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In­ter­es­sen­ver­tre­te­r im BundestagBundestag beschließt Lobbyregister

Ein neues Gesetz verpflichtet Lob­by­isten zum Eintrag in ein öffentlich einsehbares Register. Der Opposition geht die Neuregelung nicht weit genug.

Durch das Lobbyregister soll erkennbar werden, wer Einfluss auf politische Entscheidungen nimmt Foto: REUTERS/Annegret Hilse

Berlin dpa | Nach jahrelangen Diskussionen hat der Bundestag die Einführung eines Lobbyregisters beschlossen. Das Gesetz, das am späten Donnerstagabend verabschiedet wurde, verpflichtet professionelle Interessenvertreter dazu, sich in ein öffentlich einsehbares Register einzutragen und dort Angaben über ihre Auftraggeber zu machen. Dadurch soll in Zukunft deutlicher erkennbar werden, wer Einfluss auf politische Entscheidungen und die Gesetzgebung genommen hat.

Der CDU-Abgeordnete Patrick Schnieder erklärte, Interessenvertretung sei nicht per se etwas Schlechtes, müsse aber transparent gemacht werden.

Lobbyisten, die im Bundestag oder bei der Bundesregierung die Interessen bestimmter Gruppen durchsetzen wollen, müssen in dem neuen Register Angaben zu ihren Arbeit- oder Auftraggebern machen sowie zur Anzahl der Beschäftigten und den finanziellen Aufwendungen für die Lobbyarbeit.

Treffen in Ministerien sollen bis hinunter zur Ebene von Unterabteilungsleitern erfasst werden. Das Register wird digital beim Bundestag geführt. Wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro rechnen.

Transparency International beklagt große Mängel

Die Opposition hält die von der Großen Koalition ausgehandelten Regelungen allerdings nicht für ausreichend. Transparency International beklagte ebenfalls große Mängel. „Wir werden auch in Zukunft keine Transparenz über die konkrete Lobbyarbeit bekommen oder höchstens eine sehr dünne“, sagte der Deutschland-Chef der Organisation, Hartmut Bäumer, in der „Augsburger Allgemeinen“.

Selbst die SPD hätte sich in dem gemeinsamen Gesetzentwurf der Großen Koalition weitergehende Regelungen gewünscht. Matthias Bartke, der für die Sozialdemokraten den Kompromiss mit CDU und CSU ausgehandelt hatte, nannte es im Bundestag einen „erheblichen Wermutstropfen“, dass die Union den „exekutiven Fußabdruck“ verhindert habe.

Dieses Instrument soll kenntlich machen, wie Gesetzestexte konkret durch das Eingreifen von Lobbyisten verändert wurden. Für den Justiziar der Unionsfraktion, Michael Frieser (CSU), wäre dies jedoch „ein Irrsinn an bürokratischer Verwaltung“.

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3 Kommentare

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  • Ein Alibi-Kompromiss. Das zeigt doch schon das die Mehrheit der Abgeordneten noch immer nicht verstehen will, dass nun endlich Schluß sein muß mit Geschenken, u.a.. Wenn die Mitglieder der Regierung ernsthaft ein Interesse daran hätten, den Bürgern (Ihren Arbeitsgebern) in Offenheit zu dienen, würden sie von sich aus alles daran setzen die Möglichkeiten für Korruption abzuschaffen und Lösungsvorschläge unterbreiten welche alle bisherigen derzeit noch nicht bekannten Möglichkeiten offenlegen würde. Solange hier nur mit massiver Kritik Veränderungen erfolgen, sind jegliche Änderungsansätze nicht vertrauenswürdig; z.B. Selbstverpflichtungsshows, u.a.



    Zumal Hr. Altmaier bereits mit dem Konzept "Lobbying 2.0" arbeitet, bei dem Transparenzlisten u.a. nicht mehr nötig sind, weil der Peter, so schlau er eben ist, einfach seine Lobbyisten über staatliche Organisationen, wie die DENA z.B. einfach beauftragt mitzuarbeiten. Das spart zudem Personal in der Verwaltung und das Know how kommt doch eh schon immer von Extern. Manche Ministerium meinen sogar das neue Konzept sollte besser "Berlin direkter" genannt werden.

  • Den maximalen Irrsinn an Verwaltung haben wir doch schon. Ich weiß gar nicht was der Frieder damit hat. Da kann man dich Prima ein Bundesamt für Lobbyarbeit ins Leben rufen.......

  • Wow, 50.000 Euro Strafe. Da lachen die doch drüber, weil der Anschlussjob viel mehr wert ist. Oder kaschierte Dankeschönzahlungen.



    Verlust des Mandats und der Pensionsansprüche sowie eine 5jährige Sperre für Jobs bei beteiligten Firmen (inklusive Mutter- und Tocherfirmen, Beteiligungen etc.) plus 10.000 soziale Arbeitsstunden.



    Leider stimmen diejenigen, denen das dann droht, niemals für sowas.