Journalist und Politiker: Jürgen Reents ist tot

Der einstige Mann des „Arbeiterkampf“, der Grünen, der PDS und des „Neuen Deutschland“: ein linksalternatives Leben ist zu Ende gegangen.

Jürgen Reents

Jürgen Reents am 12.01.1980 in Karlsruhe auf dem 3. Kongress der „SPV – Die Grünen“ Foto: picture alliance

Gregor Gysi traute ihm besonders. Gerade in den ersten Jahren nach dem Ende der DDR, als der Berliner Anwalt die Bundesrepublik und das, was sie zusammenhält, was sie „ticken“ lässt, zu erkunden begann. Jürgen Reents war viele Jahre sein Erklärer, Ratgeber und am Ende auch der publizistische Kopf der Tageszeitung Neues Deutschland, von der die Reformer in der PDS, die später in die Linkspartei aufging, hofften, sie würde nicht mehr als Sprachrohr des offiziösen Realsozialismus sein.

Reents war einer der klügsten Menschen aus dem Westen des seit 1990 tatsächlich neuen Deutschland. In den Siebziger Jahren war er einer der führenden Köpfe der in Norddeutschland sogenannten K-Gruppe, dem Kommunistischen Bund, Spitzenautor und stets im coolen Modus schreibende Edelfeder des Arbeiterkampf (heute: Analyse & Kritik), eines der in der Anti-AKW-Bewegung (Brokdorf, Gorleben, Grohnde) tonangebenden Medien jener Zeit.

Am Ende zerschrotete sich der KB selbst – und Reents ging mit dem kleineren Teil („Gruppe Z“) in die neue Partei der Grünen. Nicht, wie ihm und anderen von Ökofundis attestiert wurde, um die Grünen „links zu machen“, sondern um die neuen sozialen Bewegungen und Klassenkämpfe, auf die Linke hofften, in diese politische Formation einzubringen. Er glaubte immer an das, was Sozialismus genannt wird, das war seine Überzeugung, mit ihr saß er für die Partei im damals noch in Bonn beheimateten Bundestag.

1990 verließ Reents, neben vielen anderen, schließlich die Grünen. Er ging zur PDS, denn sein Traum von einer ökosozialistischen Partei unter Einschluss der reformwilligen Kräfte in der Ex-SED fand bei den Grünen null Toleranz. „Der Rest ist Geschichte“, sagte Jürgen Reents neulich noch, „meine Geschichte“.

Vor wenigen Jahren begann Jürgen Reents, geboren in Bremerhaven, zu erkranken, schleichend und immer stärker werdend. Das Zeitgeschehen hat er wie eh und je intensiv verfolgt, am Ende so gut oder schlecht es eben ging. Am Donnerstag ist dieser freundliche Mann, habituelle Hippie und Verabscheuer allen militärischen Strammstehens seiner Krankheit erlegen. Er wurde 72 Jahre alt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.