Inspiration beim Schreiben zu Hause: K wie Karneval

Draußen ist Karneval und meine kleine Tochter muss das Alphabet lernen. Ich brauchte einen Moment und merkte dann: Da steckt eine Geschichte drin.

Karnevalisten trinken vor dem Düsseldorfer Rathaus.

Eh egal, was im Radio kommt: Düsseldorfer Kar­ne­va­lis­t*in­nen beim Einschenken Foto: dpa | Fabian Strauch

„Papa, Papa, was kommt denn nach A?“, fragt meine kleine Tochter Hatice, die in der ersten Klasse gerade dabei ist, das Alphabet zu lernen.

„B.“

„B?“

„Ja.“

„Was kommt nach B?“

„C.“

„C?“

„Ja.“

„Was kommt nach C?“

„D.“

„D?“

„Ja.“

„Was kommt nach D?“

„Hatice, das reicht, lass mich in Ruhe! Ich hab überhaupt keine Zeit! Ich muss unbedingt eine Geschichte fürs Radio schreiben“, versuche ich sie abzuwimmeln.

„Papa, kannst du mir das ganze Alphabet mal sagen?“, lässt sie nicht locker.

„Wie? Das ganze Alphabet? Also gut. A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, X, Y, Z“, rattere ich das ganze Alphabet runter.

„Zuerst kommt A, Papa?“, fragt sie wieder.

„Ja!“

„Dann B, Papa?“

„Ja!“

„Was dann, Papa?“

„Hatice, ich hab dir doch gesagt, dass ich fürs Radio dringend eine Geschichte schreiben muss.“

„Worüber denn, Papa?“, fragt sie neugierig.

„Über den Karneval.“

„Denkst du, am Karneval haben die Leute nichts Besseres zu tun als deine langweiligen Geschichten zu hören, Papa?“, kichert sie unverschämt.

„Kind, was soll das heißen? Natürlich erwartet ganz Deutschland meine Geschichten! Auch während des Karnevals.“

„Aber, Papa! Die Menschen sind doch alle draußen auf der Straße und feiern wie verrückt. Die Kinder haben es dabei super gut, die tragen alle hübsche Kostüme, kriegen viele leckere Bonbons und bekommen auch noch schulfrei. Und ich armes Mädchen muss hier schuften!“

„Naja, eigentlich hast du Recht. Die sind alle am Saufen. Und die, die jetzt nicht auf der Straße wie verrückt feiern, sind bereits so sturzbesoffen, dass sie sowieso nichts mehr kapieren.“

„Also können wir doch mit meinem Alphabet weitermachen, nicht wahr, Papa?“

„Hatice, ich habe da eine Idee: Ich lese morgen das Alphabet im Radio als Geschichte vor. Merkt ja eh keiner, weil doch alle besoffen sind!“

„Papa, kannst du mir bitte das ganze Alphabet noch mal sagen?“

„Klar doch, Hatice. Das ist jetzt meine morgige Geschichte. A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, X, Y und Z. Und jetzt das Ganze noch mal von vorne.“

„Nicht übertreiben, Papa! So viel Übungen an einem Tag sind für mich mehr als genug!“

„Für dich vielleicht schon. Aber ich muss noch ein bisschen Zeit schinden. Ich fang’ wieder von vorne an. Ich nehme zur Abwechslung auch mal die türkischen Buchstaben rein, damit es für mich nicht so langweilig wird: A, B, C, Ç, D, E, F, G, yumuşak G, also weiches G …“

„Ich gehe spielen, Papa, lass dich nicht stören bei deiner Karnevalsgeschichte, Tschüss!“

„Tschüss, Hatice, J, K, L, M, N, O, Ö, P, Q, P, S, Ş, T, U, Ü, V, W, X, Y, Z. Und jetzt wieder ohne türkische Buchstaben: A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, X, Y, Z. Und diesmal rückwärts: Z, Y, X, W, V, U, T, S, R, Q, P, O, N, M, L, K, J, I, Helaaaauuu …“

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