Katholische Kirche: Die Frauen im Vatikan

Der Papst hat eine Wissenschaftlerin in seine Akademie berufen. Jedoch bleiben Frauen in der katholischen Kirche eine Seltenheit.

Papst Franziskus hält während Feierlichkeiten ein großes schwarzes Holzkreuz in die Höhe vor seinem Gesicht

Papst Franziskus gibt sich fortschrittlich Foto: Gennaro Leonardi/imago

Der Papst hat eine Frau in seine Akademie berufen: Die niederländische Astronomin Ewine van Dishoeck ist nun Mitglied in einem exklusiven Club, gab der Vatikan am Mittwoch bekannt. Die 66-jährige promovierte Chemikerin und Professorin am Observatorium der Universität Leiden ist jetzt Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften. Sie ist nicht die einzige Frau, die in der letzten Zeit von Papst Franziskus berufen wurde: Am Montag erst stieß die kanadische Physikerin Donna Strickland dazu, kurz davor eine US-amerikanische Chemikerin.

Insgesamt liegt der Frauenanteil der Akademie bei 20 Prozent. Sind 20 Prozent Frauen ein Grund zu feiern? Überholt der Vatikan bald die CDU (Frauenanteil: 26,5 Prozent) in Sachen Wokeness? Und: Wie passen Religion und Wissenschaft überhaupt unter ein Akademie­dach?

Die Päpstliche Akademie der Wissenschaften wurde 1603 gegründet. Wohl, um Naturwissenschaft mit Erkenntnistheorie zu verbinden. Seitdem ernennt der Papst Wis­sen­schaft­le­r:in­nen zu Mitgliedern. Darunter unzählige No­bel­preis­trä­ge­r:in­nen und Stars wie Max Planck und Stephen Hawking.

Mit der italienischen Medizinerin Rita Levi-Montalcini durfte 1974 zum ersten Mal eine Frau beitreten. In den fast 50 Jahren bis heute ist der Anteil der Wissenschaftlerinnen auf 20 Prozent gestiegen.

Ein Verein mit mittelalterlichen Werten

Man ist verleitet, das als gute Nachricht zu verstehen. Denn für die katholische Kirche klingt alles, was überhaupt eine Frau beinhaltet, fortschrittlich. Aber muss man klatschen, wenn ein Verein mit mittelalterlichen Werten gelegentlich über eine Latte hüpft, die extrem niedrig hängt? Ist es wirklich eine Leistung, wenn Papst Franziskus zugibt, dass Homosexuelle auch „Kinder Gottes“ sind, also gleichwertige Menschen?

Vielleicht ist es Zeit, den Vatikan nicht mehr an seiner eigenen Rückschrittlichkeit zu messen, sondern am Stand der modernen Welt. Und schon klingen 20 Prozent nicht mehr so beeindruckend.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.