Interview mit SPD-Politikerin: „Einigkeit mit den Grünen ist enorm“
Die SPD-Abgeordnete Hilde Mattheis über Gemeinsamkeiten mit den Grünen, eine Urwahl für die SPD und Altersunterschiede in der Politik.
taz: Frau Mattheis, die Grünen wählen eine Frau aus der bürgerlichen Mitte an die Spitze. Welche Gemeinsamkeiten haben Rot und Grün noch?
Hilde Mattheis: Viele, zum Beispiel die Finanzmarktregulierung und der ökologische Umbau.
Ihr Spitzenkandidat Peer Steinbrück steht eher für die alte Industriepolitik.
Unsinn! Wir haben in der rot-grünen Koalition die Energiewende auf den Weg gebracht. Da ist die Einigkeit enorm. Mit der CDU gibt es die nicht. Die Unionspolitiker versuchen doch gerade über eine Diskussion der Strompreise den Umschwung zu den erneuerbaren Energien aufzuhalten.
Die Basis der Grünen scheut den Schwenk zum Konservativen nicht, sonst würde sie keine Frau wählen, mit der die Öffnung zu Schwarz-Grün denkbar ist.
Natürlich spielt Katrin Göring-Eckardt einen eher bürgerlichen Part. Göring-Eckardt hat in den letzten Wochen allerdings betont, dass für sie kein Bündnis mit der CDU in Frage kommt. Außerdem haben die Grünen ihre Strömungen schon immer auch an der Spitze abgebildet – diesmal mit dem linken Trittin aus Westdeutschland und der eher bürgerlichen Frau aus dem Osten.
, 58, ist SPD-Bundestagsabgeordnete aus Baden-Württemberg und Vorsitzende des Forums Demokratische Linke 21 in der Sozialdemokratischen Partei.
Welche Wähler bleiben dann noch für die Steinbrück-SPD?
Ob die Grünen wie in Baden-Württemberg CDU-Wähler zu sich holen, wird sich zeigen. Die Herausforderung der SPD ist es, diejenigen zu überzeugen, die bisher nicht zur Wahl gegangen sind. Wir müssen mit einem klaren sozialdemokratischen Profil punkten: Wir machen Politik, durch die jede und jeder gut und sicher leben kann. Das Bedürfnis nach sozialer Gerechtigkeit ist in der Bevölkerung sehr groß.
Ist Steinbrück da der richtige?
Er ist Sozialdemokrat. Wir haben nicht nur ein Grundsatzprogramm, sondern wir werden uns auch ein Regierungsprogramm geben, wo diese Ausrichtung ganz deutlich wird …
… Steinbrück hat Beinfreiheit gefordert …
… aber er weiß, dass er die Partei braucht und nur über einen starken sozialen Gerechtigkeitsanspruch auch überzeugen kann.
Trittin und Göring-Eckardt sind jetzt basisdemokratisch legitimiert – warum macht die SPD keine Urwahl?
Der Wunsch in der Partei war groß. Jetzt ist es anders passiert. Die Mitglieder werden bei der Erarbeitung des Regierungsprogramm sehr stark einbezogen, durch Diskussionen im Internet und Dialogveranstaltungen.
Am Ende entscheiden wenigeMänner über die SPD-Linie – Steinbrück hat keine Frau im Kern-Wahlkampfteam.
Die Bildung des Wahlkampfteams ist nicht abgeschlossen, außerdem gehört natürlich unsere Generalsekretärin Andrea Nahles dazu. Aber richtig ist, dass wir die gleiche Beteiligung von Frauen einfordern.
Trotzdem wird der 64-jährige Peer Steinbrück alt aussehen gegen die 46-jährige Katrin Göring-Eckardt.
Göring Eckardt ist nicht die Neue, sondern schon lange dabei. Sowieso ist Politik keine Frage des Alters.
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