Kampfansage bei Volkswagen: VW-Spitze kündigt Tarifverträge

Beim größten Autobauer Deutschlands droht ein tiefer Konflikt. Das Management hat den Weg für Kündigungen freigemacht. Der Betriebsrat ist erbost.

Menschen, teils im Blaumann, mit Trillerpfeifen und roten Fahnen

Bei dem Wolfsburger Autobauer stehen noch heftigere Proteste bevor: Demo vor dem Werk Zwickau am 5. September Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Wolfsburg rtr/dpa | Der angeschlagene Autobauer Volkswagen hat den Weg für betriebsbedingte Kündigungen frei gemacht. Das Unternehmen teilte am Dienstag mit, die entsprechenden Tarifverträge seien fristgerecht gekündigt worden. Sie liefen damit einschließlich einer Nachwirkungszeit von sechs Monaten Ende Juni 2025 aus. Betriebsbedingte Kündigungen sind im Anschluss möglich.

Der Autobauer steckt derzeit in großen Schwierigkeiten, die Kernmarke VW Pkw gilt als chronisch renditeschwach. Vergangene Woche kündigte das Unternehmen an, die bis 2029 vereinbarte Beschäftigungssicherung mit den Arbeitnehmern aufkündigen zu wollen. Werke in Deutschland stehen auf dem Prüfstand, um die Kapazitäten zu reduzieren und die Kosten zu senken

VW-Personalchef Gunnar Kilian sagte nun, Volkswagen wolle die Gespräche mit den Arbeitnehmern aufnehmen. „Das Unternehmen ist bereit, den Beginn der bevorstehenden Tarifrunde vorzuziehen.„Betriebsratschefin Daniela Cavallo erklärte dazu, das Unternehmen habe wahrgemacht, wovon die Arbeitnehmer seit Tagen ausgingen. „Wir werden uns gegen diesen historischen Angriff auf unsere Arbeitsplätze erbittert zur Wehr setzen“, sagte sie. „Es wird mit uns keine betriebsbedingten Kündigungen geben.“

Sollte es bis Juni 2025 nicht gelingen, eine Einigung zu erzielen, drohen Volkswagen deutliche Kostensteigerungen. IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger sagte, die neu entstehenden Kosten könnten an der Milliardengrenze kratzen. Grund dafür sei, dass im Fall der Kündigung der Tarifverträge der Vertrag wieder in Kraft trete, der vor 1994 gegolten hatte. Dieser sieht unter anderem eine längere Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich, zusätzliche Pausen oder höhere Zuschläge für Mehr- und Samstagsarbeit vor.

Ausbildung im Visier

In diesem Fall würde Volkswagen gegenüber dem Wettbewerb massiv zurückfallen, erklärte das Unternehmen dazu. Die entstehenden Mehrkosten führten zudem zu einer weiteren Anspannung des Effizienzprogramms.

Neben dem Tarifvertrag, in dem die seit 1994 geltende Beschäftigungssicherung geregelt ist, wurden auch der Rahmenvertrag für Führungskräfte, die Regelung zur Übernahme von Auszubildenden und die Verträge zur Zeitarbeit gekündigt. So sollen künftig nur noch so viele junge Menschen ausgebildet werden, wie das Unternehmen benötige. Bei der Zeitarbeit sollen günstigere Konditionen erreicht werden. Der Gehalts-Tarifvertrag wurde von der IG Metall bereits zum Ende November gekündigt.

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