Internationale Justiz in Afrika: Darfur-Täter geschnappt
Ein vom ICC gesuchter Ex-Milizenkommandeur sitzt in der Zentralafrikanischen Republik in Haft. Der Sudanese soll Kriegsverbrechen begangen haben.
Kushayb ist einer von drei Sudanesen, gegen die der ICC 2007 Haftbefehle wegen des Kriegs in Darfur ausstellte. Die anderen waren Sudans damaliger Minister für humanitäre Angelegenheiten, Ahmed Harun, und Sudans damaliger Präsident Omar Hassan al-Bashir. Der Haftbefehl gegen Bashir wurde später auf Völkermord erweitert.
2003/04 kommandierte Kushayb in Wadi Salih im Süden Darfurs die paramilitärische Dschandschawid-Miliz, die zahlreiche Verbrechen an der nichtarabischen Zivilbevölkerung beging. Der Haftbefehl des ICC listet 51 Vorwürfe auf, von Vertreibung über Vergewaltigung bis Mord.
Sudan hat den ICC nie anerkannt, sondern gesagt, es richte Verbrecher selbst. Kushayb saß tatsächlich kurz in Haft, kam aber wieder frei und wurde Polizeikommandant.
Diktatur gestürzt
2019 stürzte ein Aufstand im Sudan die Bashir-Diktatur. Doch Kushayb, Sicherheitsverantwortlicher im Süden Darfurs, fühlte sich sicher. Nach Angaben einer Menschenrechtsgruppe drohte er noch am 23. Januar 2020 auf einer Versammlung, Oppositionelle zu töten: Er habe das schon früher getan.
Aber im Februar versprach Sudans Übergangsregierung, die ICC-Haftbefehle zu vollstrecken. So setzte sich Kushayb in den Nordosten der Zentralafrikanischen Republik ab, mit Dutzenden bewaffneten Männern in vollgetankten Fahrzeugen.
In dieser Region um Birao herrscht nicht die zentralafrikanische Regierung, sondern die Rebellengruppe FPRC (Patriotische Front zur Wiedergeburt Zentralafrikas) von Noureddine Adam.
Dieses einstige Führungsmitglied der Rebellenallianz Seleka, die von 2013 bis 2014 die Zentralafrikanische Republik beherrschte, war früher ein Vertrauter der Machthaber im Sudan. Doch nun ergreift er offenbar die Chance, durch Zusammenarbeit mit dem ICC Punkte zu sammeln.
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