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Ist die Maskenpflicht noch nötig?Differenzierte Regeln gefragt

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Die Rufe nach einem Ende der Maskenpflicht werden lauter. Im Freien dürften sie kaum noch nötig sein. Doch in geschlossenen Räumen sieht das anders aus.

Ausgedient? FFP2-Maske auf einem nassen Gehweg in Frankfurt/Main Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

D ie Zahl der Coronaneuinfek­tio­nen sinkt weiterhin stark, das Impftempo nimmt zu, und das Wetter wird immer besser. Dass die Rufe nach einem Ende der Maskenpflicht lauter werden, ist da nicht überraschend. Trotzdem ist es wichtig, keine generellen Entscheidungen zu treffen, sondern genau zu schauen, wo Masken verzichtbar sind und wo sie noch gute Dienste leisten.

Im Freien etwa, wo Viren schnell verteilt werden, war der Sinn einer Maskenpflicht schon immer umstritten. Jetzt, wo die Inzidenz im Großteil des Landes unter 20 liegt, dürften sie kaum noch nötig sein – vor allem wenn man nicht über lange Zeiträume sehr dicht gedrängt beieinander steht.

In geschlossenen Räumen sieht die Sache dagegen anders aus. Bei Inzidenzwerten im einstelligen Bereich dürfte das Infektionsrisiko etwa beim Einkaufen zwar auch ohne Maske überschaubar sein. Doch solange nicht alle die Chance zur Impfung hatten, ist die Mund-Nase-Bedeckung eine zumutbare Belastung, um die Infektionsgefahr für die noch Ungeschützten möglichst niedrig zu halten.

Gleiches gilt in öffentlichen Verkehrsmitteln. Gerade angesichts der stärker ansteckenden Delta-Variante, die in England trotz höherer Impfquote wieder zu steigenden Infektionszahlen führt, spricht viel dafür, hier kein unnötiges Risiko einzugehen.

Infektionsrisiko für Jugendliche vergleichsweise hoch

Das gilt auch ganz besonders in den Schulen. Denn dort befinden sich nicht nur viele Menschen über längere Zeit im gleichen Raum. Bis auf Weiteres ist der Großteil von ihnen auch noch ungeimpft, sodass das Infektions­risiko deutlich höher ist als bei einer vergleichbaren Gruppe von Erwachsenen. Die Inzidenz in der Gesamtbevölkerung ist darum nicht der richtige Maßstab für die Schulen. Hier kommt es auf den Wert unter Kindern und Jugendlichen an.

Wenn die Maskenpflicht doch aufgehoben wird, ist klar, dass damit das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Sofern die Werte wieder steigen, muss auch die Maske zurückkommen – auch wenn diese Forderung weniger populär sein dürfte als die aktuelle.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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6 Kommentare

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  • 0G
    05867 (Profil gelöscht)

    Ein schwedischer Nationalspieler, der in China arbeitet, muß nach der EM in China für 30 (!!) Tage in Quarantäne.



    So schätzen Chinesen das verseuchte Europa ein, das keine Selbstdisziplin zeigt (Wie man an der Maskendiskussion sieht)



    Und genau mit dieser Rigorosität ließe sich das Virus bekämpfen. Dazu müssen allerdings alle Länder mit machen, sonst haben es die asiatisch-P



    aazifischen Länder auch schwer ...

    • @05867 (Profil gelöscht):

      Das hat wenig mit der Einschätzung der Pandemiebekämpung zu tun. Die chinesische Regierung nutzt die Pandemie, um sich noch stärker abzuschotten: beruflich Einreisen sind kaum noch möglich, lediglich Fachpersonal, welches für wichtige Schlüsselprojekte notwendig ist, darf einreisen. Für die gelten dann komischerweise deutlich laschere Quarantäneregeln. Technisches Servicepersonal darf unter merkwürdigen Bedingungen in Quarantäne. In der Zwischenzeit wird der Entsender gebeten, schon mal per Teamviewer chinesisches Personal anzulernen.



      Das ist Protektionismus unter dem Schleier des Seuchenschutzes. Und gleichzeitig wird der einheimischen Bevölkerung erzählt, der böse Westen würde das Virus immer und immer wieder einschleppen und das sei ein weiterer Grund, sich von westlich aussehenden Menschen fern zu halten...

  • Wen interessiert die Inzidenz unter Jugendlichen? Es geht um schwere Krankheitsverläufe und die sind quasi nicht existent.

    • @maerz001:

      Zum einen können auch Jugendliche Long Covid bekommen, und das kann zu einer erheblichen chronischen Erkrankung führen.

      Zum anderen breitet sich die Delta-Variante leichter und schneller auch und ist bei leichten Fällen in ihren Symptomen noch schwieriger zu unterscheiden, laut The Guardian von heute - Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Schnupfen. Und auf der anderen Seite gibt es bis zu 12% Verläufe die eine Krankenhausbehandlung nötig machen, also erheblich mehr als bei der "bisherigen" (Alpha oder B.1.1.7) Variante.

    • @maerz001:

      Mutation und Ausbreitung finden jedoch statt.

      Erstens werden so auch schnell Risikogruppen infiziert weil die Schüler existieren ja nicht in einem Paralleluniversum. Und das sie oft ohne symptome macht es umso gefährlicher.

      Wir riskieren so daß sich auch gefährlicher Mutationen ausbreiten, wie Delta. Oder gar eigene entstehen.

    • @maerz001:

      Bei den Jugendlichen geht es nicht um die Krankheitsverläufe, sondern um die Weiterverbreitung der Infektion.