Internat in Nigeria: Schulkinder entführt
In Nigeria werden 42 Menschen, davon 27 Kinder, nachts aus einem Internat entführt. Die Regierung schickt Militär zur Suche los.

Laut nigerianischen Medien überwältigten Bewaffnete gegen 2 Uhr früh zuerst die Wachleute auf dem Schulgelände. Danach überfielen sie die Wohnhäuser der Mitarbeiter*innen, von denen sie ebenfalls einige entführten – von drei Lehrer*innen und zwölf Angehörigen ist die Rede. Schließlich drangen die Angreifer in die Schlafsäle des Internats vor. Sie trugen Militäruniformen, berichten Augenzeugen.
Die Schule im Landkreis Rafi liegt rund fünf Autostunden nordwestlich von Nigerias Hauptstadt Abuja und hat rund 1.000 Schüler*innen. 650 davon sollen Dienstagabend in der Schule gewesen sein. Gouverneur Abubakar Sani Bello kündigte am Mittwochmorgen nach Informationen des Senders Channels TV an, alle Internate des Bundesstaates Niger schließen zu lassen, um die Leben von Schüler*innen zu retten. Er gab auch zu, dass einige Gegenden des Bundesstaates schon von Banditen besetzt seien.
Anders als bei früheren Entführungen in Nigeria ist das eine prompte Reaktion. Das trifft auch für die Sicherheitskräfte zu. Augenzeug*innen berichten, dass bereits am Vormittag ein Flugzeug der Luftwaffe nach den Angreifern und Opfern Ausschau hielt. Am Nachmittag sollte die Gegend rund um die Schule durchsucht werden.
Entführer unbekannt
In einer Regierungsmitteilung wies Präsident Muhammadu Buhari Polizei und Militär an, die Entführten unverzüglich und gesund zurückzubringen. In der Provinzhauptstadt Minna wurde zudem eine Sondereinheit stationiert, um die Befreiung der Gekidnappten zu koordinieren und Ansprechpartner für Eltern, Schulpersonal und lokale Behörden zu sein.
Wer hinter dem Angriff steckt, war am Mittwochnachmittag noch nicht bekannt. Gouverneur Abubakar Sani Bello sagte, seine Regierung werde nicht auf Lösegeldforderungen eingehen. Es gilt als gut möglich, dass wieder einmal die islamistische Terrormiliz Boko Haram verantwortlich ist. Sie hat in den vergangenen Jahren mehrfach Schulen und vor allem Internate angegriffen.
Am bekanntesten ist die Entführung von Chibok im April 2014. Von den anfangs 276 verschleppten Schülerinnen bleiben bis heute mehr als 100 verschollen. Für Entsetzen sorgte im Dezember 2020 die Entführung von mehr als 330 Schülern der Government Science Secondary School in Katsina, Heimatstaat von Präsident Buhari. Sie wurden nach einer Woche befreit – die Geiselnahme war Berichten zufolge das Werk einer lokalen Banditengruppe.
Laut der Denkfabrik Council on Foreign Relations (CFR) zeigen die neuen Kidnappings, dass kriminelle Gangs stärker werden, die Zentralregierung und ihre Sicherheitskräfte hingegen schwächer. Längst ist nicht nur eine Region betroffen wie beim Krieg gegen Boko Haram, sondern das ganze Land.
„Die zunehmenden Fälle von Unsicherheit und Kidnapping im Bundesstaat Niger bereiten allmählich Sorgen“, erklärte auf Twitter der Abgeordnete Umar Mohammed Baro, der einen Wahlkreis von Nigers Hauptstadt Minna in Nigerias Parlament vertritt. Der Überfall auf die Schule sei nur zwei Tage nach der Entführung von mindestens 21 Reisenden aus einem Bus geschehen. Die Menschen in Niger, so schrieb der Politiker, „leben in Angst und Panik, und es wächst die Sorge vor Lebensmittelknappheit, weil Bauern von ihren Farmen weglaufen“.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links