Jahrestag des Klimaabkommens: Toxische Investitionen heizen an
Die Finanzbranche ist weit davon entfernt, ihre Geschäfte an die Pariser Klimaziele anzupassen. Das zeigt ein Bericht zum 5. Jahrestag des Abkommens.
Und darauf, dass sich trotz Paris zu wenig getan hat, um den Untergang des Planeten zu verhindern. Am 12. Dezember 2015 hatten sich 195 Staaten verpflichtet, die Erderwärmung auf „deutlich unter 2 Grad“ zu begrenzen, um unumkehrbare Effekte durch das Überschreiten sogenannter Kipppunkte zu verhindern.
Die Ergebnisse der „Five Years Lost“ (5 verlorene Jahre) genannten Untersuchung sind jedoch ernüchternd: Zwar würden Banken und Investoren dauernd neue Ausschlussrichtlinien und Nachhaltigkeitsverpflichtungen veröffentlichen.
Das Divestment, also der Ausstieg aus der Finanzierung klimaschädlicher Projekte, sei jedoch völlig ungenügend. Faktisch zeige die Untersuchung, „dass die Finanzbranche weit davon entfernt ist, ihr Geschäftsmodell an das Pariser Abkommen anzupassen“.
Großprojekte in China, Bangladesch oder Indien
Das Kapital sucht sich nämlich weiter seinen Weg: Die zwölf von den NGOs identifizierten Großprojekte würden nämlich mindestens 175 Gigatonnen zusätzliches CO2 ausstoßen, wenn sie wie beabsichtigt ausgebaut werden. Das entspreche 75 Prozent des verbleibenden Kohlenstoffbudgets von 235 Gigatonnen, um die globale Erwärmung mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 Prozent auf 1,5 Grad zu begrenzen.
„Neue Kohle-, Öl- und Gasquellen zu erschließen, obwohl wir den Klimawandel bereits am eigenen Leibe erfahren, ist völlig verrückt“, sagte Katrin Ganswindt von Urgewald.
Beispiel Vaca Muerta in Argentinien: Die Ausbeutung eines Gas- und Ölfelds soll dem krisengeplagten Land durch Exporte neue Einnahmen erschließen. Bis 2027 sollen die Ausfuhren der Fossilen den Wert von 37 Milliarden Dollar erreichen, mehr als durch Fleisch oder Soja.
Problem: Bei vollständiger Nutzung der Energiequellen würden dann bis zur Hälfte der derzeitigen CO2-Emissionen Argentiniens produziert werden. Kostenpunkt: 20 Milliarden Dollar jährlich, finanziert unter anderem von JPMorgan Chase, Citigroup und BNP Paribas.
Gleich achtmal so viele Treibhausgasinvestitionen, nämlich 64,1 Gigatonnen CO2-Äquivalente, könnten durch den Abbau von 20 Milliarden Barrel Öl im Permian Basin in Texas und New Mexico freigesetzt werden. Geld dafür geben laut dem Bericht: Blackrock und die Bank of America, aber auch die deutsche Allianz-Versicherung hat fast 5 Milliarden Dollar investiert.
Ähnlich toxische Investitionen für das Weltklima sind laut Bericht auch in Mosambik, Suriname, Bangladesch, China und Indien geplant. Die größten Investoren hinter den Projekten sind BlackRock, Vanguard und StateStreet, die Deutsche Bank liegt mit 10,4 Milliarden Dollar von 2016 bis 2020 auf dem weltweit 19. Platz.
Anlässlich des Jahrestags von Paris haben Klimaaktivist:innen weltweit zu Protesten aufgerufen. Bereits an diesem Freitag protestiert Fridays for Future in 30 deutschen Städten unter dem Motto „FightFor1Point5“.
Am Samstag sind Aktionen in den Braunkohlerevieren geplant. Im Rheinland ist das vom Abriss durch RWE bedrohte Dorf Lützerath im Fokus der Aktionen. „RWE pocht auf die Einhaltung von Verträgen“, sagte David Dresen aus dem ebenfalls bedrohten Dorf Kuckum. „Doch das Pariser Klimaabkommen ist der Vertrag, der hier gebrochen wird – und dieser Vertragsbruch bedroht unser aller Leben.“
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