Kämpfe im syrischen Aleppo dauern an: 100.000 Zivilisten geflohen
Alle Bemühungen um eine neue Waffenruhe für Aleppo sind bislang gescheitert. Die Lage in den noch von den Rebellen besetzten Gebieten wird immer dramatischer.
Truppen der Regierung hätten die Rebellengebiete mit Artillerie und aus der Luft angegriffen, meldete die Beobachtungsstelle. Aktivisten aus der Region berichteten am Morgen, es sei heftiger Gefechtslärm zu hören. Nach Angaben der Menschenrechtler beschossen zugleich Rebellen Viertel unter Kontrolle der Regierung und verbündeter Milizen.
Aleppo gehört zu den umkämpftesten Gebieten in dem fast sechs Jahre dauernden syrischen Bürgerkrieg. Die Armee und verbündete Milizen aus Nachbarländern hatten in den vergangenen Wochen rund 80 Prozent der bisherigen Rebellengebiete in Ost-Aleppo erobert.
Syriens Führung hatte in dieser Woche erklärt, sie werde einer Waffenruhe erst zustimmen, wenn die Rebellen aus Aleppo abziehen. Die Regimegegner fordern, zunächst müssten Verletzte und Zivilisten unter Aufsicht der Vereinten Nationen die Stadt verlassen können.
Da die Viertel unter Kontrolle von Oppositionskräften seit Wochen blockiert sind, wird dort die humanitäre Lage immer dramatischer. Hilfsorganisationen und Aktivisten berichten von akutem Mangel an Trinkwasser, Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung.
Einige Kämpfer sollen Waffen niedergelegt haben
Nach russischen Angaben verließen innerhalb von 24 Stunden rund 8.500 Menschen die Konfliktzone. Zudem hätten einige Kämpfer die Waffen niedergelegt, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Ein Sprecher der Rebellengruppe Nur al-Din al-Sinki, Jassir Jussif, erklärte hingegen, in den vergangenen 24 Stunden habe niemand die umkämpften Gebiete im Osten Aleppos verlassen. Russland ist ein Verbündeter Syriens und unterstützt die Regierungstruppen.
Die Menschenrechtsbeobachter erklärten, 70.000 Menschen seien in Gebiete Aleppos geflohen, die von Regimekräften beherrscht werden. Weitere 30 000 Menschen fanden demnach Zuflucht in Stadtviertel unter Kontrolle kurdischer Einheiten. In den verbliebenen Rebellengebieten hielten sich nach Schätzungen noch rund 120.000 Menschen auf.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte am Donnerstag gesagt, die Syriens Armee habe ihre Angriffe in Aleppo unterbrochen, um etwa 8.000 Zivilisten aus der Stadt zu bringen. Er kündigte zudem ein Treffen russischer und amerikanischer Experten für diesen Samstag in Genf an. Sie sollten ein Abkommen mit einer Lösung für Ost-Aleppo erarbeiten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja