Junger Hongkonger Aktivist: Haftstrafe für Tony Chung

Der Mitbegründer der Hongkonger Aktivistengruppe Studentlocalism wurde zu drei Jahren und sieben Monaten Haft verurteilt.

Portrait von Tony Chung

Tony Chung wurde im Oktober 2020 verhaftet und nun zu mehreren Jahren Haft verurteilt Foto: Tommy Walker

PEKING taz | Das Bildnis des 20-jährigen Studenten mit Nerdbrille und Topffrisur lässt sich nur schwer mit den schwerwiegenden Vorwürfen der Hongkonger Staatsanwaltschaft in Einklang bringen: Wegen Sezession und Geldwäsche wurde der Aktivist Tony Chung am Dienstag mit insgesamt drei Jahren und sieben Monaten Gefängnis bestraft. Er ist damit der jüngste Hongkonger, der unter Pekings „Gesetz zur nationalen Sicherheit“ verurteilt wird.

Chung, dessen Großvater aus Vietnam stammt, wurde 2001 in der ehemals britischen Kronkolonie geboren. Er ging zunächst auf eine buddhistische Oberschule und besuchte danach ein berufsbildendes Lehrinstitut. Bereits als Zwölfjähriger beobachtete Chung eine Anti-Peking-Demonstration vor der chinesischen Vertretung der Volksbefreiungsarmee. Später sollte er jenen Tag als politisches Erweckungserlebnis beschreiben.

Und so gründete er 2016 noch als Schüler mit drei Gleichgesinnten die Aktivistengruppe Studentlocalism. Deren zentrales Anliegen war schon damals die Unabhängigkeit Hongkongs, wie Chung als Teenager bereits unverhohlen in Interviews verkündete: „Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Wir sehen die Situation in China – das ist exakt der Grund, warum wir nicht wollen, dass unsere Stadt genauso wird wie China.“

„Ich könnte einer Straftat bezichtigt werden“

Aus heutiger Sicht geradezu prophetisch prognostizierte der Schüler schon 2017 sein eigenes Schicksal: „In den nächsten fünf Jahren könnte das nationale Sicherheitsgesetz verabschiedet und ich könnte einer Straftat bezichtigt werden.“

Genauso kam es schließlich im Sommer 2020, als Pekings Staatsführung mit ebenjenem Gesetz flächendeckend gegen die Demokratiebewegung vorging. Fast sämtliche Oppositions- und Bürgerrechtsgruppen wurden seither von den Behörden niedergeschlagen und Demonstranten allein wegen des Singens politischer Slogans verhaftet. Viele politische Aktivisten zogen sich entweder ins Exil oder ins Private zurück.

Auch Chung löste umgehend seine Aktivistengruppe auf, doch das reichte nicht aus, um der Strafverfolgung zu entkommen. Im Oktober 2020 wurde der damals 19-Jährige verhaftet und in Untersuchungshaft genommen. Er befand sich damals in einem Café nahe dem US-amerikanischen Konsulat, wo er politisches Asyl beantragen wollte.

Chung zeigt sich weder reuig noch gebrochen

Die Staatsmacht beruft sich in ihrer Anklage auch auf eine Razzia in Tony Chungs Wohnung, bei der T-Shirts, Flaggen und Bücher konfisziert wurden, auf denen Parolen für die Unabhängigkeit prangten. Der Geldwäschevorwurf beruht lediglich auf einem Paypal-Account, bei dem Tony Chung von seinen zahlreichen Unterstützern Zahlungen akzeptierte.

Bislang zeigt sich der nun Verurteilte weder reuig noch gebrochen. Als vor Gericht die Klage vorgelesen wurde, antwortete Tony Chung in Bezug auf den Straftatbestand der Sezession mit ernster Miene: „Ich bekenne mich schuldig und habe kein Schamgefühl in meinem Herzen.“

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