Joe Biden in Polen: Gegen den kriegslüsternen Putin
Joe Biden versichert in Warschau erneut, die Ukraine nicht im Stich zu lassen. Gut so, denn ein Zwangsfrieden wäre auch für die Nato fatal.
D ie Rede des US-amerikanischen Präsidenten Joe Biden vor dem Königsschloss in Warschau ist ein großes Versprechen an alle Nationen, die endlich frei und selbstbestimmt über sich und ihren Staat entscheiden wollen. Wir lassen euch nicht allein! So lautet seine Botschaft. Seit einem Jahr zeigen die Ukrainer und Ukrainerinnen, was ihnen die Werte der westlichen Welt – Frieden, Freiheit und Demokratie – wert sind. Sie sind bereit, dafür das höchste Opfer zu bringen – ihr eigenes Leben.
Biden lief zu den Klängen von „Freedom“ des Sängers Kygo zum Rednerpult. Ein Lichtspektakel tauchte die hinter ihm hoch aufragende „sächsische Seite“ des Schlosses in die blau-gelben Farben der Ukraine und die weiß-roten Polens. Auch wer die Geschichte Polens kaum kennt, kann die Symbolkraft dieser Inszenierung erahnen. Das Schloss, 1944 von den Deutschen als Herz des Polentums gesprengt, durfte erst ab 1970 mit Erlaubnis der Kommunisten wiederaufgebaut werden.
Dass die „sächsische Seite“, die die Wahlkönige August II. und August III. einst gebaut hatten, originalgetreu wiederentstand, hatte mit dem polnischen Widerstand zu tun. Die Polen wollten sich ihre Geschichte nicht von den moskauhörigen Kommunisten umschreiben lassen. Heute sind Deutschland und Polen befreundete Nato- und EU-Partner. Putin könne den Krieg in der Ukraine jederzeit beenden, sagte Biden in Warschau.
Und das wiederaufgebaute Schloss deutet darauf hin, dass auch die zerbombte Ukraine nach dem Krieg wie ein Phönix aus der Asche wiedererstehen wird – samt in diesem Fall russischer Kultur, die die Russen zurzeit selbst zerstören, so wie einst die Deutschen die polnische und deutsche Kultur in Polen zerstörten. Ein Frieden ist also möglich. Doch Biden macht sich keine Illusionen, dass es so bald zu Friedensverhandlungen kommen wird.
Noch habe Putin nicht begriffen, „dass die Ukraine nie ein Sieg für Russland sein wird“, so Biden in Warschau. Völlig zu Recht weisen die Nato-Ostflanken-Staaten schon seit langem darauf hin, dass solch ein Zwangsfrieden den Appetit des neoimperialistischen Russlands nur steigern würde und sie als nächstes Opfer ins Visier Putins geraten würden. Biden stimmte dem in Warschau ausdrücklich zu und forderte die freie Welt dazu auf, kriegslüsternen Autokraten ein klares „Nein“ entgegenzuhalten. Dem kann man sich nur anschließen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Israel demoliert beduinisches Dorf
Das Ende von Umm al-Hiran
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist