Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Impfkampagne bleibt auf Kurs

Der Rückschlag beim Curevac-Vakzin hat kaum Folgen für Deutschland, sagt das Gesundheitsministerium. Der Anteil der Infektionen durch die Delta-Variante steigt deutlich.

: Ein Arzt hält ein Tablett mit Spritzen, aufgezogen mit mpstoff

Laut Gesundheitsministerium kann die Impfkampagne im geplanten Tempo weitergehen Foto: Gregor Fischer/dpa

Curevac-Rückschlag: Impfkampagne nicht betroffen

Das Bundesgesundheitsministerium sieht nach den vorläufigen Auswertungen zur Wirksamkeit des Curevac-Impfstoffes keine Folgen für die Impfkampagne gegen Corona in Deutschland. „Eine Auswirkung auf das Tempo unserer Impfkampagne hat diese Mitteilung nicht“, erklärte das Ministerium am Donnerstag in Berlin. Das Tübinger Pharmaunternehmen hatte am Mittwochabend mitgeteilt, dass sein Corona-Impfstoff in vorläufigen Auswertungen nur eine relativ geringe Wirksamkeit aufwies.

Die Zwischenanalyse einer internationalen Studie ergab demnach „eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung jeglichen Schweregrades“. Damit habe das Vakzin nicht die „vorgegebenen statistischen Erfolgskriterien“ erfüllt, erklärte Curevac, dessen Bemühungen um die Markteinführung ihres Corona-Impfstoffs damit einen herben Rückschlag erlitten. In den weiteren Analysen könne sich die endgültige Wirksamkeit des Präparats aber noch verändern.

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Curevac-Chef Franz-Werner Haas bleibt entsprechend weiter zuversichtlich. „Wir halten an dem Vakzin fest, bis wir die finale Auswertung haben“, sagte Haas dem Handelsblatt laut einem Bericht vom Donnerstag. Entscheidend sei letztlich die Detailauswertung der endgültigen Daten, auch mit Blick auf bestimmte Personengruppen und Virusvarianten.

Es gebe zum Beispiel klare Trends für eine Wirksamkeit bei Menschen unter 60 Jahren. Interessant könne das Vakzin eventuell als Ergänzung für andere Impfstoffe sein, also für sogenannte Booster-Impfungen, betonte Haas. Es gebe nach wie vor hohen Bedarf für zusätzliche Impfstoffe. (afp)

Zahl der Infektionen mit Delta-Variante steigt

Immer mehr der in Deutschland registrierten Infektionen gehen auf die Delta-Variante zurück. Ihr Anteil an den positiven Coronatests stieg in der Woche vom 31. Mai bis 06. Juni auf 6,2 Prozent nach 3,7 Prozent in der Vorwoche, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Mittwoch mitteilte. Die Gesamtzahl der Infektionen sinkt aber weiter stark, die absolute Zahl der Infektionen mit der Delta-Variante steigt deshalb nicht.

Die Variante wurde zunächst in Indien nachgewiesen und ist Ex­per­t:in­nen zufolge deutlich ansteckender als die Alpha-Variante, die dem RKI zufolge mit über 86 Prozent in Deutschland gegenwärtig dominiert. Großbritannien hatte am Montag wegen der raschen Ausbreitung der Delta-Variante auf der Insel geplante Lockerungsschritte um einen Monat verschoben. (rtr)

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Curevac-Impfstoff verfehlt Wirksamkeitsziel

Der Corona-Impfstoffkandidat CVnCoV von Curevac hat bei einer zweiten Zwischenanalyse die statistischen Ziele verfehlt. Das teilte das Tübinger Unternehmen in der Nacht auf Donnerstag in einer Pflichtmitteilung mit. „In einer bislang beispiellosen Umgebung mit mindestens 13 Varianten innerhalb der untersuchten Teilmenge der Studienteilnehmer in dieser Zwischenanalyse erzielte CVnCoV eine vorläufige Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung jeglichen Schweregrades und erreichte damit nicht die vorgegebenen statistischen Erfolgskriterien.“

Erste Analysen hätten gezeigt, dass die Wirksamkeit von der untersuchten Altersgruppe und den Virusstämmen abhänge. Die Studie werde bis zur endgültigen Analyse fortgesetzt. Die in den USA gehandelte Curevac-Aktie brach im nachbörslichen Handel zunächst um 52 Prozent ein.

Den Angaben zufolge bescheinigte das Data Safety Monitoring Board (DSMB) dem Mittel ein gutes Sicherheitsprofil. Auch bei einer ersten Zwischenanalyse waren keine Sicherheitsbedenken festgestellt worden. Der Impfstoffkandidat der ersten Generation befindet sich im letzten Stadium der klinischen Entwicklung. Das Mittel basiert wie die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna auf der neuen Technologie der Boten-RNA (mRNA). Deren Studien fanden jedoch vor dem Auftreten neuer Virusvarianten statt. Curevac arbeitet mit Bayer zusammen. (rtr)

UN: Deutschland bremst Kampf gegen Pandemie

Nach Einschätzung der UN-Entwicklungsorganisation UNDP bremsen Deutschland und andere Länder die Bekämpfung der Coronapandemie, indem sie eine Freigabe von Patenten für Impfstoffe blockieren. „Rechte an geistigem Eigentum sind ein Hindernis für eine beschleunigte Verbreitung und Produktion von Impfstoffen“, sagte UNDP-Chef Achim Steiner der Deutschen Presse-Agentur.

Es gebe bei Vorstößen wie jenem zur Patentfreigabe zwar immer Bedenken, so Steiner, doch „Risiko ist kein Grund, jetzt nicht zu handeln“. Die Freigabe von Patenten müsse als eine von mehreren Maßnahmen in Betracht gezogen werden, um der eklatanten Ungleichheit beim Verteilen der Vakzine zu begegnen.

Deutschland hatte sich zuletzt beim G7-Gipfel in Cornwall zusammen mit Großbritannien erneut gegen die Patentfreigabe gestemmt, die eine lizenzfreie Impfstoffproduktion in Entwicklungsländern ermöglichen könnte. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte im Mai gesagt, dass dies keine Lösung sei, um mehr Menschen Impfstoff zur Verfügung zu stellen – es bedürfe der Kreativität und der Innovationskraft von Unternehmen, der Schutz von Patenten sei eine Voraussetzung dafür.

US-Präsident Joe Biden hatte den Vorschlag einer Freigabe ins Spiel gebracht. Aus Deutschland und Großbritannien kommen mit Biontech und Astrazeneca zwei erfolgreiche Hersteller von Coronavakzinen.

Steiner, der am Donnerstag seine zweite Amtszeit als Entwicklungschef und dritthöchster Diplomat bei den Vereinten Nationen antritt, nannte die einseitige Verteilung der Impfstoffe zugunsten der Industrienationen „nicht zu vertreten“.

Die Staatengemeinschaft habe es vergangenes Jahr verpasst, das internationale Impfprogramm Covax mit genügend Geld auszustatten. Stattdessen seien die ärmsten Länder nun von jenen Staaten abhängig, die die Impfstoffe herstellten und zudem die Patente an ihnen besäßen. „Das ist keine gute Position für eine globale Familie und eine Gemeinschaft von Nationen“, so Steiner weiter. (dpa)

Rund 1.300 Neuinfektionen in Deutschland

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet 1.330 neue Positivtests. Das sind 1.857 weniger als am Donnerstag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter auf 11,6 von 13,2 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Ein­woh­ne­r:in­nen sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben.

105 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 90.179. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 3,7 Millionen Coronatests positiv aus. (rtr)

Studie: Viele Covid-Patient:innen entwickeln PTBS

Ein Viertel der sehr schwer an Covid-19 Erkrankten entwickelt später eine posttraumatische Belastungsstörung. Das ergab eine Studie der Universität Duisburg-Essen, für die von April 2020 bis März 2021 mehr als 30.000 Menschen untersucht wurden, wie anlässlich des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Mittwoch mitgeteilt wurde. Demnach stieg bei diesen Menschen, die auf der Intensivstation behandelt wurden, im Schnitt am hundertsten Tag nach ihrer Entlassung die Traumasymptomatik an.

Das massiv bedrohliche Erlebnis, keine Luft mehr zu bekommen, löse bei diesen Pa­ti­en­t:in­nen im Nachgang sogenannte Intrusionen aus, erklärte Martin Teufel, der als Direktor der Klinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie der LVR-Kliniken Essen die Studie leitete. Diese Intrusion äußere sich „wie ein Flashback, mit einem plötzlich einschießenden massiven Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins, des Erlebens von Kontrollverlust“.

Die einschneidende Erfahrung auf der Intensivstation sei unstrukturiert als Emotion im Unterbewusstsein abgespeichert. Pa­ti­en­t:in­nen könne daher eine spezifische Traumabehandlung angeboten werden, etwa als Schreibtherapie. So werde die Erfahrung „ins Bewusstsein geholt, aufgearbeitet und neu strukturiert“, erklärte Teufel weiter. (afp)

Mehr als 1,5 Millionen Kinderkrankentage in dritter Coronawelle

Zahlreiche Eltern haben sich in der dritten Coronawelle wegen geschlossener Kitas und Schulen krankschreiben lassen. Aktuelle Zahlen der größten deutschen Krankenkassen, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen, zeigen, dass zwischen Januar und Mai dieses Jahres mehr als 1,5 Millionen Kinderkrankentage von Eltern genommen wurden, weil die Einrichtungen nicht oder nur eingeschränkt in Betrieb waren.

Mehr als 600.000-mal wurde pandemiebedingtes Kinderkrankengeld in dieser Zeit beantragt, wie der AOK-Bundesverband, die Techniker Krankenkasse (TK), die Barmer und die DAK-Gesundheit auf dpa-Anfrage mitteilten. Den Daten der Barmer zufolge nutzten Eltern im Schnitt zwei bis drei Kinderkrankentage im Monat.

Wegen der Coronamaßnahmen hatte die Politik die Zahl der Kinderkrankentage im laufenden Jahr von sonst 10 auf 30 pro Elternteil verdreifacht, für Alleinerziehende von 20 auf 60. Normalerweise bekommen Eltern Kinderkrankengeld von der Kasse, wenn sie ihren kranken Nachwuchs zu Hause pflegen und deshalb nicht zur Arbeit können.

In der Pandemie wird die Leistung auch gewährt, wenn Schulen und Kitas schließen, nur Notbetrieb anbieten, die Präsenzpflicht aufgehoben wird oder wenn Kinder wegen Coronafällen nach Hause in Quarantäne geschickt werden. Das Kinderkrankengeld beträgt 90 Prozent des Nettoverdienstes. (dpa)

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