piwik no script img

Katar und seine Opfer (9)Aktivist in Gefahr

Abdullah al-Maliki hat für Menschenrechte in Katar demonstriert. Nun wird er von der Justiz verfolgt – ihm droht die Todesstrafe.

Die Vorwürfe gegen Abdullah al-Maliki lauten unter anderem Aufruf zum Sturz des Regimes Foto: gc4hr

Wenn der katarische Menschenrechtsaktivist Abdullah al-Maliki sein Recht auf friedliche Demonstration wahrnimmt, riskiert er sein Leben. Denn sein Aktivismus droht derzeit mit der Todesstrafe bestraft zu werden. In der Heimat findet seit April ein Prozess in Abwesenheit gegen al-Maliki statt. Die Justiz verlangt, Artikel 130 des katarischen Strafgesetzbuchs gegen ihn anzuwenden, der die Todesstrafe beinhaltet.

Für al-Maliki ist das Verfahren eine Farce: „Ich erkenne die katarische Justiz nicht an, weil sie nicht unabhängig und weil sie politisiert ist. Es ist eine unfaire Justiz, und ich werde weiter friedlich für Menschenrechte demonstrieren, auch wenn sie mich mehrfach zum Tode verurteilen.“

Was hat al-Maliki getan, dass er derart den katarischen Zorn erregt? In mehreren Ländern, darunter Deutschland, demonstrierte er vor der katarischen Botschaft für Menschen- und Bürgerrechte, für die Freilassung der politischen Gefangenen, die Abschaffung der willkürlich erteilten Ausreiseverbote und eine demokratische Zukunft ohne Korruption. Das reichte, um ein Verfahren gegen ihn einzuleiten.

Die Vorwürfe gegen Abdullah al-Maliki lauten unter anderem: Aufruf zum Sturz des Regimes und öffentliche Hinterfragung der Macht des Emirs. Seine Demonstration im Juli in München wurde offenbar von Mitgliedern katarischer Sicherheitsdienste angegriffen. Laut al-Maliki greift Katar seit 2021 im Vorfeld der WM zudem massiver in digitale Rechte ein, etwa durch Hackerangriffe gegen Men­schen­rechts­ak­ti­vis­t:in­nen wie ihn selbst, durch vermehrte Überwachung von Social Media und das Abhören von Anrufen. „Die kriminelle Diktatur von Tamim bin Hamad al-Thani und seiner korrupten Clique muss stürzen“, sagt Abdullah al-Maliki. Nur eine Demokratie sei in der Lage, Menschenrechte zu schützen. Darum wird er weiterdemonstrieren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Wenn die Weltöffentlichkeit voanders hin schaut, also wenn die WM vorbei ist, wird es dort rund gehen ! Dann wird man jede Scham fallen lassen.

  • Für Menschen wie Herrn al-Maliki ist das Recht auf (politisches) Asyl geschaffen worden. Herr al-Maliki könnte in Deutschland Asyl beantragen, und ich denke, er hätte gute Chancen mit einem entsprechenden Antrag.