Israels Oberstes Gericht urteilt: BDS-Unterstützerin darf einreisen
Mehr als zwei Wochen saß Lara Alqasem am Flughafen in Tel Aviv fest, weil sie die Boykott-Bewegung BDS unterstützte. Nun hob ein Gericht das Einreiseverbot auf.
JERUSALEM dpa | Israels Höchstes Gericht hat am Donnerstag ein Einreiseverbot für die US-Studentin Lara Alqasem aufgehoben. Die 22-jährige sitzt schon seit mehr als zwei Wochen am internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv fest. Nach der Entscheidung in höchster Instanz kann sie nun wie geplant ihr Magisterstudium an der Hebräischen Universität in Jerusalem beginnen.
Israel verweigerte der jungen Frau mit palästinensischen Wurzeln bisher die Einreise, weil sie die anti-israelische Protestbewegung BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) unterstützt habe.
Alqasems Anwälte nannten die Entscheidung des Höchsten Gerichts „einen Sieg für Meinungsfreiheit, akademische Freiheit und die Rechtsstaatlichkeit“.
Drei Richter hatten am Mittwoch in Jerusalem in Anwesenheit von Alqasem die Argumente ihres Anwalts sowie des Staates gehört. Eine Vertreterin der Hebräischen Universität plädierte dafür, die junge Frau einreisen zu lassen. Sie war am 2. Oktober mit einem Studentenvisum am Flughafen gelandet. Seitdem saß sie auf dem Flughafen fest.
Alqasem war in der Vergangenheit aktiv in der Organisation Students for Justice in Palestine (Studenten für Gerechtigkeit in Palästina), die einen Boykott Israels unterstützt. Ihr Anwalt betonte, sie habe sich jedoch inzwischen öffentlich von deren Zielen losgesagt.
Zu Jahresbeginn hatte Israel eine Schwarze Liste von rund 20 Organisationen veröffentlicht, die zu einem Boykott des Landes aufrufen. Aktivisten dieser Gruppierungen soll die Einreise verweigert werden.
Leser*innenkommentare
Nicky Arnstein
Finde ich höchst widersprüchlich, dass die antijüdisch eingestellte Dame im Judenstaat und nicht in einem muslimischen Land studieren will. BDS boykottiert bekanntlich Kultur, Kunst, Wissenschaft und Handel made in Israel.
Henriette Bimmelbahn
Demokratie und Meinungsfreiheit spricht natürlich exakt aus diesem Urteil.
Ich wüsste auch gar nicht, was ein BDS-Unterstützer in Israel - dem jüdischen Staat, den er isolieren, segregieren und schlussendlich eliminieren möchte - will.
Henriette Bimmelbahn
Lara Alquasem sitzt keineswegs fest. Sie darf jederzeit zurückreisen.
Henriette Bimmelbahn
Aha. Jetzt fände ich interessant zu erfahren: womit hat diese Entscheidung etwas zu tun?
Yossi Bartal
taz-Autor*in
Titel ist falsch - das Gericht erlaubte ihre Einreise, weil sie BDS nicht mehr unterstützt (wer in einer israelischen Universität studieren möchte ist per Definition kein BDS-Unterstützer). Das Gericht fand lediglich ihren vergangen Aktivismus als nicht sehr bedeutend. Falls sie aber laut sagen würde, sie findet BDS doch gut, sollte sie abgeschoben werden. Mit Demokratie und Meinungsfreiheit hat diese Entscheidung wenig zu tun.
Der Mann, der unter einen Stein hervorkroch
"Mit Demokratie und Meinungsfreiheit hat diese Entscheidung wenig zu tun."
Falsch!
Selbst der vehementeste "Israelkritiker" wird zugeben, daß die israelische Regierung demokratisch gewählt ist.
Und es ist das Recht Israels folgende Meinung zu vertreten: "Egal welche Beweggründe er auch haben mag, wer BDS unterstützt ruft im schlimmsten Fall zur Vernichtung Israels auf; im besten Fall schädigt er "nur" unsere Wirtschaft. Wer solche Ansichten vertritt soll studieren, wo er will; aber nicht in Israel."
Das Israel ihr mit ihrer BDS Vergangenheit überhaupt erlaubt an der hebräischen Universität zu studieren unterstreicht die zutiefst humanistische und moralische Integrität der Israelis.
[...]
Kommentar gekürzt. Bitte bleiben Sie konkret beim Artikelthema. Danke, die Moderation
88181 (Profil gelöscht)
Gast
@Yossi Bartal "(wer in einer israelischen Universität studieren möchte ist per Definition kein BDS-Unterstützer)"
Selbst Omar Barghouti hat in Israel studiert. Und der ist ein Mibegründer und nicht nur Supporter.
en.wikipedia.org/wiki/Omar_Barghouti
christine rölke-sommer
@88181 (Profil gelöscht) ja und?
möchten Sie alle leutz von *boycott from within* aus Israel ausbürgern?