Israels Druck auf NGOs: Kulturschaffende gegen Netanjahu
Nach einer Beschwerde über das Jüdische Museum in Berlin wehren sich Israels KünstlerInnen dagegen, den „kritischen Diskurs“ zu unterbinden.
Der israelischen Regierung missfällt eine Ausstellung des Jüdischen Museums, die die Geschichte Jerusalems aus vielfältigen, auch arabischen Perspektiven beleuchtet. Mehr als ungewöhnlich war der Versuch, die Bundesregierung mit einem Protestbrief dazu zu bewegen, das Museum sowie NGOs und Stiftungen unter Druck zu setzen. Die taz berichtete am 6. Dezember als erstes Medium über den Vorfall.
Die Kritik an der Jerusalem-Ausstellung sei „unaufrichtig und irreführend“, kritisieren die KünstlerInnen. „In den letzten Jahren haben wir in Israel unzählige Versuche der Regierung erlebt, in Zusammenarbeit mit populistischen und ultrarechten Parteien die Räume des kulturellen Ausdrucks und damit den pluralistischen, kritischen Diskurs einzuschränken.“
Andersdenkende würden als „fünfte Kolonne“ denunziert, bei Förderungen übergangen und aus öffentlichen Räumen verdrängt. Das zerstöre die „kulturelle Debatte in einer offenen Gesellschaft“.
Prominente Stimmen unter den UnterzeichnerInnen
Zu den Unterzeichnern gehören mehrere Träger des Israel-Preises, der höchsten Auszeichnung für Künstler, Wissenschaftler und Intellektuelle, darunter Micha Ullman, der das Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung auf dem Berliner Bebelplatz gestaltete. Auch der Designer David Tartakover sowie die Künstlerin Michal Naaman und der Künstler Gal Weinstein, der Israel bei der Biennale 2017 vertrat, unterstützen den Brief.
Dass vier Träger des Israel-Preises den Protest initiiert haben, verleiht ihm Gewicht. Auch dieser Preis ist der israelischen Rechten ein Dorn im Auge. Netanjahu wollte die Jury 2015 von „Antizionisten“ und Linken säubern. Der Versuch scheiterte – am Widerstand prominenter Autoren wie David Grossman.
Lesen Sie zu diesem Thema auch das Interview mit dem Politologen Amal Jamal von der Tel Aviv-Universität.
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