Interview über weltweiten Umweltschutz: „Es reicht nicht, nur Kritiker zu sein“
Zehn Jahre lang war Achim Steiner oberster UN-Umweltschützer. Er gibt sich optimistisch – obwohl wir Meere und Umwelt verlieren.
taz.am wochenende: Herr Steiner, lassen Sie uns über Optimismus sprechen …
Achim Steiner: Ja, dieses Etikett wird mir oft angehängt.
Sie waren die vergangenen zehn Jahre der oberste Umweltschützer der Welt. Trotzdem sind Sie optimistisch. Wie machen Sie das?
Gerade in den letzten zehn Jahren gibt es vor dem Hintergrund einer relativ negativen globalen Bilanz eine ganze Reihe von Durchbrüchen: Wir haben seit dem Pariser Abkommen eine globale Klimapolitik, die G 7 hat langfristig das Aus für fossile Brennstoffe beschlossen, die sogenannte Dekarbonisierung. Dann sorgt das Montrealer Protokoll, die erfolgreichste UN-Konvention aller Zeiten, dafür, dass sich das Ozonloch wieder schließt.
Und wir verlieren so viele Tier- und Pflanzenarten wie nie …
Moment, ich bin noch nicht fertig! Wir haben im letzten Jahr mit den 17 globalen Entwicklungszielen der UN, den SDG, einen Durchbruch zu mehr Nachhaltigkeit erlebt, den wir nicht erwartet hatten. Es sind zwar nur Ziele, und die UN ist keine Weltpolizei, die sie durchsetzen kann. Aber ich frage jeden Deutschen oder Amerikaner, ob er diese Ziele kennt, sie im Job und mit seinen Abgeordneten diskutiert. Denn diese Ziele sind auch für Deutschland verpflichtend. Zum ersten Mal heißt es nicht: „Baut Straßen und erzeugt Strom und passt dabei ein bisschen auf die Umwelt auf!“, sondern es geht um dauerhafte Strukturen für ökologische Infrastruktur oder Landwirtschaft.
Gerade die Ökopolitik zeigt doch aber: Papier ist geduldig.
Im letzten Jahr flossen mehr als 50 Prozent der Investitionen für neue Stromversorgung in erneuerbare Energien. Wie erklären Sie das? Mit dem UN-Klimaprozess! Das ist kein Zufall, sondern die Konsequenz in einer Welt, die das Problem Klimawandel erst wissenschaftlich, dann technologisch und jetzt wirtschaftlich angeht und sich dabei neu erfindet. Da ist eine Energierevolution unter dem Primat der Umwelt in Gang gekommen. Die grünen Energien sind billiger, schneller zu bauen und in Afrika, wo ich lebe, eine Abkürzung zur Stromversorgung. Da kann man schon mal optimistisch sein.
Dennoch schreibt gerade Ihre ehemalige Behörde, Unep – das Umweltprogramm der Vereinten Nationen –, einen Problembericht nach dem anderen: Wir verlieren Arten, Meere, Wälder. Auf politischer Ebene haben wir tolle Abkommen, im Leben sieht es oft anders aus.
Sie haben gefragt, warum ich optimistisch bin. Ich habe Ihnen diese Beispiele genannt, um zu zeigen, dass Umweltpolitik funktionieren kann. Ich sage aber auch, dass wir mit sieben Milliarden Menschen bei den wichtigsten Indikatoren für Nachhaltigkeit immer noch weit übers Ziel hinausschießen. Etwas anderes zu behaupten wäre Traumtänzerei. Aber ich begründe meinen Optimismus: Vor dem Hintergrund dieser eskalierenden Krise sehe ich zunehmend auch die Kehrtwenden, lokal, national und zunehmend global. Das gibt Hoffnung, dass wir in den kommenden Jahren Durchbrüche erleben, die den Trend aus den letzten 100 oder 1.000 Jahren umkehren.
Wie viel davon ist Zweckoptimismus? Ohne den kann man ja nicht Unep-Chef sein.
Zweckoptimismus klingt so unehrlich. Das akzeptiere ich nicht. Aber es bringt der Welt wenig, wenn der Unep-Chef jeden Tag sagt, es ist schrecklich, die Welt geht unter und wir sind alle zum Scheitern verurteilt. Wir müssen immer wieder darauf hinweisen, dass es Lösungen gibt. Dass wir nicht gefangen sind in einem Labyrinth, aus dem wir nicht rauskommen. Es ist auch nicht ehrlich zu sagen, wir hätten nichts geschafft. Unsere Flüsse sind sauberer, der saure Regen ist gestoppt, das blinde Abholzen vieler Wälder ist gestoppt oder minimiert . . .
55, geboren in Brasilien, studierte Politik und Ökonomie in Oxford und London. Er war für große Naturschutzorganisationen tätig, 2006 nominierte ihn Kofi Annan in Nairobi zum Exekutivdirektor von Unep, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen. 2016 trat Steiner zurück. Er hat eine Stelle an der Oxford-Universität angenommen.
.… weil wir einige unserer Umweltsünden ausgelagert haben.
Das stimmt in Bezug auf die Industriestaaten, dazu kommt noch das neue Phänomen der globalen Umweltkriminalität. Aber gerade im Naturschutz gibt es auch Fortschritte, nicht nur bei uns, auch in Entwicklungsländern. Brasilien hat die Rodung des Amazonas drastisch reduziert, in China nimmt die Waldfläche durch massive Aufforstung seit zwanzig Jahren zu: In manchen afrikanischen Ländern machen Naturschutzgebiete bis zu einem Drittel der Fläche aus.
Sie haben diesen ganzen Ärger auf den Tisch bekommen, als einer der bestinformierten Experten zu Ökothemen weltweit. Was lädt Ihre Batterie auf, was hält Ihren Optimismus?
Ich treffe jeden Tag Menschen, die wunderbare Arbeit machen, die wirklich Dinge verändern, manchmal nur für ihr Dorf, ihre Schule, ihr Unternehmen, manchmal auch für ihr Land. Diese Konsequenz und dieser Gaube an Veränderung laden meine Batterie auf. Das ist kein Widerspruch zu dieser besorgniserregenden Realität.
Sie haben zehn Jahre mit Ihrer Familie in Nairobi gelebt, einer der gefährlichsten Städte der Welt. Was gibt da Hoffnung?
Mein Leben da war relativ normal. Aber ich war ja auch kein Slumbewohner. Diese Horrorgeschichten über Raub und Mord in Nairobi teile ich nicht. Ja, es gibt Kriminalität, auch in extremer Form, es gab terroristische Angriffe, aber auch die erleben wir heute überall. Meine Familie und ich haben als Teil der kenianischen Gesellschaft gelebt. Unsere Kinder waren auf einer kenianischen Schule, wir haben viele kenianische Freunde, und nach der Eingewöhnung haben wir dieses wunderschöne Land durch viele Reisen kennengelernt. Unsere Söhne sind dort aufgewachsen, sie hätten es nicht schöner haben können.
Sind Elternabende an kenianischen Schulen auch so langweilig?
Nein! Allein das Aufeinandertreffen von verschiedenen Kulturen machte jeden Elternabend zu einem Erlebnis, wir haben viel diskutiert, aber auch gelacht. Spannend war, dass sich da Eltern, Schüler und Lehrer treffen.
Wie kann man sich das Leben Ihrer Familie dort vorstellen? Mit Bodyguard? Sind Sie einfach mit der Einkaufstüte auf den Wochenmarkt?
Beides. Wegen meines „Profils“ in den Vereinten Nationen arbeitete ich mit einem Bodyguard. Aber als Familie haben wir ein ganz normales Leben geführt, einschließlich einkaufen und Fernsehgebühren zahlen.
Ich würde denken, dass Sie in einer UN-Blase gelebt haben. Wie viel vom täglichen Leben in Nairobi haben Sie mitbekommen? Das Verkehrschaos?
Natürlich war mein Alltag nicht „alltäglich“. Das bringt die Leitung einer UN-Organisation mit sich. Aber ob es nun Verkehrsstaus oder Sicherheitsrisiken sind – die gibt es nicht nur in Nairobi. Die zehn Jahre in Kenia haben uns viel Freude und Freunde gebracht.
Viele andere sind da nicht so zuversichtlich. Sie nennen die Stadt Nairobbery.
Natürlich muss man lernen, in einer solchen Stadt zu leben und zu überleben. Ich will das nicht romantisieren. Nairobi ist nachts in manchen Gegenden eine gefährliche Stadt. In anderen nicht, und tagsüber können Sie sich relativ frei bewegen. Aber es ist natürlich nicht Garmisch-Partenkirchen.
Wie hat Kenia Sie beeinflusst?
Nairobi ist eine Stadt, die vor Leben überquillt. Eine afrikanische Hauptstadt, eine internationale Stadt, extreme Armut und extremen Reichtum. Dazwischen gibt es unglaubliche Projekte von lokalen Kirchen oder Hilfsorganisationen und eine erstaunliche Kultur des Unternehmertums. Die Menschen dort schaffen erstaunliche Dinge aus dem Nichts. Kenia setzt aus eigenem Entschluss und sogar gegen die Empfehlung der Weltbank eine grüne Energiepolitik um. 50 Prozent der Stromversorgung ist CO2-freie Geothermie, sie bauen die größte Windfarm Afrikas. In acht Jahren will das Land seine Stromerzeugung verdreifachen und auf 80 Prozent Erneuerbare kommen. Es gibt Mpesa, eine innovative Firma zur Geldüberweisung per Handy – und jetzt M-Kopa, eine Mobilfunkplattform für den Zugang zu erneuerbaren Energien, mit denen sich jeder Kunde an der Straßenecke grünen Strom kaufen kann.
Woher kommt diese Dynamik?
Die Menschen müssen dort mit so viel weniger Mitteln genauso viel leisten wie wir hier: ihre Familie ernähren, Kinder durchs Schulsystem bekommen, Gesundheitsversorgung sicherstellen.
Die Angst kann sie jederzeit einholen. In der U-Bahn, am Schreibtisch, im Café. Wie unsere Autorin lernte, ihre Angst zu lieben, lesen Sie in der taz.am wochenende vom 13./14. August 2016. Außerdem: Um Bio-Eier möglichst günstig zu produzieren, nutzen einige HalterInnen alle Grauzonen der EU-Richtlinien. Wie viel bio steckt im Öko-Ei? Und: Die Türkei zwischen "Säuberung" und Märtyrerverehrung. Pınar Öğünç über eine Gesellschaft, in der sich eine Hexenjagd-Atmosphäre einzurichten scheint. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.
Wie hat sich Ihr Blick auf Deutschland verändert?
In vieler Hinsicht hat er sich positiv verändert. Denn aus afrikanischer Sicht ist Deutschland ein Erfolgsland. Ich bewundere vieles, was in Deutschland passiert. Aber manches bedauere ich auch, zum Beispiel wie die Energiewende zerredet wird. Darauf kann Deutschland nicht nur stolz sein, sie hat das Land verändert und den Wirtschaftsstandort gestärkt, nicht geschwächt. Man lernt Dinge, indem man sie umsetzt und anpasst, das ist doch kein Fehler. Deutschland könnte viel stolzer auf sich sein, auf alles, was es als Gesellschaft erreicht hat.
Trotzdem meckern wir gern.
Je besser es dir geht, desto mehr kannst du dich damit beschäftigen, was noch fehlt. Der Blick fürs Ganze geht im Alltag manchmal verloren. Aber wir haben im letzten Jahr auch erlebt, wie Deutschland sich in einer Notsituation für Flüchtlinge geöffnet hat, was viele nicht erwartet hätten. Es ist schlimm, dass manche diese Probleme ausnutzen und noch anfeuern. Diese Kontroverse haben weder Deutschland noch die Flüchtlinge verdient.
Die Umweltbewegung mobilisiert ihre Anhänger traditionell mit Pessimismus: Alles ist furchtbar und wird immer schlimmer.
Ja, das ist etwa seit der Jahrtausendwende zu einem Problem geworden. Wir sehen heute: Eine Gesellschaft ist nicht durch Negatives zur Veränderung zu motivieren, sondern durch positive Leitbilder, durch Chancen und die Motivation: Wir können hier was schaffen. Die Umweltbewegung hat nicht zu verantworten, dass sie über viele Jahre hinweg immer wieder an die Tür klopfen musste, um das Verständnis zu schaffen, wie ernst die Umweltlage ist. Aber ab einem bestimmten Punkt haben sich diese Türen geöffnet. Die Umweltpolitiker sitzen heute in vielen Parlamenten und Regierungen, wir haben große Fortschritte auf EU-Ebene wie die Schutzgebiete „Natura 2000“.
Umweltschützer sollten von der Apokalypse zur Utopie wechseln?
Wir sollten akzeptieren, dass wir heute nicht mehr nur legitim Kritik üben können. Weil die ökologische Perspektive inzwischen weitgehend akzeptiert wird, haben wir Gestaltungsmöglichkeiten. Das bedeutet, dass auch die Umweltbewegung sich weiterentwickeln muss. Sie hat die Verantwortung gewollt, sie hat sie bekommen. Und sie kann heute kritischer Begleiter sein, aber auch Erfolge als positive Bilanz darstellen.
Sie haben das Thema „grüne Wirtschaft“ betont. Müsste die Umweltbewegung das Konzept positiver sehen?
Es geht mir nicht darum, dem zerstörerischen Wachstum einen grünen Mantel umzuhängen, ich bin kein Greenwasher. Wir müssen unsere Volkswirtschaften neu erfinden und sie ökologisch fundiert in die Zukunft entwickeln. Und wir müssen anerkennen, dass der Staat auf 70 bis 80 Prozent des Wirtschaftshandelns nur bedingten Einfluss hat. Wir Verbraucher, wir Unternehmer sind alle Teil dieser Wirtschaft. Wie schaffen wir es, unser System, das uns Einkommen, Krankenversicherung und Rente beschert, so weiterzuentwickeln, dass wir die sehr negative Bilanz über die letzten 150 Jahre zu einem Konzept der Zukunft machen? Das ist der Kern der Green Economy.
Da sind viele skeptisch. Sie akzeptieren das Ziel, trauen dem Kapitalismus aber nicht, um dorthin zu kommen.
Ich respektiere diese Skepsis. Das ist kein einfacher Weg, keiner hat die eine Antwort. Wir müssen Innovationen vorantreiben. Aber wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, dass es ausreicht, nur die Rolle des Kritikers einzunehmen. Kritik an sich ist noch keine Lösung. Wir stehen vor der gigantischen Herausforderung, in den nächsten 40 Jahren die Weltwirtschaft zu dekarbonisieren. Das ist eine unglaubliche Aufgabe. Mit jedem Jahr, das verstreicht, ohne dass wir zusammen mit Unternehmern, der Energiewirtschaft, den Gewerkschaften, Parlamentariern und Öffentlichkeit andere Wege suchen, sind wir genauso schuld daran, dass wir nicht handlungsfähig werden.
Was heißt das für die Umweltbewegung?
Man muss akzeptieren, dass man auch Teil der Lösung sein muss. Nicht jeder kann Atmosphärenphysiker oder Ingenieur für Windanlagen werden. Aber die Umweltbewegung muss bei der Gestaltung der Lösungen mitarbeiten.
Und was heißt das für Ihren neuen Schwerpunkt, die Verkehrswende? Sollte Greenpeace bei der Entwicklung von Elektroautos mithelfen?
Greenpeace ist ein gutes Beispiel, wie sich Protest mit fachlicher Kompetenz verbinden lässt. Greenpeace hat heute Kompetenz, Einfluss und durch seine Analysen und Studien viele Bereiche der deutschen Umweltpolitik mitgestaltet.
Man könnte denken, Sie brauchen den Optimismus, weil Sie nicht viele andere Hebel haben. Wie sehr kann Unep in der UN mitgestalten?
Jede Institution kann mehr machen, wenn sie mehr Geld hat. Aber die Unep ist gerade gestärkt worden, in der neuen „Umweltversammlung“ sitzen alle UN-Staaten, das gibt es sonst nur in der UN-Generalversammlung. Das war bei der Rio-Konferenz 2012 ein enormer Erfolg, die Unep wird in den nächsten Jahren wachsen, sie wird die Muskeln spielen lassen und Einfluss ausüben. Die UN geben einen Großteil ihres Budgets für Peacekeeping aus. Allerdings dürfen wir nicht vergessen, dass in den anderen Organisationen wie FAO, UNDP und WHO viele Programme zur Umwelt umgesetzt werden. Und das Unep-Budget ist in den letzten zwei Jahren verdoppelt worden.
Welchen Ihrer Fehler sollte Ihr Nachfolger nicht machen?
Es gibt zwei Dinge, die ich bedauere: Ich habe die Dramatik unterschätzt, mit der sich unsere Ozeane durch Verschmutzung und Überfischung verändern, wie wir gerade einen riesigen Teil des Lebens auf der Erde zerstören. Ich habe mich zu lange von den Juristen der Mitgliedstaaten einschüchtern lassen. Sie interpretieren das Recht der hohen See, UNCLOS, so: Nichts darf dem entgegenstehen, dass Bodenschätze in den Weltmeeren geschürft werden.
Was würden Sie außerdem anders machen?
Ich hätte mit der Diskussion um die Green Economy früher anfangen sollen. Der Diskurs zwischen Wirtschaft und Ökonomie ist so verfahren. Es ist so unproduktiv zu sagen: Was gut ist für die Umwelt, ist schlecht für die Wirtschaft, und was gut ist für die Wirtschaft, geht auf Kosten der Umwelt. Das war der Mythos des 20. Jahrhunderts, der vielen die Entschuldigung gegeben hat, entweder rücksichtslos die Natur auszubeuten oder immer auf die Wirtschaft zu schimpfen.
Sie saßen in Ihrer Amtszeit viel im Flugzeug, im Schnitt zweimal pro Woche. Wird die Welt dadurch tatsächlich kleiner?
Ich habe über 90 Länder besucht. Am Anfang habe ich die Treibhausgase davon selbst ausgeglichen. Inzwischen macht die Unep das selbst, sie ist, wie auch viele andere UN-Unterorganisationen, eine klimaneutrale Institution. Aber das viele Reisen trägt zum Optimismus bei. Ich habe an so vielen Ecken interessante Projekte entdeckt, die im Kleinen und im Großen die Welt verändern. Das macht die Welt nicht kleiner, aber hoffnungsvoller.
Sie haben sich die Gründe für Ihren Optimismus gesucht?
Man muss der Versuchung widerstehen, dann alles nur noch positiv zu sehen. Aber ich habe nach Erfolgsgeschichten gesucht, um für mich eine Balance zu finden zu den permanenten negativen Bestandsaufnahmen, die wir natürlich publizieren müssen. Wir legen dauernd Bilanzen vor, die keine gute Nachrichten sind: der Verlust der Mangroven, die Weltmeere, Feuchtgebiete, Wälder, das Artensterben. Meine Aufgabe war es, das Verständnis für die Probleme zu schärfen, aber auch positive Beispiele zu suchen, um dem Urteil zu begegnen, nur ein reiches Industrieland wie Deutschland könne sich Klimaschutz leisten. Dadurch war ich ein Experte für Lösungen überall auf der Welt und konnte oft Ideen und Gesetze zitieren, die anderen als Anregung und Motivation dienten.
Sollten Sie vielleicht mal publizieren: Ratgeber eines Vielfliegers, wie die Welt zu retten ist.
Allein die Aufmerksamkeit durch einen Vizegeneralsekretär der UNO, der ich auch war, tut manchen Projekten ja schon gut. Das habe ich oft nach Besuchen gehört. Publiziert haben wir diese Durchbrüche und Vorbildprojekte in den Unep-Berichten wie dem GEO-Report. Ich habe häufig gesehen, dass Leute scheitern, weil sie nicht ökonomisch begründen können, wenn sie ökologisch sinnvoll handeln. Das ist bedauerlich, das müssen wir ändern. Und auch beim Thema Finanzen müssen wir deutlicher zeigen, wie man mit Investitionen eine nachhaltige Entwicklung fördern kann. Daher bleibt das Konzept einer Green Economy für mich die zentrale Herausforderung für die Zukunft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen