Irisch-polnische Städtepartnerschaft: Homofreundliche Katholiken
Das irische Fermoy hat die Partnerschaft mit Nowa Dęba aufgekündigt, weil diese sich zur LGBT-freien Zone erklärte. Progressiver als deutsche Städte.
Nach 14 Jahren ist Schluss: Die irische Kleinstadt Fermoy hat der polnischen Kleinstadt Nowa Dęba die Städtepartnerschaft aufgekündigt. Der Grund: Nowa Dęba hat sich zur „LGBT-freien Zonen“ erklärt.
Diese homo- und transfeindliche Hetzkampagne wurde vor anderthalb Jahren von der rechtskonservativen Wochenzeitung Gazeta Polska gestartet. Świdnik in Südostpolen war die erste Stadt, die erklärte, Kinder und Familien vor „homosexueller Propaganda“ und moralischem Verfall schützen zu wollen. Seitdem haben sich rund hundert Ortschaften, fast ein Drittel Polens, der Kampagne angeschlossen. Polen ist eins von sechs europäischen Ländern, in denen die gleichgeschlechtliche Ehe illegal ist.
In Irland war Homosexualität bis 1993 ein Straftatbestand. Seitdem hat sich viel getan. 2015 wurden gleichgeschlechtliche Ehen per Referendum legalisiert. Zwei Jahre später wurde Leo Varadkar irischer Premierminister, er war erst der vierte offen homosexuelle Regierungschef der Welt.
Im Ausland hält sich jedoch hartnäckig der Eindruck einer „erzkatholischen Insel“. Sicher, 78 Prozent der Einwohner sind katholisch, aber es ist inzwischen ein „kultureller Katholizismus“. Man tauft die Kinder aus Tradition, Kirchenaustritte sind nicht vorgesehen. In Fermoy bezeichnen sich sogar 83 Prozent als katholisch. Der Stadtrat wird von den beiden konservativen Parteien Fianna Fáil und Fine Gael, die gemeinsam mit den Grünen das Land regieren, dominiert.
Aber in sozialen Fragen hat die katholische Kirche schon lange nichts mehr zu melden. Noel McCarthy, der dem Ausschuss für Städtepartnerschaften angehört, sagte zur Aufkündigung: „Wir müssen uns gegen solche Leute wehren. Das kann man doch im Jahr 2020 nicht machen und auch noch damit durchkommen.“
In Deutschland ist man weniger zimperlich. 300 deutsche Städte haben Partnerschaften mit polnischen „LGBT-freien“ Ortschaften und wollen daran festhalten. Zwar distanziert man sich von der Entscheidung der Partnerstadt, aber eine Kündigung der Freundschaft sei ein einmaliger symbolischer Akt ohne nachhaltige Wirkung, meint zum Beispiel Michael Karnetzki, stellvertretender SPD-Bürgermeister von Steglitz-Zehlendorf in Berlin.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“