Iranische Journalistinnen vor Gericht: Heldinnen von heute
International ausgezeichnet und in der Heimat hinter Gittern: Niloofar Hamedi und Elahe Mohammadi haben mit ihrer Arbeit Geschichte geschrieben.
W eil sie über die Ermordung von Jina Mahsa Amini berichtet hatten, sitzen die Journalistinnen Niloofar Hamedi und Elahe Mohammadi im Iran hinter Gittern. Die Anklage lautet „Zusammenarbeit mit dem feindlichen Regime USA“, „Versammlung und geheime Verabredung zu Handlungen gegen die nationale Sicherheit“ und „Propaganda gegen den Staat“. Sie waren lediglich ihrer Arbeit als Journalistinnen nachgekommen.
Hamedi schoss das bekannte Foto von den trauernden Eltern Aminis im Krankenhaus, Mohammadi fuhr nach Saqqez, um über die Beerdigung zu schreiben. Ihrer Berichterstattung haben wir es entscheidend mitzuverdanken, dass die Welt von dem staatlichen Femizid an Jina Amini erfahren konnte.
In der westlichen Welt werden diese beiden Journalistinnen für ihre Arbeit ausgezeichnet. Sie gehören zu den 100 einflussreichsten Personen des Jahres 2023, Harvard und Unesco verliehen ihnen Journalismuspreise, Hamedi gewann die „Feder für die Pressefreiheit“ vom DJV. Ihr Foto aus dem Krankenhaus erlangte weltweit Aufmerksamkeit und wurde schließlich zum „Foto des Jahres“ gekürt.
In der Islamischen Republik Iran jedoch müssen sie für ihre Arbeit monatelang in Isolationshaft ausharren. Es ist ein Racheakt. Das Regime in Teheran macht sie für den Ausbruch der landesweiten Proteste verantwortlich und führt sie jetzt dem aufgrund zahlreicher umstrittener Urteile berüchtigten Richter Abolqasem Salavati vor. Ihren Anwalt durften sie erst einen Tag vor dem Gerichtstermin sehen.
Auf ein faires Verfahren können die beiden Frauen nicht hoffen. Es wird wie immer in der Islamischen Republik Iran ein reiner Schauprozess werden, der darauf abzielt, andere Journalist*innen einzuschüchtern. Journalismus ist kein Verbrechen. Medienvertreter*innen weltweit sollten sich für ihre inhaftierten Kolleginnen einsetzen. Diese beiden Journalistinnen haben Geschichte geschrieben. Die Revolution „Frau – Leben – Freiheit“ wird immer mit dem Namen Niloofar Hamedi und Elahe Mohammadi in Verbindung stehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Bestürzung und erste Details über den Tatverdächtigen
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen