Israel und die arabischen Länder: Die Gewinner rücken zusammen
Israel und einige arabische Länder intensivieren ihre Beziehungen. Gut so. Nur: Für andere in der Region ist kein Platz – wie die Palästinenser.
E s ist der Aufschlag seiner Tour durch Israel und Saudi-Arabien: In einer Rede bei der Empfangszeremonie am Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv machte US-Präsident Joe Biden klar, worum es auf seiner Reise gehen soll: nicht um die Palästinenser; nur einmal kamen sie vor, als Biden seine „anhaltende Unterstützung“ der Zweistaatenlösung betonte. Dafür ging es um die „Integration Israels in die Region“.
Die immer öffentlicher und intensiver werdende Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen Israel und einigen arabischen Ländern, allen voran die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), markiert einen neuen Ansatz in der Region: Er blickt nach vorne, nicht zurück. Er nimmt die Welt, wie sie ist, mit Israel in ihr. Er konsolidiert Macht auf der anti-iranischen Achse. Er zementiert, wer die „Gewinner“ der vergangenen Jahrzehnte sind: in die westliche Politik integrierte, innovative oder zumindest reiche Volkswirtschaften, Länder mit Macht – ob durch Rohstoffe, wie Saudi-Arabien, oder durch ihre einzigartige Position in der Region, wie Israel.
Für die, die nicht mithalten können oder wollen, ist nur am Rande Platz. Man könnte sagen: Der Realismus hat gewonnen. Für einige arabische Länder zählt nicht mehr die abstrakte Idee von Loyalität zu den Palästinensern – viel wichtiger sind die realpolitischen Vorteile, die ihnen eine partnerschaftliche Beziehung zu Israel und den USA bieten können.
Dass das den Palästinensern nicht gefällt, ist logisch. Es überrascht daher nicht, dass Biden und der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, am Freitag keine gemeinsame, sondern jeweils separate Stellungnahmen abgeben werden, wie die israelische Zeitung Ha’aretz berichtet. Die Repräsentanten der beiden hätten sich nicht auf ein „Wording“ einigen können.
Saudi-Arabien – längst mit Israel verbunden, etwa über den Kauf der Pegasus-Spionage-Software – muss sich öffentlich noch zu dem Bündnis bekennen. Biden wird es dem Königreich bei dem Treffen Ende der Woche wohl weiter schmackhaft machen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren