Jean Le Pen über NS-Gaskammern: Ein „Detail“ des Krieges

Jean-Marie Le Pen nennt Gaskammern abermals ein „Detail“ der Geschichte. Seine Tochter Marine ist jedoch anderer Meinung.

Der Front National-Gründer Jean-Marie Le Pen Ende März in Nanterre. Bild: reuters

PARIS afp | Der Gründer und heutige Ehrenvorsitzende der rechtsextremen französischen Front National (FN), Jean-Marie Le Pen, hat seine von Gerichten mehrfach verurteilte Äußerung zu den Gaskammern der NS-Konzentrationslager bekräftigt.

Die Gaskammern seien ein „Detail“ im Zweiten Weltkrieg gewesen, sagte der 86-Jährige, der auch Europaabgeordneter ist, am Donnerstag dem Radio RMC und dem Fernsehsender BFM. „Ich halte daran fest, weil ich glaube, dass das die Wahrheit ist“, betonte Le Pen. Auf die Millionen Menschen angesprochen, die in den Vernichtungslagern der Nazis getötet wurden, sagte Le Pen, seine Äußerung betreffe „ein System“, nicht die Opfer.

„Der Krieg ist schrecklich, eine Handgranate, die Ihnen den Bauch zerfetzt, eine Bombe, die Sie enthauptet, eine Kammer, die Sie erstickt, das ist ziemlich schändlich“, sagte Le Pen weiter.

Seine Tochter, die heutige FN-Vorsitzende Marine Le Pen, sagte dazu, zwischen ihr und ihrem Vater gebe es in dieser Frage eine „tiefe Meinungsverschiedenheit“. Dies gelte gleichermaßen für den „Inhalt und die Form“, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP.

Marine Le Pens Reaktion

Auf die Frage, was sie gegen solche Erklärungen des FN-Ehrenvorsitzenden machen könne, sagte die Parteichefin: „Nichts. Diese Äußerungen schaden nicht der Glaubwürdigkeit der FN sondern seiner Glaubwürdigkeit.“ Der Pariser Figaro stellte auf seiner Internetsite den Lesern die Frage: „Soll Marine Le Pen ihren Vater aus der Front National ausschließen?“

Die Tochter des Parteigründers versucht seit ihrer Wahl zur Vorsitzenden Anfang 2011, der FN ein respektableres Image zu verschaffen. Sie vermeidet verbale Entgleisungen, die ihrem Vater wiederholt Verurteilungen wegen Leugnen des Holocaust oder Aufrufs zu Rassenhass einbrachten. Außerdem ließ sie mehrere Mitglieder, die mit rassistischen Äußerungen für Schlagzeilen gesorgt hatten, aus der Partei ausschließen. Bei der Präsidentschaftswahl 2012 erhielt die 46 Jahre alte Juristin fast 18 Prozent der Stimmen und schnitt damit besser ab als zuvor ihr Vater.

Der langjährige FN-Vorsitzende hatte die Gaskammern erstmals im September 1987 als „Detail der Geschichte des Zweiten Weltkriegs“ bezeichnet. Anschließend wiederholte er dies mehrfach, unter anderem 1997 in München und 2009 vor dem Europaparlament, dem der 86-Jährige seit 1984 ununterbrochen angehört.

Die EU-Volksvertretung entzog Le Pen mehrfach die parlamentarische Immunität, um Ermittlungen gegen ihn in Deutschland und Frankreich zu ermöglichen. Außerdem änderte das Europaparlament kurz vor der Europawahl 2009 seine Geschäftsordnung, um zu verhindern, dass Le Pen als ältester Abgeordneter die konstituierende Sitzung des neugewählten Parlaments leiten konnte, wie dies üblich war.

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