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Kampf für den Vollhöfner WaldAnarchisten gegen Grüne

Unbekannte beschädigen die Büros von SPD und Grünen in Hamburg-Harburg – für den Vollhöfner Wald, den die lokalen Politker ebenfalls retten wollen.

Hier waltet die Natur: Vollhöfner Wald Foto: dpa

Hamburg taz | Während die Polizei gegen die Baumbesetzung im Vollhöfner Wald vorgegangen ist, haben Unbekannte die Scheiben des Fraktionsbüros der Grünen in Harburg und eines SPD-Abgeordnetenbüros beschädigt. In einem anonymen Bekennerschreiben im Internet werfen sie den Grünen Opportunismus vor:„Besonderer Hass gilt den Grünen, die die Waldrodung im Koalitionsvertrag mit beschlossen haben und nun versuchen, den Kampf um den Vollhöfner Wald zu vereinnahmen – kurz vor der Bürgerschaftswahl“.

Die Klimaschutzinitiative Vollhöfner Wald distanziert sich „in aller Deutlichkeit“ von den Leuten, die „mit Drohungen gegen Menschen, die sich für den Walderhalt engagierten, auf die Räumung der Baumbesetzer*innen reagiert haben“. Die Klimaschutzinitiative hat den Wald in den vergangenen Wochen mit regelmäßigen Sonntagsspaziergängen auf die Agenda gesetzt.

Der Vollhöfner Wald in Altenwerder ist eine ehemalige Spülfläche an der Alten Süderelbe, die 50 Jahre lang sich selbst überlassen wurde, so dass sich ein fast unberührter Pionierwald entwickelt hat. Die Hafenbehörde HPA möchte hier Logistikbetriebe ansiedeln. Die Naturschutzverbände Nabu und BUND haben dagegen geklagt. In den Koalitionsverhandlungen für den rot-grünen Senat 2015 hatten die Grünen einer Bebauung zugestimmt.

Das hielt die grüne Harburger Bezirksabgeordnete Gudrun Schittek aber nicht davon ab, gegen die Pläne der HPA mobil zu machen. Sie trommelte bei den Grünen für den Wald, sammelte Einwendungen gegen das Vorhaben und führte einen einstimmigen Beschluss der Bezirksversammlung Harburg für die Erhaltung des Waldes herbei.

Engagement oder Heuchelei

„Auch ihrer Initiative und ihrem unermüdlichen Einsatz ist es zu verdanken, das der Vollhöfner Wald noch nicht gefällt wurde“, schreibt die Klimaschutzinitiative. Zudem habe sie sich bei der Räumung deeskalierend eingesetzt.

Die Verfasser des Bekennerschreibens nehmen ihr das übel: „Eine Grünen-Politikerin forderte sogar noch die Besetzer_innen dazu auf, herunter zu kommen und heuchelt, dass sie sich um ihre Gesundheit sorge“, schreiben sie. Wie die Besetzer hoch oben in den Bäumen hingen und langsam an Kraft verloren, sei „einfach gefährlich“ gewesen, sagte Schittek der taz.

„Von diesen Parteien und ihren untergebenen Bullen fordern wir nichts“, heißt es in dem Bekennerschreiben. „Wir sehen sie als Feinde an und bekämpfen sie, solange es Staaten gibt.“

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