiben gleich
Die Lohnsteigerungen gleichen die Inflation fast gänzlich wieder aus. Aber ist keine Verschlechterung nicht auch ein Grund zur Freude?
D ie Preise steigen, alles wird teurer, weniger Geld ist in der Haushaltskasse. Dieser Eindruck beschleicht viele Bürgerinnen und Bürger zum Jahresanfang. Aber er stimmt oft so nicht.
Zum Beispiel haben Lohnerhöhungen für zahlreiche Beschäftigte die Inflation im vergangenen Jahr annähernd ausgeglichen, wie die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung mitteilt. Und diese Entwicklung dürfte sich 2024 fortsetzen, wobei die Inflation wohl weiter nachlässt. Auch bei den Abgaben, die der Staat beeinflussen kann, sind keine extremen Ausschläge zu sehen.
Die Entlastungen und Belastungen der Privathaushalte halten sich die Waage, sagt das Institut der Deutschen Wirtschaft. So steigt etwa der Kohlendioxidpreis, was Heizgas und Benzin verteuert, andererseits sinkt die Einkommensteuer leicht. In vielen Fällen ist der Saldo annähernd null. Das Leben wird nicht teurer, allerdings wird es auch nicht billiger. Die Kosten bleiben gleich.
Das kann man als gute Nachricht werten oder auch als schlechte. Eigentlich tritt die Politik ja an, das Leben angenehmer zu machen. So versprach Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) eine Steuerentlastung, die jetzt auch kommt. Jedoch werden deren positive Effekte durch Anhebung politisch beeinflussbarer Abgaben an anderer Stelle wieder neutralisiert. Dennoch: In Zeiten wie diesen, mit einem Krieg vor der Haustür und einem tiefgreifenden Wandel der Wirtschaft, hat die Politik schon etwas erreicht, wenn sich die Verhältnisse nicht verschlechtern.
An einem Punkt allerdings erscheint die politische Bilanz tatsächlich schwach. Die Untersuchung des Wirtschaftsinstituts zeigt, dass Haushalte mit eher kleinen Einkommen durch die staatlichen Ent- und Belastungen unter dem Strich Verluste verbuchen, während hohe Einkommen noch etwas steigen.
Die Ausschläge nach oben oder unten belaufen sich zwar nur auf 10 oder 20 Euro monatlich, doch sie zeigen ein prinzipielles Problem: Wenn der Staat Geringverdiener willentlich belastet, während er Gutverdiener fördert, läuft etwas falsch.
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