Kandidaten für Trumps Regierunsteam: Romney? Flynn? Haley? Gingrich?
Der designierte US-Präsident sichtet und siebt weiter Kandidaten. Einige scharfe Kritiker zählen dazu. Zudem bekam Trump Besuch vom japanischen Regierungschef.
Stattdessen könnte Trump einem Insider zufolge bei einem Treffen mit dem prominenten Republikaner Mitt Romney auch über den Außenministerposten sprechen. Geplant sei am Samstag ein allgemeines Gespräch, sagte eine mit dem Treffen vertraute Person am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach könnte es aber auch darum gehen, ob Romney ein Kandidat für die Nachfolge von John Kerry wird.
In der Republikanischen Partei ist Romney einer der wichtigsten Kritiker Trumps. Im März hatte er den Immobilienmilliardär als „Angeber und Hochstapler“ angegriffen und die Parteimitglieder aufgerufen, jedem anderen Bewerber um die offizielle Kandidatur der Partei ihre Stimme zu geben – nur nicht für Trump. Romney selbst war bei der Präsidentschaftswahl 2012 der Kandidat der Republikaner und unterlag gegen Amtsinhaber Barack Obama.
Das Treffen am Samstag wird als Friedensangebot Trumps gewertet. Der 70-Jährige hat für den Posten des Chefdiplomaten bereits eine Kandidatenliste, auf der etwa der New Yorker Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani und der frühere UN-Botschafter John Bolton stehen. Ein weiterer überraschender Name auf der Liste ist Nikki Haley. Die erste Gouverneurin South Carolinas hatte Trump im Wahlkampf zum Teil offen kritisiert und seinen Konkurrenten Marco Rubio unterstützt.
Flynn soll Sicherheitsberater werden
Dem pensionierten Generalleutnant Michael Flynn soll Trump das Amt des Nationalen Sicherheitsberaters angeboten haben. Dies teilte ein ranghoher Vertreter aus dem Team des designierten US-Präsidenten am Donnerstag mit. Ob Flynn die Offerte formal angenommen hat, wurde indes zunächst nicht gesagt.
Flynn war früher Direktor des Militärgeheimdiensts DIA. Im jüngsten Präsidentschaftswahlkampf galt er als enger Berater Trumps, aktuell arbeitet Flynn mit dessen Übergangsteam in Fragen der Nationalen Sicherheit zusammen. Flynns wohlwollende Haltung gegenüber Russland wird von einigen US-Sicherheitsexperten jedoch mit Skepsis gesehen.
Anwärter auf den Posten des Nationalen Sicherheitsberaters müssen sich keinem Bestätigungsprozedere im Senat stellen. Das Amt ist im Weißen Haus angesiedelt, dessen Inhaber hat traditionell oft Zugang zum Präsidenten.
Staatsbesuch im Trump Tower
Erstmals seit seiner Wahl absolvierte Trump am Donnerstag in New York ein persönliches Treffen mit einem Regierungschef: Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe zog im Anschluss eine positive Bilanz. Er halte Trump für einen Führer, in den er großes Vertrauen setzen könne, erklärte er vor Reportern. Details aus der Unterredung wollte er indes nicht nennen, auch Trumps Team hielt sich bedeckt.
Die Begegnung fand vor dem Hintergrund von Wahlkampfäußerungen des designierten Präsidenten statt, die viele Hauptstädte in der Welt verstört haben, darunter Tokio. Trump hatte unter anderem gefordert, dass verbündete Staaten wie Japan und Südkorea verstärkt für Kosten der Stationierung von US-Truppen in deren Ländern zur Kasse gebeten werden sollten. Er deutete im Wahlkampf zudem an, dass Japan und Südkorea eigene Atomwaffen anschaffen könnten anstatt sich auf die Abschreckung durch die USA zu verlassen. Kritikern zufolge könnte ein solches Szenario jedoch im Nordosten Asiens ein nukleares Wettrüsten auslösen.
Trump empfing am Donnerstag ebenfalls den Botschafter Israels in den USA, Ron Dermer. Dieser bezeichnete den designierten Präsidenten hinterher als „wahren Freund Israels“.
Tipps von Kissinger
Vor dem Treffen mit Abe holte sich Trump den Rat des Ex-Außenministers Kissinger ein. Er habe „enormen Respekt“ vor dem 93-Jährigen und wisse zu schätzen, dass dieser sich zu dem Gedankenaustausch bereitgefunden habe, sagte der designierte Präsident. Laut Trump ging es in dem Gespräch um China, Europa, den Iran, Russland und breitgefächerte weltpolitische Themen. Kissinger war im Wahlkampf klar auf Distanz zu Trump gegangen.
Seit seinem Wahlsieg in der vergangenen Woche hatte sich Trump die meiste Zeit im New Yorker Trump Tower aufgehalten. Wie aus seinem Umfeld verlautete, wollte er sich am Freitag auf einen seiner exklusiven Golfplätze in New Jersey begeben. Seit dem Wahlsieg steht Trump Tower unter starkem Polizeischutz, viele New Yorker klagen über Verkehrsbehinderungen.
Noch in diesem Monat will sich der designierte Präsident zudem auf eine Reise durch jene industriell geprägten Bundesstaaten begeben, die ihm letztlich den Sieg gebracht haben. „Wir bereiten eine Siegestour vor“, sagte sein Berater George Gigicos. Diese werde „in den nächsten Wochen“ stattfinden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!