Jäger in Neuseeland: Blaugrün? Blauschwarz?
Sie sollten bedrohte Vögel schützen und eine räuberische Art dezimieren. Doch Jäger in Auckland schossen den seltensten Vogel gleich mit ab.

Die Takahe ist so groß wie eine Hausgans, bis zu drei Kilogramm schwer, dunkelblaugrün befiedert, mit einem auffallend hohen und schmalen roten Schnabel - und mangels Fressfeinden vollkommen flugunfähig. Gerade einmal 263 Exemplare leben überhaupt noch, nicht einmal 80 davon in Freiheit. Damit ist sie eine der bedrohtesten Tierarten überhaupt.
Der Pukeko dagegen ist eine wahre Plage, irgendwann mal nach Neuseeland eingeschleppt und nun in Massen vorhanden. Sein Gefieder ist schwarzblau, der Schnabel ebenfalls rot, aber viel flacher als der der Takahe. Überhaupt ist der Pukeko nur etwa so groß wie ein Haushuhn und wiegt nicht mehr als ein Kilogramm. Fliegen kann er auch - und er räubert gern die Nester von selteneren Arten, weshalb er als Bedrohung für die Biodiversität Neuseelands gilt.
„Schießt nur auf fliegende Vögel“
Das Umweltministerium ruft deshalb regelmäßig über den Jägerverband Deerstalkers‘ Association zu Jagden auf ihn auf. So auch Anfang dieser Woche auf der Insel Motutapu im Norden von Auckland. Und offenbar traut die Behörde den Jägern dabei nicht so recht, seitdem dabei vor Jahren einmal versehentlich eine Takahe erlegt wurde.
Ohnehin ist man aufgeschreckt, weil auch private Schützen immer mal wieder seltene Vogelarten abschießen - was oft erst auffällt, wenn die Bilder dann auf Youtube erscheinen. Das Ministerium hat deshalb extra eine Broschüre erstellt, die an die Jäger verteilt wird und die Unterschiede erklärt. Zusätzlich gab es die Devise aus, „nur auf fliegende Vögel zu schießen“.
Die vier toten Exemplare machen fünf Prozent des noch in der freien Wildbahn lebenden Takahe-Bestands aus - damit wäre der Vorfall gleichzusetzen mit dem Verlust von 93 Pandas oder 160 Tigern. Umweltministerin Maggie Barry erklärte, sie sei „enttäuscht und tieftraurig“. Der Präsident des Jägerverbandes, Bill O‘Leary sagte, die Ermittler müssten nun klären, ob tatsächlich Mitglieder der Association für den Tod der Vögel verantwortlich seien. Schließlich gebe es auch Wilderer. Auf den Abschuss geschützter Vogelarten stehen in Neuseeland 100.000 Dollar Geldstrafe, auch Haftstrafen sind möglich.
Im Umweltministerium interessiert man sich jetzt vor allem dafür, welchen Einfluss der Verlust der Tiere auf das Arterhaltungsprogramm hat. Takahen hatten bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts als ausgestorben gegolten. Erst 1948 wurden einzelne Exemplare entdeckt. Vor elf Jahren hat das Ministerium das gemeinsam vom Staat und dem Haus- und Gartenbedarfshändler Mitre 10 finanzierte Programm aufgelegt, insgesamt hat es bislang rund 450.000 Dollar verschlungen. Ziel des Programms ist es, bis 2020 125 Brutpaare zu etablieren.
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Protestaktion gegen CDU-Chef Merz
Alle Tassen im Konrad-Adenauer-Haus?
Vertreibung von Palästinensern
Amerikaner in Gaza
USA in der Ukraine
Geheime Verhandlungen mit der Opposition
Schwarz-rote Sondierungen abgeschlossen
Union und SPD wollen gemeinsam regieren
CDU-Politiker boykottiert Radio Bremen
Zu links, zu grün, zu schlecht
Wählen mit Migrationshintergrund
Studie zu Wahlverhalten und Herkunft