piwik no script img

Interne Ermittlung im Fall OfarimKeine Konsequenzen für Mitarbeiter

Ein Gutachten entlastet den beschuldigten Mitarbeiter des Leipziger Westin Hotels. Ihm war vorgeworfen worden, Sänger Gil Ofarim antisemitisch beleidigt zu haben.

Das nächtliche Leipzig mit The Westin Hotel in der Skyline Foto: Star-Media/imago

Leipzig epd | Nach dem mutmaßlich antisemitischen Vorfall um den Sänger Gil Ofarim im Leipziger Westin Hotel hat der beschuldigte Mitarbeiter nicht mit Konsequenzen seitens des Hotels zu rechnen. Eine vom Hotelbetreiber beauftragte Anwaltskanzlei kommt in einem 118 Seiten starken Gutachten zu dem Schluss, dass es keine objektiven Anhaltspunkte für strafrechtliche und arbeitsrechtliche Maßnahmen gegen den Mitarbeiter gebe, wie der Betreiber am Mittwoch in einer Mitteilung schrieb.

Die Rechtsanwälte hätten das Geschehen in der Lobby des Hotels am 4. Oktober rekonstruiert und alle verfügbaren Beweismittel berücksichtigt. In die Untersuchung sind demnach Interviews mit dem Beschuldigten, anwesenden Mitarbeitern, Gästen und weiteren Zeugen eingeflossen sowie von der Staatsanwaltschaft übermittelte Informationen. Videoaufzeichnungen seien zudem von einem auf Bild- und Videoforensik spezialisierten Sachverständigen ausgewertet worden. Weiteres Datenmaterial stamme beispielsweise aus dem Check-In-System des Hotels.

Wie der Betreiber weiter ausführte, wird der betroffene Mitarbeiter aufgrund von weiterhin „massiven Anfeindungen“ seinen Aufgaben jedoch vorerst nicht wieder in vollem Umfang nachgehen. Weitere Informationen will das Unternehmen bis zum Abschluss der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht kommunizieren.

Der Sänger Gil Ofarim, Sohn der israelischen Musiklegende Abi Ofarim (1937-2018), war nach eigener Aussage Anfang Oktober im Leipziger Westin Hotel antisemitisch beleidigt worden, weil er sichtbar einen Davidstern trug. An seiner Darstellung hatte es zuletzt Zweifel gegeben.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • ichsachmaso: das sog. gutachten entlastet den betreiber. vorerst.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    "Wie der Betreiber weiter ausführte, wird der betroffene Mitarbeiter aufgrund von weiterhin „massiven Anfeindungen“ seinen Aufgaben jedoch vorerst nicht wieder in vollem Umfang nachgehen. "

    Was bedeutet "massive Anfeindungen"? Das scheint mir doch wesentlich zu sein.



    Hat er Ofarim beleidigt, ohne aber auf den Davidstern direkt Bezug zu nehmen?

    • @17900 (Profil gelöscht):

      "Was bedeutet "massive Anfeindungen"? Das scheint mir doch wesentlich zu sein.

      Hat er Ofarim beleidigt, ohne aber auf den Davidstern direkt Bezug zu nehmen?"

      Hier sind wohl die Anfeindungen gemeint, die dem Mitarbeiter entgegengebracht wurden.



      Anfeindungen gegen Ofarim konnten ja laut dem Gutachten nicht nachgewiesen werden.

  • In der HR-Sendung Brisant wurde laut einem User im Wlet-Online Forum berichtet, dass die Aufnahmen in der Lobby viel zu unscharf seien, um etwas erkenne zu erkennen. Und dass bei Außenaufnahmen etwas auf der Brust von Ofarim blinkte.



    Ich finde es traurig, dass aus dem HR niemand das erwähnt. Und die Medien jetzt alle Ofarim asl Lügner darstellen. Ich musste eben aufhören die widerlichen Hetzkommentare in der Welt-Online zu lösen, weil sie mich wütend un dtraurig machen. Außer dem einen Kommentar, den ich zu Beginn erwähnte.



    Ausgerchnet in der Welt, die sich ja so gerne als den großen Kämpfer gegen Antisemitismus aufspielt, rührt sich niemand von den Administratoren gegen die versteckt hässlichen Kommentare.



    Aber was wundere ich mich über all das, und das keiner den Stern gesehen haben will, in einem Land, in dem ja angeblich Millionen keine Deportationen gesehen haben wollen, und nichts von den Gaskammern wussten.



    Mir wird speiübel, obwohl ich schon seit über 4 Jahren nicht mehr in Deutschland lebe.

  • Tja... und nun?



    Sehr unbefriedigend, das Ganze. Für alle Seiten.



    Ich hatte so ein Ergebnis (falls es das jetzt abschließend sein sollte) ja schon befürchtet.

    Nicht mißverstehen: ich weise jetzt niemandem irgendeine Schuld zu. Dazu bin ich viel zu weit vom Geschehen weg. Aber sowas hätt's echt nicht gebraucht.