Kanadische Offerte für Düngerhersteller: Naturschützer gegen Verkauf von K+S
Kanadier wollen den Kasseler Düngemittelkonzern K+S kaufen. Damit könnte die Entsorgung seiner Altlasten noch schwieriger werden, fürchten Aktivisten.
Dann könnten die Altlasten – unterirdische Salzlaugendeponien und gigantische Salzhalden – „komplett der Allgemeinheit überlassen werden und niemand mehr als Ansprechpartner greifbar sein“. Ähnlich äußerte sich die wichtigste Bürgerinitiative gegen Schäden durch K+S-Bergwerke.
Salze der Abraumhalden, die bei der Produktion von Kali-Dünger anfallen, werden von Regen ausgewaschen. K+S fängt das Wasser zwar auf, leitet es aber in den Fluss Werra ein. Zusammen mit den anderen Salzabwässern des Konzerns sind das rund zehn Millionen Kubikmeter pro Jahr. Die heimischen Tier- und Pflanzenarten sind laut BUND weitgehend abgestorben. Da die Werra in die Weser mündet, ist auch dieser Fluss betroffen. Zudem gefährdet Salz aus Laugendeponien das Grundwasser, was sich auf die Gewinnung von Trinkwasser auswirkt.
Potash hat rund acht Milliarden Euro für K+S geboten. Gründe könnten zum Beispiel ein Bergbauprojekt der Hessen in Kanada und ihr Vertriebsnetz sein. Der K+S-Vorstand lehnte die Offerte zwar ab. Es wird aber damit gerechnet, dass die Kanadier ihr Angebot nachbessern.
Auch der Vorsitzende der Bürgerinitiative „Für ein lebenswertes Werratal“, Klaus Reinhardt, sieht einen Verkauf von K+S kritisch. Zwar wäre es natürlich eine Entlastung für die Umwelt, wenn nach Werksschließungen weniger versalzenes Abwasser anfalle. Aber: „Der Verhandlungspartner sitzt dann in Kanada und nicht mehr hier in Kassel“, sagte der Aktivist. „Ich glaube kaum, dass die Kanadier bemüht sind, die Halden wieder unter Tage zu bringen.“ Auch K+S will sich in dieser Frage zwar weitgehend aus der Affäre ziehen, aber die Umweltschützer glauben, dass die Chancen auf eine Einigung mit einem hier verankerten Unternehmen größer seien.
Kaliförderung in Deutschland teurer
Werksschließungen nach einer Übernahme hält Reinhardt für wahrscheinlich, da die Produktionskosten im Werra-Revier zu hoch seien. Während in Deutschland das Kali aus 1.000 Meter Tiefe geholt wird, lägen viele kanadische Vorkommen nur 60 Meter unter der Erde. Reinhardt sorgt sich deshalb auch um die Arbeitsplätze hierzulande. K+S beschäftigt derzeit mehr als 14.000 Menschen, vor allem in Deutschland.
Aus diesen Gründen würden es die Umweltschützer begrüßen, wenn die Bundesregierung die Fusion verhinderte. Darum habe K+S Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel gebeten, berichtete das Handelsblatt am Mittwoch. Dabei sei auch ein Einstieg der staatlichen KfW-Bank im Gespräch gewesen, schrieb das Blatt unter Berufung auf Wirtschaftskreise. Demnach solle die KfW K+S-Aktien kaufen, um eine Sperrminorität aufzubauen.
Staatshilfe gegen Umweltauflagen
Die Aktivisten stellen dafür aber Bedingungen: „Wenn überhaupt Hilfen für die Kaliindustrie gegeben werden, müssen diese definitiv mit Umweltauflagen verbunden werden“, so BUND-Funktionär Vogel. Der Konzern solle sofort aufhören, Salz in die Werra einzuleiten und unterirdisch zu verpressen. Außerdem forderte Vogel eine Lösung für die Abraumhalden.
Potash hat zwar in einer Pressemitteilung erklärt, dass sein Übernahmevorschlag „nicht darauf basiert, Minen zu schließen, die Produktion zu drosseln, das Salz-Geschäft zu verkaufen oder Personal abzubauen.“ Doch bislang hätten die Kanadier keine „verbindlichen Zusagen“ gemacht, monierte K+S.
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