Junge Covid-Patienten in Berlin: Weniger Quarantäne wagen

Strategiewechsel in Kitas und Schulen: Nur noch positiv getestete Kinder müssen zu Hause bleiben. Kritik kommt von der Politik.

Man sieht ein Klassenzimmer

Sportlich, dieser Beschluss der Berliner Ämtsärztinnen und Amtsärzte Foto: dpa

BERLIN taz | Drei Wochen sind seit Ende der Sommerferien vergangen, doch für einige Kinder fühlt es sich so an, als gingen sie weiter: Sie sind wegen positiv getesteter Mit­schü­le­r*in­nen zu Hause in Quarantäne. Manche gleich 14 Tage, andere erst mal nur eine knappe Woche – die Regelungen unterscheiden sich teils von Schule zu Schule.

Damit ist es vorbei: Berlins Amtsärzte haben sich vergangene Woche auf einen neuen Umgang mit Covidfällen in Schulen und Kitas geeinigt. Die Regelung wurde am Freitagnachmittag bekannt – und sorgte für einen Aufschrei unter vielen Eltern und Politiker*innen.

Fortan soll nur noch das positiv getestete Kind 14 Tage zu Hause bleiben müssen, samt der in der Wohnung lebenden Menschen, wenn diese nicht durchgeimpft oder genesen sind. Alle andere Mit­schü­le­r*in­nen oder Kinder dürfen weiterhin Schule oder Kita besuchen, egal wie eng der Kontakt war.

Gültig für alle Bezirke

Die Regelung gilt, sobald ein PCR-Test positiv ausfällt. Kontaktpersonen außerhalb der engsten Familie würden nicht mehr ermittelt, heißt es in der Stellungnahme der Amtsärzte. Die neue Regelung gelte für alle Bezirke. Die Maskenpflicht an Schulen soll aber weiter gelten.

Mit der Regelung werde Familien eine Rückkehr zur Normalität ermöglicht, teilte Neuköllns Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) mit: „Wer krank ist, bleibt zu Hause. Alle anderen können lernen, spielen und arbeiten gehen.“ Kinder bis zwölf Jahre könnten in absehbarer Zeit nicht geimpft werden, so Liecke. Daher sei auch bei Aufrechterhaltung der Eindämmungsstrategie davon auszugehen, dass sie infiziert würden – aber eben nur sehr selten erkrankten. Eine relevante Weiterverbreitung des Virus durch Kinder sei aufgrund ihrer geringen Infektiösität auch nicht zu erwarten. Außerdem gebe es ab zwölf Jahren die Möglichkeit eines Impfschutzes.

Die Senatsverwaltung für Bildung signalisierte Zustimmung: Die Änderung beruhe auf fachlicher Expertise der Amtsärzte, sagte Senatorin Sandra Scheeres (SPD). „Das ist eine Erleichterung für die Schulen, eine Arbeitserleichterung, definitiv.“ Es sei aufwändig gewesen, beim Bekanntwerden von Coronafällen die Kontakte in der Schule nachzuvollziehen, beispielsweise anhand von Sitzplänen. Es sei aber auch eine Erleichterung für die Eltern, wenn künftig nur ein Kind in Quarantäne gehe und nicht eine ganze Klasse oder eine Teilklasse. Tatsächlich passt die neue Regelung in Scheeres’ Konzept, möglichst viel Schule in Präsenz für möglichst viele Kinder zu ermöglichen.

Kritik von Linken und Grünen

Scharfe Kritik kam am Wochenende von Grünen und Linken. „Den Schutz von Kindern aus Risikogruppen haben wir jetzt aufgegeben oder was?“, fragte die grüne Landeschefin und Bundestagskandidatin Nina Stahr rhetorisch auf Twitter.

Sie erwarte, dass die „zuständige Senatorin eingreift“. Die Bildungsexpertin der Linksfraktion, Regina Kittler, sprach von einer „wissentlichen Gesundheitsgefährdung von Kindern und Jugendlichen“.

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