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Kein ReallohnverlustDie Kosten bleiben gleich

Hannes Koch
Kommentar von Hannes Koch

Die Lohnsteigerungen gleichen die Inflation fast gänzlich wieder aus. Aber ist keine Verschlechterung nicht auch ein Grund zur Freude?

Zumindest nicht teurer geworden: Dinge, die man zum Leben braucht Foto: Sina Schuldt/dpa

D ie Preise steigen, alles wird teurer, weniger Geld ist in der Haushaltskasse. Dieser Eindruck beschleicht viele Bürgerinnen und Bürger zum Jahresanfang. Aber er stimmt oft so nicht.

Zum Beispiel haben Lohnerhöhungen für zahlreiche Beschäftigte die Inflation im vergangenen Jahr annähernd ausgeglichen, wie die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung mitteilt. Und diese Entwicklung dürfte sich 2024 fortsetzen, wobei die Inflation wohl weiter nachlässt. Auch bei den Abgaben, die der Staat beeinflussen kann, sind keine extremen Ausschläge zu sehen.

Die Entlastungen und Belastungen der Privathaushalte halten sich die Waage, sagt das Institut der Deutschen Wirtschaft. So steigt etwa der Kohlendioxidpreis, was Heizgas und Benzin verteuert, andererseits sinkt die Einkommensteuer leicht. In vielen Fällen ist der Saldo annähernd null. Das Leben wird nicht teurer, allerdings wird es auch nicht billiger. Die Kosten bleiben gleich.

Das kann man als gute Nachricht werten oder auch als schlechte. Eigentlich tritt die Politik ja an, das Leben angenehmer zu machen. So versprach Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) eine Steuerentlastung, die jetzt auch kommt. Jedoch werden deren positive Effekte durch Anhebung politisch beeinflussbarer Abgaben an anderer Stelle wieder neutralisiert. Dennoch: In Zeiten wie diesen, mit einem Krieg vor der Haustür und einem tiefgreifenden Wandel der Wirtschaft, hat die Politik schon etwas erreicht, wenn sich die Verhältnisse nicht verschlechtern.

An einem Punkt allerdings erscheint die politische Bilanz tatsächlich schwach. Die Untersuchung des Wirtschaftsinstituts zeigt, dass Haushalte mit eher kleinen Einkommen durch die staatlichen Ent- und Belastungen unter dem Strich Verluste verbuchen, während hohe Einkommen noch etwas steigen.

Die Ausschläge nach oben oder unten belaufen sich zwar nur auf 10 oder 20 Euro monatlich, doch sie zeigen ein prinzipielles Problem: Wenn der Staat Geringverdiener willentlich belastet, während er Gutverdiener fördert, läuft etwas falsch.

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Hannes Koch
Freier Autor
Geboren 1961, ist selbstständiger Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er schreibt über nationale und internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik. 2020 veröffentlichte er zusammen mit KollegInnen das illustrierte Lexikon „101 x Wirtschaft. Alles was wichtig ist“. 2007 erschien sein Buch „Soziale Kapitalisten“, das sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Bis 2007 arbeitete Hannes Koch unter anderem als Parlamentskorrespondent bei der taz.
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11 Kommentare

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  • "Die Reallöhne bleiben gleich". Das ist doch nicht wahr. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland deutlich hinterher und das nicht erst seit gestern.

  • Selbst wenn Lohnerhöhungen die Inflation nahezu ausgleichen sollten, bleibt für den Erwerbstätigen am Ende weniger in der Tasche, da er durch den Progressionstarif der Einkommensteuer am Ende weniger Netto in der Tasche hat.

    Der Staat verdient also kräftig mit in Zeiten von Lohnerhöhungen und Inflation. Immer mehr Menschen erreichen damit den Spitzensteuersatz. Glückwunsch.

  • Wichtigster Satz:



    'Wenn der Staat Geringverdiener willentlich belastet, während er Gutverdiener fördert, läuft etwas falsch.'



    Man muss noch hinzufügen, dass in der Demokratie wir alle der Staat sind bzw. dem Staat die 'Gewalt' geben.



    Was läuft also falsch bei uns allen oder zumindest bei denen, die in der Wahldemokratie die herrschenden Mehrheiten schaffen?

  • Nein. Definitiv nicht.



    Solange es keine wirkliche Umverteilung von oben nach unten gibt, definitiv NEIN!

    Hier ein paar Vorschläge:



    Gewinne internationaler Firmen in D versteuern, bspw. Amazon



    Vermögenssteuer ab 1mio. 5% jährlich



    Erbschaftssteuer ab 1mio 25%



    Kfz Steuer für Kfz ab 100.000Euro verdoppeln.



    Private KV abschaffen. Alle anderen in einer zusammenfassen.

    Jetzt fragt man sich, wieso machen "die" das denn nicht?



    Ganz einfach, weil man sich ja nicht in die eigenen Taschen greift, solange es beim kleinen Mann noch was zu holen gibt.

  • Alles eine Frage des Betrachtungszeitraums!

  • Meine Güte, uns geht es besser als erwartet. Wir haben mehr als geunkt wird. Wir leben in einem der reichsten, stabilsten und sichersten Länder der Welt. Nur mal so herausposaunt. Unsere Regierung macht grundsätzlich einen guten Job. Die neuen Nachbarn vom anderen Ende der Welt sind nette Leute. Es gibt eine Zukunft. Die Natur ist stark und Grün.

  • 6G
    697175 (Profil gelöscht)

    "Aber ist keine Verschlechterung nicht auch ein Grund zur Freude?" Das hätte man zB den Bahnvorständen sagen sollen, bevor ihre Boni masiv erhöht wurden. Und dummerweise können zB Rentner bei weitem von keinem Ausgleich berichten.

  • Lol. In meiner Branche gab es in den letzten drei Jahren insgesamt 3,2 % mehr. Hängt vermutlich mit der Systemrelevanz zusammen.

  • Die Lohnsteigerungen gleichen die Inflation vielleicht brutto aus. Durch höhere Steuern und Sozialversicherungsabgaben dann aber wieder nicht.



    Und die Inflationserwartungen für 2024 halte ich für geschönt. Durch die katastrophale Fiskalpolitik der Ampel, wird es nichts mit dem Abflauen der Inflation.

  • Die Lohnsteigerungen gleichen die Inflation fast gänzlich wieder aus.

    Aber eben nur fast. Also bleibt es nicht gleich sondern verschlechtert sich.

    • @Carolin Rudolf:

      Vor allem bei denen, die eh schon wenig haben.