Justiz in Ägypten: Khaled Said nur halb gesühnt

Sieben Jahre in Haft müssen die Polizisten, die Khaled Said zu Tode prügelten und damit den Aufstand entfachten. Die Hinterbliebenen wollen ein neues Verfahren.

Diese Bilder von Khaled Said gingen um die Welt. Bild: ap

KAIRO taz | Zu sieben Jahren Haft wegen Totschlags wurden am Mittwoch vor einem Strafgericht in Alexandria die zwei ägyptischen Polizisten des Mubarak-Regimes verurteilt, die im Sommer letzten Jahres den jungen Khaled Said auf offener Straße vor Augenzeugen zu Tode geprügelt hatten.

Mit diesem Vorfall hatte der ägyptische Aufstand im Internet begonnen. Genauer gesagt mit zwei Fotos: Khaled Said als sympathischer junger Mann - und daneben das schreckliche Foto seiner völlig entstellten Leiche. "//www.facebook.com/elshaheeed.co.uk:Wir sind alle Khaled Said" lautete der Titel einer Facebookseite, die hunderttausendfach angeklickt wurde und die zu der Revoltestimmung beitrug, aus der sich schließlich im Januar der Aufstand gegen Mubarak entwickelte.

Nach der Verlesung des Urteils kam es zu Tumulten im Gerichtssaal. Verwandte der beiden Polizisten griffen die Familie Khaled Said und deren Anwälte an. Auch die Familie und Tahrir-Aktivisten zeigen sich enttäuscht über das Urteil. Die Anwälte der Familie Said hatten gefordert, die Anklage von Totschlag auf Mord zu verschärfen. Das Gericht hatte diesem Antrag nicht stattgegeben und stattdessen für Totschlag im Amt die Höchststrafe ausgesprochen.

Außerdem befand es, ein Päckchen Haschisch, das im Rachen des Toten gefunden wurde, sei ihm laut einem neuen gerichtmedizinischen Gutachten gewaltsam in den Mund gesteckt worden. Die beiden Polizisten hatten ausgesagt, dass Said das Päckchen vor ihnen verstecken und herunterschlucken wollte und daran erstickt sei - eine Aussage, die durch einen Gerichtsmediziner ursprünglich bestätigt worden war.

Ägyptische Demokratieaktivisten ärgern sich nicht nur über das aus ihrer Sicht zu milde Urteil. Sie fragen auch, warum weder die Offiziere belangt wurden, die den beiden Beamten damals die Befehle gegeben hatten, noch der ursprüngliche Gerichtsmediziner.

"Wie können diese Mörder meines Sohnes nur sieben Jahre bekommen?" fragte Saids Mutter Leila Marzuk. Saids Onkel Qassem kündigte an, die Antwort werde "nicht nur im Gerichtssaal, sondern auch auf der Straße kommen". Familienanwalt Hafez Abu Saada hat einen Antrag angekündigt, das Verfahren erneut aufzunehmen, diesmal mit der Anklage "Mord durch Folter im Amt". Auch im Internet macht sich Ärger breit. "Khaled ist immer noch unglücklich", lautet ein Eintrag auf der Facebookseite "Wir sind alle Khaled Said".

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