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Kämpfe in Berg-KarabachAserbaidschan plant Feuerpause

Das Land will die Kämpfe einseitig einstellen. Aserbaischan reagiert damit auf internationale Bitten. Erdoğan hat Unterstützung zugesichert.

Ein Panzerdenkmal mahnt an den vergangenen Krieg – schon ist er wieder ausgebrochen (Archivbild 2010) Foto: dpa

Baku/Istanbul ap | Aserbaidschan will die Kämpfe in der mit Armenien umstrittenen Kaukasusregion Berg-Karabach einseitig einstellen. Das teilte die Regierung in Baku am Sonntag mit. Am Vortag war es dort zu schweren Gefechten mit mindestens 30 Toten auf beiden Seiten gekommen. In einer Erklärung des Verteidigungsministeriums hieß es, in Reaktion auf Bitten internationaler Organisationen würden die aserbaidschanischen Truppen einseitig eine Gegenoffensive „in den von Armenien besetzten Gebieten einstellen“.

In der Kaukasusregion hatte es am Sonntag vor dieser Erklärung nach Angaben beider Seiten erneut Gefechte gegeben. Das aserbaidschanische Verteidigungsministerium meldete den Beschuss von Militärstellungen, es seien aber auch zivile Gebiete getroffen worden. Das Verteidigungsministerium in Berg-Karabach teilte mit, aserbaidschanische Truppen hätten mit Raketen, Artillerie und Panzern gefeuert. Am Samstag war der Tod von 18 armenischen und 12 aserbaidschanischen Soldaten bei Gefechten gemeldet worden. Auch ein zwölfjähriger Junge sei getötet worden.

Nach dem Ende eines Krieges um das Gebiet nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 gilt seit 1994 ein Waffenstillstand. Seitdem steht Berg-Karabach unter Kontrolle ethnischer armenischer Kräfte und des armenischen Militärs. Der Konflikt hatte 20 Jahre lang im Stillen angedauert, bevor jetzt wieder Kämpfe ausbrachen. Internationale Vermittlungsbemühung führten bisher zu keinem Ergebnis.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan sicherte Aserbaidschan im Konflikt mit Armenien um Berg-Karabach Unterstützung „bis zum Ende“ zu. Er äußerte sich während seines USA-Besuchs gegenüber einem aserbaidschanischen Journalisten, wie das türkische Präsidialamt am Sonntag mitteilte. Die Türkei hat wegen des Konflikts seine Grenze zu Armenien geschlossen, was ein wirtschaftlicher Schlag gegen das Nachbarland ist.

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1 Kommentar

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  • Die Konflikte Armenien/Aserbaidschan und die Spannungen zwischen Russlands und Tschetschenien, dem Baltikum, der Ukraine, …, sind nicht, wie Putins Propaganda gern behauptet, Ergebnis des Zerfalls der Sowjetunion nach 1990. Sie gehen tatsächlich viel weiter zurück, teilweise bis in die Zarenzeit vor 1917.

     

    Als danach die russischen Kommunisten unter W. I. Lenin an die Macht kamen, versuchten sie der Welt weiszumachen, mit der Abschaffung des Kapitalismus seien auch die Ursachen für Spannungen und Konflikte zwischen den Völkern Vergangenheit. Stattdessen würden die Nationalitäten in der Sowjetunion angeblich einträchtig und gleichberechtigt am Aufbau des Kommunismus arbeiten. Alle Sowjet-Führer pflegten dieses Märchen.

     

    In Wirklichkeit wurden die Spannungen nicht gelöst, sondern nur von der Zentralmacht in Moskau unterdrückt und nach außen verschwiegen. Als das Vielvölkergefängnis Sowjetunion unterging, brachen die Konflikte mit voller Macht wieder hervor. Sie sind bis heute nicht gelöst!