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Jürgen Trittins RückzugDem Gegner einen Schritt voraus

Der Kampf gegen die anderen, die Konfrontation, zieht sich durch Jürgen Trittins Biografie. Auch über seinen Abgang entscheidet der mächtigste Grüne selbst.

Jürgen Trittin: mit Würde abtreten, freiwillig und nicht vertreiben lassen Bild: ap

BERLIN taz | Um kurz vor 14 Uhr stehen die versammelten Abgeordneten der Grünen, die Alten und die Neuen, von ihren Stühlen auf. Sie fangen in dem hohen Protokollsaal 1 des Berliner Reichstages an zu applaudieren, erst wenige, dann alle, minutenlang. Ernste, bewegte Gesichter. Vorn steht Jürgen Trittin, bis vor kurzem der mächtigste Grüne der Republik, um dessen tiefen Fall es in dieser Geschichte gehen wird.

Gerade hat er den Abgeordneten, die sich teilweise zum ersten Mal treffen, erklärt, dass er sich aus der ersten Reihe verabschiedet. “Wir müssen uns aufstellen für das Jahr 2017.“ Den nächsten Wahlkampf führen, den nächsten Versuch starten, die Grünen in die Regierung bringen, das müsse „eine neue Generation tun“.

Trittin wiederholt seine Analyse, warum es dieses Mal so schiefging. Die Partei habe ein Programm angeboten, von dem sie geglaubt habe, es repräsentiere die gesellschaftliche Mehrheit. Das habe sich als Fehlschluss erwiesen.

Trittin meint damit auch sich selbst. Er, der Vollprofi, der die Dinge so lange voraus plant wie kein anderer, hat sich verschätzt. Die Gesellschaft wollte Trittins Reformen nicht.

Mit seiner Ansprache endet ein persönliches Drama. Ein Absturz, der unfair ist und schmutzig, aber um Fairness geht es nicht in diesem Betrieb. Das weiß keiner besser als Trittin. Er hat sein ganzes Leben der Politik verschrieben, er betreibt dieses wilde Spiel leidenschaftlich und besessen, seitdem er als Student der Sozialwissenschaft in verqualmten Göttinger Hörsälen die Revolution diskutierte.

Seehofer und die Grünen

CSU-Chef Horst Seehofer hat seine Vorbehalte gegen Koalitionsgespräche der Union mit den Grünen bekräftigt. „Präferenz ist große Koalition“, sagte Seehofer am Dienstag nach der ersten Sitzung der neu gewählten CSU-Landesgruppe im Bundestag in Berlin. Mit Blick auf eine mögliche Kontaktaufnahme zu den Grünen sagte er: „Was wir nicht wollen, dass wir mit den Spitzenleuten der Grünen – das werde ich nicht tun –, die im Wahlkampf eine Rolle gespielt haben, in ein Gespräch eintreten.“

Seehofer fügte hinzu: „Da warten wir jetzt einfach ab, wie sich die Grünen entwickeln, welche Prozesse da stattfinden inhaltlich und personell. Und dann werden wir weitersehen.“ Hinsichtlich der SPD werde sich nach deren Konvent an diesem Freitag zeigen, ob ein Fahrplan zustande komme. Seehofer betonte, dass er sich mit CDU-Chefin und Kanzlerin Angela Merkel eng abstimmen wolle. „Da wird jeder Schritt abgesprochen.“

Noch vor einem Jahr war Trittin ganz oben. Die Chancen für Rot-Grün standen gut. Gerhard Schröder persönlich bescheinigte ihm einen „staatsmännischen Habitus“. Die Zeitungen druckten wohlwollende Porträts. Trittin, der sich für ziemlich großartig hält, nahm das, sagen wir: zufrieden zur Kenntnis. Er wollte Finanzminister und Vizekanzler werden, der zweitwichtigste Mann der Republik.

Jetzt ist Trittin abgestürzt. Er geht gerade noch rechtzeitig, um es freiwillig zu tun. Das ist ihm wichtig, er behält bis zum Schluss die Kontrolle. Wer über den Moment des Abschieds selbst bestimmt, geht in Würde. Am Wahlabend sei Trittin sofort klar gewesen, dass die 8,4 Prozent auch sein Ende bedeuteten, sagen Vertraute. Ein Trittin, so die Botschaft, lässt sich nicht wegmobben.

In der Hinsicht gibt sich seine Partei seit Tagen Mühe, und die Einschläge kamen näher. In der Fraktion zählen sie seit Wochen durch, mit welchen Stimmen man Trittin ablösen könnte.

Abgeordnete des Realoflügels diskutierten auf einem internen Flügeltreffen am Montag die Causa, „ziemlich einhellig“, wie es heißt. Renate Künast, bisher Fraktionschefin, kündigte am Dienstag an, nicht mehr zu kandidieren. Claudia Roth, bisher Parteichefin, gab bekannt, sich auch zurückzuziehen. Beide konkurrieren jetzt darum, Bundestagsvizepräsidentin zu werden.

Bütikofer und Fischer

Plötzlich meldeten sich auch zwei Grüne zu Wort, die früher einmal sehr mächtig waren, sich aber sonst heraushalten. Exparteichef Bütikofer ließ sich in der Süddeutschen Zeitung mit der Einschätzung zitieren, eine personelle Neuaufstellung sei nötig.

Und Joschka Fischer, ehemals Außenminister, analysierte auf Spiegel Online, es sei ein „fataler Fehler“ gewesen, die Grünen „strategisch auf einen Linkskurs zu verringern“.

Jede Silbe solcher Zitate wird im politischen Betrieb autorisiert, alle Grünen wissen sofort, wie sie gemeint sind. Als wuchtige, offene Angriffe auf Trittin. Es wird einsam um ihn.

Das Drama beginnt

Ein Mittwoch vor zwei Wochen, vor einer halben Ewigkeit also. Die Katastrophe deutet sich in Umfragen an, aber die Grünen kämpfen noch. Jürgen Trittin philosophiert auf der Rückbank eines VW-Busses über seine Zukunft, irgendwo auf der Autobahn hinter Mannheim. Stimmt es, dass 2013 seine letzte Chance für ein Spitzenamt ist? „Wenn ich die Beschlusslage der Grünen richtig sehe, dann sind wir für die Rente mit 67.“

Trittin schiebt die Zunge unter die Unterlippe, grinst sein maliziöses Trittin-Grinsen.

Ein großer Witz. Allein die Idee, dass er sich mal verabschieden müsste, ist für ihn absurd. Zumindest tut er so.

Das hassen viele an Trittin. Das Oberlehrerhafte. Das Dozierende. Seine schneidende Arroganz, mit der er Leute in die Ecke stellen kann. Wenn viele jetzt über ihn herziehen, schimmern da auch Verletzungen durch. Und die Genugtuung, es ihm endlich heimzahlen zu können.

Wenn Merkel anruft, wird Trittin in die Sondierungsgespräche gehen, mit Katrin Göring-Eckardt und den beiden Parteivorsitzenden. Das haben sie im Vorstand verabredet, dabei bleibt es. Trittin sieht das als letzten Dienst an seiner Partei, als Management in einer Situation, in der fast alles ins Rutschen gerät. Die Frage, welches Mandat eine solche Führungscrew von gestern eigentlich noch hat, ist im Grunde egal, denn Schwarz-Grün halten selbst die größten Fans des Bündnisses für aussichtslos.

Die soziale Frage

Es geht nicht mehr um die Regierung, es geht um die Frage, wie die Partei in Zukunft aussehen soll. Trittin, der hinter der Idee stand, Besserverdiener moderat zu belasten, um soziale Instrumente finanzieren zu können, hinterlässt ein Vakuum. Diejenigen, die die Grünen auf die Ökologie und die Energiewende fokussieren wollen, werden es zu nutzen wissen.

Trittin machte die wichtigen Dinge schon immer mit sich selbst aus. Aber in den Tagen nach dem Wahlsonntag gab es Momente, in denen er fast abwesend wirkt.

Als das Spitzenquartett am Montag auf einer grün ausgeleuchteten Bühne versucht, das Desaster mit Erklärungen zu füllen, steht Trittin daneben und starrt ins Leere. Er hat die Arme um den Oberkörper gewickelt, in dieser typischsten aller Trittin-Gesten. Als er dran ist, redet er ruhig, gelassen, als habe er schon losgelassen.

Ein Reporter will wissen, ob die Grünen die bürgerliche Mitte vergrätzt haben. Trittin antwortet: „Man verändert die Gesellschaft nicht, indem man sich ihr anpasst, sondern indem man für seine Überzeugungen streitet.“

Kampagne gegen die Grünen

Kein Satz drückt besser aus, wie Trittin Politik denkt. Der Kampf gegen die anderen, die Konfrontation, das Stehenbleiben im Sturm zieht sich durch seine Biografie. Als Umweltminister mit Schnauzbart boxte er das Dosenpfand und den Emissionshandel durch. Er stand auch dieses Mal wie eine Eins, als die Lobbys der Wirtschaft und Privatkrankenkassen eine Kampagne gegen die Grünen starteten.

Trittin ist der Dozent des politischen Spitzenpersonals, er hackt am Rednerpult des Plenarsaales mit dem Zeigefinger in die Luft und weiß immer eine Zahl mehr als der Gegner.

Die Regierungsbeteiligung 2013 sollte sein Meisterwerk werden, akribisch bereitete er die Partei darauf vor. Die Grünen lernten aus der Agenda 2010. Sie beschlossen in den vergangenen Jahren, sich um soziale Gerechtigkeit zu kümmern, und von Besserverdienern etwas mehr Geld zu fordern. Es war Trittins Meisterwerk. Das ehrlichste und präziseste Programm, mit dem die Grünen jemals angetreten sind, breit getragen, von den Linken wie von den Realos.

Die Zeit nach einer Wahl ist immer die Zeit der Umdeutungen. Dennoch kann man sich nur wundern, wie schnell manche Grüne ihr eigenes Programm vergessen.

Einige wollten es vorher gewusst haben

Plötzlich laufen in Berlin viele herum, die schon immer wussten, dass Steuererhöhungen so ziemlich das Verrückteste seien, was man in einem Wahlkampf anstellen kann. So redete in der vergangenen Woche noch Hermann Gröhe.

Und noch etwas ist wichtig, um das Drama von Trittins Abschied zu verstehen. Die Sache mit der Pädophilie. Seitdem die taz einen Gastbeitrag des Politologen Franz Walter veröffentlichte, in dem er Trittins presserechtliche Verantwortung für ein Kommunalwahlprogramm beschrieb, klebt sie an ihm.

Dazu muss man sagen, dass Trittin selbstverständlich kein Pädophiler ist. Er teilte auch die Position derjenigen nicht, die ihre Neigungen im Windschatten der allgemeinen Liberalisierung legalisieren wollten. Trotzdem hat er sich sofort entschuldigt.

Trittin hat, kurz gesagt, offen und professionell auf den Anwurf reagiert. Trotzdem wird etwas haften bleiben von dem Skandalgebrüll der CSU-Schreihälse. Und das, genau das hat Jürgen Trittin wirklich nicht verdient.

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31 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Trittin hat es nun mal versemmelt und musste die Konsequenzen ziehen. Ganz unabhängig von Angriffen aus der CDU. Steuererhöhung für die Mittelschicht, Veggie-Day und Straffreiheit für Kindesmissbrauch waren einfach zuviel

  • C
    Croton

    tja, die grünnen sind schön doof,dass sie,von der bürgerlichen presse getrieben, herrn tritin absägen. das steuerkonzept war ja lange bekannt und hatte die umfragewerte nicht gesenkt. denn es ist gut & solide. das war ehr der gemüsetag. intressant war, wer schon am wahlabend dem steuerkonzept die schuld gab. sollen die realos & realas mal vor sich hinrealitieren, so wie der seeheimer kreis vor sich hinseeeimert. die spd ist seitdem unten angekommen. wenn die grünen jetzt auf bürgertum setzen, am besten noch auf marktliberalismus, dann kommen die auchnicht über 8% hinaus. das sie mal kurz gehypte wurden, wie zuvor die ftp & piraten sollte den blick auf die realität nicht verstellen.

  • AU
    Andreas Urstadt

    Welche CSU Schreihaelse? Trittin und Stoiber koennen ganz gut.

     

    Aus dem Ganz gut leitete Trittin u a seine Finanzkompetenz ab, Stoiber pflichtete Trittin vom Grundverstaendnis bei (um wesentlich mehr und komplexere Dinge als Steuererhoehungen).

     

    Die CSU hat Trittin nicht runtergeschrieben, die taz schon, vgl die Artikel der taz um die Bayernwahl herum.

     

    Die Gruenen haben ihre Hauptpunkte von ihren Mitgliedern abstimmen lassen und sollten merken, dass alle dafuer verantwortlich sind die Wahler zu verfehlen. Das war eine Kollektiv"leistung". Kretschmann, der hoechste Amtsgruene, war voellig gegen Steuererhoehungen und liess sich vor der Abstimmung vom Gruenenvorstand an die Leine legen (wer fuer seine Ueberzeugungen so wenig eintritt wie Kretschmann ist nicht glaubwuerdig).

     

    Das Kollektiv, das kollektiv vergeigt hat, waehlt die neuen Koepfe, das geht glaubwuerdig gar nicht. Dieses kollektiv gescheiterte Kollektiv an Mitgliedern usw hat gar keine Legitimitaet in der Konstellation. Der Schaden wird nur groesser.

     

    Bei Kretschmann stand im Sommer, dass er alles beantwortet, die mail, bloss nicht bei der Steuer zugunsten des Vorstandes und der Mitglieder einzuknicken hat er nicht beantwortet, warum war Tage spaeter klar als er einknickt.

     

    Die Gruenen feierten die ganze Mitgliederabstimmung als Innovation und Novitaet und landeten mit sowas voellig daneben. Die haben die Mitgliederabstimmung mit der Bundestagswahl verwechselt und die Mitglieder exklusiv gemacht und das ist insgesamt undemokratisch, es haetten ja dort bereits alle Waehler abstimmen koennen, mit bekanntem Ergebnis wurde das nachgeholt.

  • K
    Kaboom

    Ich hoffe sehr, dass sowohl Trittin als auch die Grünen hinter verschlossenen Türen den Wahlausgang anders interpretieren. Die Grünen sind wegen der Schmutzkampagne der konservativen Kampfpresse abgestürzt. So banal ist das. Und das lässt sich auch problemlos nachweisen. Der Einbruch kam Mitte August.

    > http://www.taz.de/Bericht-des-Weltklimarates/!124241/

     

    Und wer googeln kann, kann sich raussuchen, wenn die Sache mit dem Veggie-Day angefangen hat. 1x dürft ihr raten.

    Dazu kam noch eine odentliche Portion Dämlichkeit der Grünen. Man hätte Herrn Walter nämlich verpflichten können, nicht vor dem 23.9. Ergebnisse zu veröffentlichen

  • P
    peshtigo

    Nur zur Richtigstellung: Schon in den siebziger Jahren waren die Göttinger Hörsäle mit ihren großen grauen Betonwänden Nichtraucherzonen. Schade, dass das schöne Bild des Kommentators damit zusammenfällt.

     

    Ansonsten: Es ist natürlich eine taktische Meisterleistung von Cem Özdemir, Trittin durch den formalen Gesamtrücktritt des Parteivorstandes unter Druck zu setzen, um dann gleich die Realos für den Machtkampf auf der BDK in Stellung zu bringen.

     

    Ich habe mir schon vor dieser Wahl die Frage gestellt, ob ich 2017 noch grün wählen kann. Profiliertes linkes Personal für die Zukunft ist für mich weit und breit nicht mehr in Sicht.

  • Ganz genau Gast-Ro! Die Linke Mehrheit, die kann man ja nicht nutzen, wen alle wie auf Bestellung abtreten. Die sind aber gewählt worden, und zwar nicht dafür, sofort beleidigt umzufallen. Wer bleibt jetzt übrig? Die Frau fürs Evangelische (Spitzenkandidatin mit einem Namen, den ich mir nicht merken konnte oder sollte) und? Wer? Noch? Kaum einer hat diesen "staatsmännischen Habitus"? Den braucht man ja schließlich. Fachkräftemangel jetzt auch bei den Grünen?

  • G
    Gast-Ro

    Ökologie und soziale Balance sind keine Gegensätze, sondern unterstützen sich bekanntlich. Wer die Welt retten will - darunter tun es die Grünen ja nicht -, muss gerade auch die Auswüchse der lobbystarken Reichen beschneiden. Als jemand, der tatsächlich das Grünen-Programm durchgegangen ist: es ist verblüffend umsetzbar, fair und fortschrittlich. Wenn man denn mal die existierende linke Mehrheit im Bundestag nutzen würde ...

  • Seine Unterschrift unter die Pädo-Thesen zu setzen ist beileibe keine entschuldbare Unaufmerksamkeit, wie's Trittin darstellt.

    Falls er tatsächlich nix damit am Hut hat, war's ein schwerer Fehler, der das Ende der politischen Karriere bedeutet.

    Wir reden von der Straffreiheit für Kindesmissbrauch!

    • @sowieso:

      Ein Politiker kann unter fast keinen Umständen verweigern, seine Unterschrift unter ein von einer Mehrheit verabschiedetes Programm zu setzen. Was sind das für Vorstellungen von einem "V.i.S.d.P." bei einem Wahlprogramm?

    • @sowieso:

      Stimmt. Wir reden aber auch von den ganz frühen Jahren der Grünen, in denen sie ein extrem heterogener Haufen waren, der so ziemlich alles angezogen und aufgesogen hat, was sich "irgendwie anders" wähnte als der etablierte CDU/SPD/FDP-Mief, oder doch zumindest als "irgendwie anders" wahrgenommen werden wollte.

       

      Das hat sich in den vergangenen gut 30 Jahren dann ja doch einigermaßen sortiert, finden Sie nicht?

       

      Sehr interessant fand ich in der Diskussion zu diesem Thema die Feststellung, dass die CDU immerhin nur 20 Jahre gebraucht hat, um den hochrangigen Nazi Kiesinger in einen Bundeskanzler zu verwandeln, und um aber beim Thema "Grüne und Kindesmissbrauch" zu bleiben: Weiß jemand von Opfern? Oder glauben Sie, die Sauereien an Klosterschulen und anderen konfessionellen "Bildungseinrichtungen" wurden durch dieses bekloppte grüne Papier erst inspiriert, das ja, auch das nur ganz am Rande, von den politischen Gegnern wie von der gemeinhin nicht sehr grünenfreundlichen Presse jahrzehntelang nicht bemerkt wurde? Das wäre doch mal 'ne wirklich steile These, und bald wird der erste stramm katholische CSU-ler (Geis? Glos?) auch davor nicht zurückschrecken, und die BILD wird's dankbar aufnehmen.

      • G
        Goalharry
        @HP Remmler:

        auch wenn's 30 Jahre her ist, es war auch damals Kindesmissbrauch und kein bisschen harmloser. Auch wenn die Grünen ein extrem heterogener Haufen waren, Trittin hat seine Unterschrift unter die unsäglichen Thesen gesetzt und damit die Verantwortung dafür übernommen.

        Und selbstverständlich diente der Aufwand, den die Pädos trieben, ihre Thesen in Parteiprogrammen unterzubringen letztlich dazu, Kindesmißbrauch als gesellschaftlich akzeptabel darzustellen. Trittin hat gewollt oder ungewollt dazu beigetragen.

  • PP
    Peter Pan

    tut es der taz leid, mitten im wahlkampf diesen gastbeitrag veröffentlicht zu haben und damit das "Skandalgebrüll der CSU-Schreihälse" überhaupt erst ausgelöst zu haben?

  • Stellenweise etwas viel Pathos, aber na gut, bei dem Anlass, jedenfalls danke für den Artikel. Ja, das Programm wurde wohl gemeinsam aufgestellt, jetzt ist es so, als hätte Trittin es heimlich allein geschrieben. Wahrscheinlich gab es auch eine Art Stillhalte-Abkommen: abwarten, wie die Wahl läuft, bis dahin tragen wir alles mit, und wenn die Wahl gut läuft, dann auch noch weiter, aber wenn schlecht, dann keinen Tag länger. Von toller Moral zeugt das aber nicht. Ebenso wenig wie die KGEschen Interviews im Öffentlich-Rechtlichen TV vorhin: ja, wir werden und wir wollen, sagt sie, uns endlich mittig aufstellen, für die Wirtschaft usw., redet sie, aber jetzt dürfen wir noch nicht, erst 2017, wegen der Glaubwürdigkeit, Siewissen schon.

    Mir scheint es im Grunde von daher gleichgültig, ob sie jetzt schon auf schwarz-grün machen oder anstandshalber noch vier Jahre warten.

    Sollen sie sich halt nach den Wohlhabenden mit ökologischem Bewusstsein ausrichten, weil links zwischen SPD und Linker kein Platz mehr sei, wie Kretschmann heute sagt. Vielleicht wird die FDP dann auch dauerhaft überflüssig. Eine Grünen-Stammwählerschaft wird es dann aber auch nicht mehr geben, und sei sie auch nur klein, aber fein gewesen, lächerliche knapp 4 Mio. Leute, wozu brauchen wir die denn?

  • D
    dreiteiler

    Ja, der Joschka, der weiss wie es geht. Der riecht die Futtertröge 100 Meilen gegen den Wind. "Was juckt mich mein Geschwätz aus Frankfurter Sponti-Zeiten!"

  • WS
    Wie schön

    Jürgen Trittin,der grüne Neobolschewik tritt endlich ab!

     

    Wie schön!

     

    Da kann er sich um seine Grüne Jugend in Göttingen kümmern...

  • E
    endlich

    Endlich hat er mal was Vernünftiges gemacht. Danke.

  • F
    Franz

    ...ähm was ist das für eine elende Heuchelei, explizit die taz hat doch mit ihrer Kampagne Trittin in die Pädophilenecke gestellt, um ihr intrigantenhaftes Spiel mit ihm zu treiben ... typisch deutsch, diese Art der Selbstzerfleischung und einfach ekelhaft ...

  • "Die Zeitungen druckten wohlwollende Porträts. Trittin, der sich für ziemlich großartig hält, nahm das, sagen wir: zufrieden zur Kenntnis."

    Machtmenschen, die sonst nichts kennen, halten sich alle für Grossartig. Und als "linken" kann man schon lange keinen mehr von den Grünen nennen! Wenn es tatsächlich mal "linke" Positionen gab, hat man sie für Machtteilhabe verkauft. Und ein früher arbeitsloser Taxifahrer sollte nicht über "linke" Positionen reden, die er als Geniesser des Kapitalismus lange vergessen hat.

  • R
    Richard

    Man kann ja von dem Programm und dem Wahlkampf halten was man will, was man sagen muss: Die Grünen haben versucht ein Konzept für die Zukunft vorzulegen, dass haben sie diskutiert und verabschiedet (und Mehrheiten innerhalb der Grünen sind jetzt nunmal nicht die 90+% Abnicker der Volksparteien). Sie wollten also nicht den Wähler bedienen, sondern dem Wähler einen Vorschlag machen. Der Wähler hat es nicht gedankt sondern die Politik der Union, "was morgen ist, ist uns erstmal egal, aber was können wir heute machen um die "Märkte", "Wähler" etc. zu befrieden". Ich hoffe aber von Herzen, dass die Grünen uns weiterhin einen Zukunftsentwurf unserer Gesellschaft vorlegen wollen und weder ideologieschwangere unrealistische Linksparteiversprecher werden, noch Union und SPD gleichtun und nur noch reagieren.

     

    Die FDP kann man da mal rauslassen, die hat sich an als an der Realität gescheiterte "Linkspartei" für Besserverdiende selbst überholt.

     

    Das Schlimme am ganzen Wahlkampf war, dass die Veggie Day Debatte mal wieder gezeigt hat, dass die Bildzeitung die Meinungsführerschaft im Land hat und weder Academia, Zivilgesellschaftliches Engagement noch Politik da mithalten können.

  • R
    reblek

    "Gerhard Schröder persönlich bescheinigte ihm einen 'staatsmännischen Habitus'." - Aha, bei der taz gilt also als Lob, wenn jemand, der weder politische Überzeugungen noch so etwas wie ein Gewissen hat, jemandem "staatsmännischen Habitus" verleiht.

    "Trittin antwortet: 'Man verändert die Gesellschaft nicht, indem man sich ihr anpasst, sondern indem man für seine Überzeugungen streitet.'" - Klar, deshalb ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg gegen Serbien und der AlgI-Krieg im Inneren.

    Als im Programm der damals noch Grünen was vom Verbot von Inlandsflügen stand und Trittin fröhlich in der Gegend herumflog, antwortete er auf die Frage nach der Vereinbarkeit: "Die anderen fliegen viel mehr." Aber die hatten auch kein Verbot im Programm stehen. Das war damals schon "staatsmännisch", will sagen opportunistisch.

  • A
    Alexander

    Das von der Pädo-Affäre möglicherweise etwas an Jürgen Trittin haften bleiben wird, ist einzig dem Politologen Franz Walter und der TAZ, die dieses hochsensible Thema ohne Not in die Endphase eines Bundestagswahlkampfes gestoßen haben, zu verdanken. Übrigens auch ein Schlag ins Gesicht der Opfer tatsächlicher pädophiler Übergriffe, die eine sachliche und ernsthafte Auseinandersetzung mit diesem sensiblen Thema verdient hätten. Für eine aufmerksamkeitswirksame Schlagzeile ist sich die TAZ offenbar für nichts mehr zu schade. Nebenbei mussten die Grünen aufgrund der Pädo-K.O.-Kamppagne nochmals 1 bis 2 Prozentpunkte an Wählerstimmen einbüßen. In der letzen Woche vor einer Wahl entscheiden sich die Unentschlossnen und die haben nach den Anwürfen bestimmt nicht Grün gewählt. Wer das noch tat, musste sich nach der abrupt einsetzenden CDU/CSU-Kampagne geradezu schämen und sich seinen Mitmenschen erklären. TAZ muss nicht sein!

  • EG
    Ein Gast

    Und wer hat das Skandalgebrüll der CSU-Schreihälse journalistisch zu verantworten? Franz Walter und die Tageszeitung. Sonst niemand!

  • Bei den Grünen scheinen derzeit viele von Gedächtnisschwund befallen! Anders ist nicht zu erklären, dass so getan wird, als hätte allein Jürgen Trittin eine Wahl verloren! Wo bleibt denn das der Basis gegebene Versprechen, in Ruhe die Fehler analysieren zu wollen? Personelle Konsequenzen werden im Allgemeinen erst hinterher gezogen. Die Basis hat das Programm mit breiter Mehrheit verabschiedet!

    Besonders perfide finde ich aber das Verhalten von Katrin Göring-Eckardt. Sie hat den Stimmenverlust der Grünen mindestens genauso stark zu verantworten wie alle anderen in der Führungsriege! Vor allem auch deshalb, weil das grüne Wähler/innenpotential ihr die Wandlung von der robusten AGENDA-Anhängerin zur einfühlsamen Kämpferin für soziale Gerechtigkeit nicht abgenommen hat! Ihr Geflöte nannte man zu Wendezeiten wendehälsisch - ich nenne sie einen falschen Fuffziger. Jetzt als "Erneuerung" für den Fraktionsvorsitz zu kandidieren, zeigt nur, dass sie nix kapiert hat. Die klassische Pharisäerin!

    • P
      Paul
      @Falmine:

      Ja hätte KGE Format, sie wäre zusammen mit Jürgen Trittin zurückgetreten. Dies macht eben den Unterschied. Gibts noch einen ernsthaften Grund grün zu wählen?!

  • langsam, langsam, 'versemmelt' hat es nicht nur Trittin, da waren schon noch mehr beteiligt...

  • "Dem Gegner einen Schritt voraus"

    Und das ist die Überschrift über das was Trittin macht. Nachdem er es versemmelt hat, wie man es nur versemmeln kann. Schlimmere Heldenbeweihräucherung macht doch nur noch der BR über die CSU.

  • E
    EchoRomeo

    Wer diktiert Ulricht Schulte von nun an in die Feder? Wäre es nicht auch einmal geboten in der GraMa-Schublade der taz für Ordnung zu sorgen?

  • R
    rosa

    Sorry taz, der Gastbeitrag ist zu einem saublöden Zeitpunkt gekommen - das war doch Absicht!Da war die Wahl verloren für unentschlossene Wähler.

  • K
    Klaus

    Schade! Auch um Claudia! Ein großer Verlust für die Grünen, dagegen war Fischers Abgang eine Erleichterung.

  • C
    ckl

    "Das hat Trittin wirklich nicht verdient"

    Das hättet Ihr Euch irgendwie früher überlegen sollen. Für mich hat das (nach so etwa 30 Jahren) den Abschied von der taz eingeleitet. Tom© alleine macht das nicht wett.

  • W
    WE

    Gratuliere!

    Das ist der beste Artikel, den ich seit langem in der taz gelesen habe.