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Initiative will Tierwohl fördernDas Ende der Sparschwein-Haltung

Mehr Platz im Stall und weniger Stress für die Tiere: Große Supermärkte wollen tausende Bauern dafür bezahlen, dass sie ihre Tiere besser behandeln.

Für zehn Prozent mehr Platz im Stall gibt es je Schlachtschwein 2,80 Euro extra. Bild: dpa

Die Schweine für mein Schnitzel werden auf engstem Raum in fensterlosen Ställen eingesperrt. Bioware kommt zwar aus Höfen mit Auslauf und mehr Platz, ist mir aber zu teuer. Und Fleisch will ich, einfach weil es schmeckt. Ein Dilemma ohne Ausweg?

Keinesfalls, sagt der Deutsche Bauernverband. Am Dienstag, kurz vor Beginn der weltgrößten Agrarmesse Grüne Woche in Berlin, wird sich die maßgeblich von ihm organisierte „Initiative Tierwohl“ der Öffentlichkeit präsentieren. Sie soll die Massentierhaltung salonfähig machen – nach all den Skandalen um an die Wand geworfene Ferkel, mit Mistgabeln aufspießte Enten und zerrupften Hühnern.

Die Idee: Die großen Supermarktketten zahlen für jedes verkaufte Kilogramm Schweine- und Geflügelfleisch 4 Cent in einen Fonds ein. Der überweist den Bauern dann Zuschläge, wenn sie ihre Tiere besser behandeln, als das Gesetz vorschreibt. Für 10 Prozent mehr Platz im Stall etwa gibt es je Schlachtschwein 2,80 Euro extra.

Es wäre nicht das erste Projekt für mehr Tierschutz. Viele sind gescheitert. Der Marktanteil des vor zwei Jahren gestarteten „Mehr Tierschutz“-Siegels des Tierschutzbundes etwa ist bis heute kaum messbar. Schuld ist laut Experten vor allem der Handel, der für das Fleisch mit dem blauen Label nie richtig warb.

taz.am wochenende

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Druck aus der Politik

Bei der neuen Initiative dagegen sind fast alle großen Supermarktkonzerne dabei: Aldi, Edeka/Netto, Lidl/Kaufland, Rewe/Penny und Kaiser’s Tengelmann. Sie teilen rund 80 Prozent des Umsatzes im deutschen Lebensmitteleinzelhandel unter sich auf. „Die Einzelhandelsunternehmen zahlen seit dem 1. Januar in den Fonds ein“, sagt Alexander Hinrichs, designierter Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls, Trägerin des Projekts. Für Schweinefleisch sollten so jedes Jahr bis zu 64 Millionen Euro, für Geflügel rund 20 Millionen zusammenkommen. Die Konzerne haben sich zunächst für drei Jahre verpflichtet.

Unklar ist bislang, wie viele Landwirte mitmachen werden. Schweinehalter können sich erst ab April anmelden. Wann die Geflügelbetriebe folgen, ist noch nicht bekannt. Wahrscheinlich werden am Ende aber mehr Betriebe in der Initiative versammelt sein als die wenigen Biohöfe, die bei Schweinefleisch laut Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft nur auf rund 0,5 Prozent und bei Geflügel auf 1,5 Prozent Marktanteil kommen.

Der Bauernverband, der fast alle deutschen Landwirte organisiert, wirbt massiv für die Teilnahme. Und Pressesprecherin Jana Püttker von der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands sagt: „Die Landwirte haben ja auch gemerkt, dass es eine gesellschaftliche Diskussion um die Tierhaltung gibt und insbesondere auch um Tierwohl im Stall.“

Tatsächlich wächst der Druck aus der Politik. Die rot-grünen Landesregierungen in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein wollen das Kürzen von Schweineschwänzen und Geflügelschnäbeln verbieten. Bisher werden die Tiere massenhaft verstümmelt, damit sie sich in der reizarmen Umgebung und dem Stress in den Ställen nicht gegenseitig in den Schwanz beißen oder bepicken können.

Bonus für mehr Platz

Das System der Tierwohl-Initiative setzt dagegen auf eine Mischung von verpflichtenden und freiwilligen Maßnahmen, die über den gesetzlichen Standard für die Haltung hinausgehen. Wer teilnimmt, muss mindestens eines der beiden Kriterien „10 Prozent mehr Platz“ und „Ständiger Zugang zu Raufutter“ wie Stroh oder Erbsenschalen erfüllen. „Raufutter ist positiv, weil es einerseits den Tieren als Beschäftigungsmaterial dienen kann und andererseits die Darmgesundheit fördert“, erläutert Tierschutzexperte Lars Schrader vom bundeseigenen Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit.

Er hätte sich zwar mehr als 10 Prozent zusätzlichen Platz gewünscht, aber: „Wir wissen aus der Praxis, dass bei 10 Prozent schon die Gewichtszunahme steigt. Da kann man sich vorstellen, dass die Tiere mehr Bewegungsfreiheit haben und weniger gestresst sind.“ Pro erfülltem Kriterium bekommen die Landwirte jeweils 2,80 Euro mehr pro Schlachtschwein.

Um noch mehr Bonus zu kassieren, können die Bauern mehr Platz schaffen. Hat ein Tier 40 Prozent mehr Stallfläche, gibt das auf einen Schlag 8 Euro. 20 Prozent bringt die Hälfte, eine Liegefläche mit einer weichen Unterlage 2,50 Euro und Auslauf 1 Euro. All das sollen private Kontrollstellen regelmäßig und unangekündigt überprüfen.

Sabine Ohm ist Expertin für Schweinehaltung bei der Tierschutzorganisation Pro Vieh. Sie hat die Grundlagen des Systems anfangs mitkonzipiert. Als die Grundzüge standen, haben die Wirtschaftsvertreter die Details aber lieber ohne die lästigen Tierschützer festgelegt. Ohm kritisiert jetzt vor allem, dass die Bauern auf Raufutter verzichten können, obwohl es nachweislich einen großen Vorteil für das Tierwohl bringe. Aber sie hofft, dass das bald geändert wird. „Wir werden in einem Beirat sitzen, der dem Fachausschuss bei der Entscheidung über die Kriterien zur Seite stehen soll“, sagt Ohm.

Biosiegel bleibt besser

Trotz aller Kritik an Einzelheiten urteilt die Tierschützerin: „Die Initiative ist schon strukturell gesehen ein ziemlich großer Wurf.“ Erstmals würde der großen Mehrheit der konventionellen Landwirte Anreize gegeben, mehr für den Tierschutz zu tun. Die Kriterien seien flexibler als die von Siegeln, so dass mehr Tierhalter einsteigen könnten.

Ohm lobt zudem, dass die Betriebe der Initiative den Antibiotikaverbrauch und den Gesundheitszustand der Tiere bei der Schlachtung analysieren lassen müssen. „Da kann man sehr schnell sehen, wo Bauern sind, die Beratungsbedarf in Sachen Tierwohl haben“, formuliert Ohm diplomatisch. Soll heißen: Tierquäler fallen leichter auf.

Selbst die Zeitschrift der ökologisch orientierten Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft schreibt: „Ein Ruck geht durch Deutschlands Ställe.“ Man könne meinen, „hier sei ein Stück Geschichte geschrieben worden“. Auslauf, Raufutter, mehr Platz – das verlangten ja auch Bioverbände. Der Bauernverband akzeptiere endlich, dass diese Kriterien „den anzustrebenden Zustand wiedergeben“.

Keine Hinweise auf Verpackungen

Also soll man jetzt tatsächlich Fleisch bei Aldi kaufen? „Die private Tierwohl-Initiative ist nur ein kleiner Schritt“, sagt Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer (Grüne) der taz. In der Tat werden die Tiere auch in den meisten Betrieben der Tierwohl-Initiative stärker leiden als etwa auf Biohöfen. Sie erlaubt zum Beispiel weiterhin, Schweine und Hühner zu verstümmeln. Die Landwirte können sich für den Bonus „Auslauf“ entscheiden, aber auch für andere Optionen wie Scheuermöglichkeiten, die lange nicht so viel Tierwohl garantieren.

Die Supermärkte wollen dem Käufer auf der Verpackung nicht verraten, welche Kriterien der Stall erfüllt, aus dem genau sein Schnitzel kommt. „So ist keine Wahlfreiheit und keine Honorierung von mehr Tierschutz durch den Verbraucher möglich“, kritisiert Meyer. Er will lieber neue Gesetze: Die Art der Haltung soll auf der Packung gekennzeichnet, das Kupieren verboten werden. Davon dürften private Initiativen nicht ablenken.

Wer Fleisch essen will, das garantiert auf einem hohen Tierschutzniveau erzeugt wurde, der muss weiter zum Biosiegel greifen, auch wenn das locker 150 Prozent mehr kosten kann. Sparen lässt sich nur dadurch, Fleisch so selten zu essen, wie es Ernährungswissenschaftler empfehlen: nicht mehr als 300 bis 600 Gramm pro Woche.

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27 Kommentare

 / 
  • Ergänzung zum veganen Leben:

     

    Um genau zu sein soll jedoch folgendes erwähnt werden:

    Durch die Umsetzung der industriellen Landwirtschaft duldet der Mensch wegen dem Einsatz

    von schweren Maschinen das nicht beabsichtigte, also "Unfall-mäßige" Töten und Verletzen von einigen

    (wenigen!?) Tieren, die sich im Feld aufhalten.

    Vermutlich könnte eine Landwirtschaft, die auf Handarbeit basiert, das "Unfall-mäßige" Töten und Verletzen von Tieren, die sich im Feld aufhalten, noch einmal stark reduzieren.

    Das Versprühen von Gift in der konventionellen industriellen Landwirtschaft zielt auf das Töten von hauptsächlich Insekten und Wildkräutern (sogenanntes "Unkraut") ab.

     

    Wer über lange Zeit vegan lebt, hat meine Hochachtung, denn das gehört zu den friedlichsten und umsichtigsten Formen des Mensch-Seins.

    • @tsitra:

      Stimmt vermutlich alles. Nur wer Verbrauchern in Entwicklungs- und Schwellenländern das Recht auf den Verzehr nährstoffkonzentrierter tierischer Produkte abspricht, vergisst, dass die Menschen dort, mit einem Glas Milch alles erhalten, was sich unsere freiwilligen Abstinenzler durch Zusatzstoffe (aus gentechnischer Produktion?) zuführen können. Wer ist hier unethisch?

  • Zur Frage der persönlichen Beteiligung an dem Umgang mit sogenannten Nutztieren werden hier nochmal einige wesentliche Aussagen kurz zusammengefasst:

     

    Konsument / in, der (die) beliebige Fleisch- und Milchprodukte verzehrt, beteiligt sich aktiv an Quälerei von Tieren und an Tiertötungen.

     

    Konsument / in, der (die) vegetarisch lebt, aber beliebige Milchprodukte verzehrt, beteiligt sich

    aktiv an Quälerei von Tieren und an Tiertötungen.

     

    Konsument / in, der (die) vegetarisch lebt, aber nur Bio-Milchprodukte aus hochwertiger weitestgehend Tier-respektierender Haltung verzehrt, beteiligt (leider doch noch) an Tiertötungen.

    Ich denke tendenziell kann jedoch die Anzahl der notwendigen Tiertötungen mit vegetarischer Lebensweise um x Prozent verringert werden.

     

    Konsument/in, der (die) vegan lebt, beteiligt sich weder an zielgerichteten Tiertötungen noch an Tierquälerei.

    (Allerdings muss die Gewalt der industriellen konventionellen Landwirtschaft betrachtet werden.)

     

    Frutarier ernähren sich so, dass keine

    Tiere und Pflanzen getötet werden müssen, wenn sie ungespritzte Früchte und Nüsse verzehren.

     

    Wichtig bei dieser Abstufung der Gewalt gegen Tiere ist die begründete Vermutung, dass Tiere verschieden leidensfähig sind, dass also Insekten, wenn überhaupt, deutlich weniger

    leidensfähig sind, als Säugetiere

     

    Ich denke, ich habe die Abstufung der Duldung von Gewalt gegen Tiere damit weitgehend

    fachlich und sachlich korrekt zusammengefasst.

    • @tsitra:

      Stimmt vermutlich alles. Nur wer Verbrauchern in Entwicklungs- und Schwellenländern das Recht auf den Verzehr nährstoffkonzentrierter tierischer Produkte abspricht, vergisst, dass die Menschen dort, mit einem Glas Milch alles erhalten, was sich unsere freiwilligen Abstinenzler durch Zusatzstoffe (aus gentechnischer Produktion?) zuführen können. Wer ist hier unethisch?

  • Bei der Initiative handelt es sich um reinstes Greenwashing, da die angestrebten Verbesserungen marginal sind. Vom "Tierwohl" zu reden, während es weiterhin erlaubt ist, Körperteile ohne Betäubung zu amputieren, ist einfach nur zynisch. Das zeigt, dass es bei der Initiative nicht wirklich um Tierschutz geht, sondern nur um eine Imagekampagne der Agrarindustrie, die die Verbraucher beruhigen soll, ohne dass sich tatsächlich etwas strukturell ändert.

     

    Letztendlich kann keine Tierwohlinitiative und kein Biosiegel davon ablenken, dass für den Fleischkonsum Tiere misshandelt und getötet werden. Für jeden, der wie ich die Zustände in der heutigen Massentierhaltung nicht mittragen kann und das Töten von Tieren grundsätzlich ablehnt, ist die einzig logische Konsequenz daraus eine vegetarische oder vegane Ernährung.

  • So ist es, wenn der Bezug vom Mensch zum Tier nur noch ein ökonomischer ist. Dann läuft alles nur noch über Bezahlung, selbst der anständige Umgang mit der Kreatur.

     

    Ein Armutszeugnis für Homo Sapiens.

     

    Schafft endlich Grundrechte für Tiere und rationiert das Fleischangebot!

  • Guten Morgen den Experten,

    bitte deferieren Sie doch mal die Grenze, ab der "Massentierhaltung" anfängt.

    Ich hoffe diesmal kommt kein dummes Drumherum Geschwafel, sondern mal handfeste Aussagen.

    Schöne Woche

    • @Jörg 70:

      Eine solche Diskussion wäre nicht zweckdienlich. Sie wäre eben das Drumherum-Geschwafel, das Sie nicht wollen.

       

      Fest steht: Tiere leiden für Ihr tägliches Schnitzel.

      • @Dudel Karl:

        Was Sie alles wissen. Da scheinen Frau Künast und der ehemalige Tierschutzpräsident aber fachlich weiter zu sein, wenn Sie behaupten: Tierschutz hat nichts mit der Betriebsgröße zu tun. Anders ist auch nicht erklärbar, warum sich die Tierschutznutztierhaltungs-VO auf das Einzeltier bezieht ...

  • Frau Friedericke Schmitz macht hoffentlich nicht auch den Fehler, dass sie zu sehr die Schuld auf die Bauern und Schlachter abwälzt.

     

    Zig-Millionen Verbraucher und Verbraucherinnen haben auch die

    "rosa Brille" verdient, denn sie leben

    offenbar nach dem Motto:

    "Warum hinsehen, wenn man auch wegsehen kann?"

    Wer will mir denn erzählen, dass nicht seit Jahrzehnten fast jedem/jeder bekannt ist, welche Grausamkeiten und auch Dummheiten(Resistenzen-Risiko)

    in den dunklen Massentier-Hallen vor sich gehen?

  • 2.) Woher kommt die Tendenz sich selbst als machtlos gegenüber der Tiermisshandlung zu sehen und eher andere als schuldig zu sehen?

     

    Mögliche Antwort 1:

    Dass der Mensch sich selbst als machtlos sieht, wird wohl auch sehr in der Schule gefördert:

     

    Wie sollen sich Tierprodukte aus tierfreundlicherer Herstellung in einem vernünftigen, also

    starkem Maß ausbreiten, wenn kaum jemand diese kauft? Wie soll das gehen?

    Welche Rolle spielen hier die Lehrerinnen und Lehrer in der Schule?

    Lehrerinnen und Lehrer hinken zu oft ihrer besonderen (!) Verantwortung sehr

    weit hinterher, auch weil sie selbst häufig charakterlich sehr defizitär sind und daher unter anderem z.B. eine ausgeprägte "Geiz-ist-geil" Mentalität pflegen.

     

    Sie sind in oft in ihrer Wahrnehmung und ihrem Charakter so eingeschränkt, dass sie

    ein temporäres Glücksgefühl beim Kauf von billigen Milch- und Fleischprodukten

    wichtiger finden, als Fleischprodukte, die ihren eigenen(!) Maßstäben

    (wie z.B. Vernunft, Gesundheit, Friedlichkeit, Mitgefühl, Solidarität,

    Nachhaltigkeit etc.) gerecht wird. Das ist "megamäßige" Heuchlerei.

    Es ist als drehe sich mir der Magen um. Man möchte fliehen, aber wohin?

    Die armen Tiere, die eingepfercht in den Industriehallen große

    Qualen erleiden müssen!

     

    In einem gut recherchierten Wortbeitrag im Radio hies

    es einmal: "Schule ist ein denkbar schlechter Ort um Demokratie zu lernen"

    Lernen die Menschen "von klein auf", dass sie sowieso nicht viel

    machen können und kaum eine Mitbestimmung haben können?

    Lernen die Menschen, dass andere für sie die Arbeit erledigen bzw. erledigen sollen?

    Schule hat immer noch sehr viel damit zu tun, Kinder und Jugendliche zu etwas ZU ZWINGEN.

    Der Hauptgrund ist allgemeine Angst.

    Gruppen, egal welcher Größe, sehen sich in Konkurrenz zu anderen Gruppen.

    ...Eine Erklärung würde hier zu umfangreich.

  • Vielen Menschen ist leider nicht klar, dass nur vegetarisch zu leben, zwar wegen des guten Willens und der Achtsamkeit Anerkennung gebührt, in der praktischen Umsetzung aber nicht funktioniert. Ein Landwirt sagte mir einmal, dass die Milchproduktion (also auch Käse und Joghurt etc.) ohne Kälbergeburten nicht funktioniert.

    Und die männlichen Tiere sind dann überflüssig ja sogar STÖREND, wenn sie nicht aufgegessen werden.

    Und etliche weibliche Kälber wären einfach auch zahlenmäßig zu viel, wenn sie nicht aufgegessen werden.

     

    Klar solte sein, dass Bio-Fleisch und Bio-Milchprodukte zwar ein

    anerkennenswerter Schritt zu mehr Achtung vor Tieren ist, aber

    auch hier noch viel zu verbessern wäre, WENN der Konsument (Geldgeber) mitmacht.

    Klar muss auch sein, dass Bio auch nicht gleich Bio ist und da erhebliche Unterschiede bestehen.

    Auf jeden Fall gilt so gut wie immer, auch bei Bio-Fleisch die Faustregel: "Je billiger, je schlechter

    für die Tiere" Das ist eben auch ein unumstößliches betriebswirtschaftliches Grundgesetz.

     

    Für mich stehen mindestens zwei Fragen

     

    1.) Woher kommt das sehr geringe Mitgefühl und Verantwortungsgefühl gegenüber den Tieren?

     

    Mögliche Antwort 1:

    Der Mensch ist einfach so.

    Mögliche Antwort 2:

    Insbesondere die Eltern, aber auch das übrige Erziehungssystem vermitteln kein oder kaum Mitgefühl und Verantwortungsgefühl gegenüber den Tieren.

     

    2.) Woher kommt die Tendenz sich selbst als machtlos zu sehen und eher andere als schuldig zu sehen?

  • Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass weniger als zwei Prozent aller Menschen emotional in

    der Lage sind ihre Verantwortung überhaupt (an-) zu erkennen und/oder genügend Mitgefühl für

    die Tiere aufbringen.

    Wäre das nicht wahr, dann gäbe es diese unsagbare Tiermisshandlung gar nicht!

     

    Auch hier gilt wohl das Motto:

    "Warum hinsehen, wenn man auch wegsehen kann?"

     

    Was mich anwidert, ist die Tatsache, dass sehr oft die eigene Beteiligung an diesen Greueltaten

    beschwichtigt und als sehr geringfügig eingestuft wird:

    Die Lebensmittelkonzerne, die Politiker, die Bauern, die Schlächter und Metzger sollen die Schuldigen sein.

     

    Die WAHRHEIT ABER IST, dass die allermeisten Menschen das Einsperren, Misshandeln und

    Töten dieser Kreaturen DELEGIEREN an oben genannten Akteure.

    Ja, der gemeine Konsument ist wohl insgeheim erleichtert und zufrieden damit,

    dass diese seelenlose grauenhafte Arbeit von anderen erledigt wird.

     

    Interessierte Leserin, interessierter Leser Ihnen sei also hiermit mitgeteilt,

    dass Sie sich beteiligen und das Tierleid möglich machen, sofern Sie nicht konsequent vegan leben.

    Also nochmal: Wer nicht vegan lebt verursacht mehr oder weniger schweres Leiden von wehrlosen Tieren.

    Und um dieses MEHR ODER WENIGER sollte es in einer

    ersten Betrachtung gehen.

    Das wird dann auch mitunter sehr KOMPLEX und kaum zu entscheiden bzw. zu bewerten.

    Ich denke zum Beispiel, wer vegetarisch lebt, aber dennoch regelmäßig konventionelle

    Milchprodukte kauft fördert das Leiden der Tiere wahrscheinlich MEHR als jemand der sehr

    wenig besonders ausgesuchtes und daher kostenintensives Biofleisch verzehrt

    oder als jemand der alle 12 Wochen ein Pfund Wild zu sich nimmt.

    • @tsitra:

      "Und um dieses MEHR ODER WENIGER sollte es in einer

      ersten Betrachtung gehen."

       

      so ist es, und das sollte immer der kleinste gemeinsame Nenner sein.

       

      "Das wird dann auch mitunter sehr KOMPLEX und kaum zu entscheiden bzw. zu bewerten."

       

      Jupp!

       

      "Ich denke zum Beispiel, wer vegetarisch lebt, aber dennoch regelmäßig konventionelle

      Milchprodukte kauft fördert das Leiden der Tiere wahrscheinlich MEHR als jemand der sehr

      wenig besonders ausgesuchtes und daher kostenintensives Biofleisch verzehrt

      oder als jemand der alle 12 Wochen ein Pfund Wild zu sich nimmt."

       

      Wobei die Übergänge ja fließend sind. Die Vegetarier die ich kenne (meine Nichten z.B.) versuchen den Anteil an Milch/Käse/Eiern möglichst gering zu halten. Schauen im Supermarkt auf die Zutatenlisten ob einem tierische Produkte "untergejubelt" werden (Eiernudeln oder Ei als Bindemitteln z.B. in semifertigprodukten wie Kartoffelpuffern) oder kochen auch schon mal konsequent vegan.

       

      Jede/r muss da für sich eine Antwort finden. Da gibt es viele Varianten von wenig und wertgeschätzt bis gar nichs.

      Ganz ohne innere Widersprüche lebt aber auch der/die Veganer/in nicht.

       

      Viele Wege führen nach Rom und es ist nicht leicht (in keinem Bereich des Lebens!) ein Heiliger zu sein!

  • Böse Menschen gibt es fast keine, also nur so einer von Zehntausend, der zum Beispiel zum Mörder wird.

    Also die Menschen sind gutmütig, bis auf wenige Ausnahmen.

    Dass sie, um Geld zu sparen, Schweine, Rinder und Hühner so dunkel und eng zusammen sperren ist nicht weiter schlimm, denn diese Tiere bemerken das kaum oder gar nicht, denn die Menschen sind gutmütig, also kann es nicht anders sein.

  • "Tierwohl" steht hoffentlich nicht am Ende sondern am Anfang einer möglichen Entwicklung, sonst wäre es tatsächlich nur, wie von Kritikern befürchtet mehr oder weniger nur "Greenwashing".

     

    Ursprünglich motiviert war die Tierwohinitiative ja auch als Imagekampagne der der Lebensmittelbranche und um eine Bundesratsinitiative der Grünen zu mehr Platz im Schweinestall "abzubiegen".

     

    So weit so schlecht.

     

    Bei Tierwohl geht es demnach auch in der ersten Phase um das Einfordern und honorieren von Selbstverständlichkeiten über die aktuellen gesetzlichen Minimalstandards (Stallbefensterung, Selbsstränken, verletzungsminimierte Stalleinrichtungen/Böden) hinaus wie z.B. ein Platzangebot minimal (10%) oberhalb der skandalösen 0,75qm pro Mastschwein und das Vorhandensein von separaten Krankenställen für z.B. invalide Tiere u.ä..

     

    Dazu können wie im Artikel von Jost Maurin oben beschrieben noch das Einhalten weiterer Auswahlkriterien (20/40% mehr Platz, Heuraufen, Scheuerbalken etc.pp) kommen.

     

    Damit keine Illusionen aufkommen: alles wird sich meist erst einmal im konventionellen Rahmen des Gegebenen abspielen.

    Alles andere würde auch keinen Sinn machen. Betriebe, welche aus dem Stand heraus die Höchsstandards unter den Auswahlkriterien erfüllen könnten wie z.B. extensiv belegte Einstreuställe mit Außenausläufen könnten auch gleich zu Neuland wechseln.

     

    Positiv kann sich "Tierwohl" aber dennoch in der Form auswirken, dass veränderungswillige konventionelle Landwirte erstmals (und das ist wirklich neu!) die Möglichkeit bekommen anhand des Bonussystems sich auf den langen Weg zu gehobeneren Tierhaltungsstandards zu begeben ohne Wettbewerbsnachteile zu erleiden.

  • Wären Sie eigentlich traurig, wenn die Initiative gelingen würde, Frau Schmitz. Es hat zumindest den Anschein. Gebt den Landwirten doch bitte endlich einmal die Zeit, neue Ansätze in der Praxis zu testen.

    • @Krick Friederike:

      wieviel Zeit brauchen sie denn noch, inzwischen ist Bio kaum noch von konventionell zu unterscheiden - es ist doch klar ,dass das so nichts wird - die nächste und nächste "Tierwohl"-Initiative um die nahezu gleiche Wirtschaftsweise noch ein weiteres Jahr fortsetzen zu können - das braucht es wirklich nicht - es ist Zeit die Spieler auszutauschen

  • 3G
    3618 (Profil gelöscht)

    Lächerlich, das neue Greenwashing.

    Übrigens, WIR HABEN ES SATT! am Samstag!

    • @3618 (Profil gelöscht):

      das ist eine Selbstverständlichkeit

  • Das größte Tierschutzproblem in der Landwirtschaft sind kranke Tiere. Lungenentzündungen sind hoch-schmerzhaft; Durchfälle belastend; Hirnhautentzündungen sind quälend. Trotz höherer Anforderungen an Tierschutz und Stallsysteme hat die ökologische Tierhaltung beim Thema Tiergesundheit von Schweinen und Kühen in gleichem Umfang mit Krankheiten zu kämpfen wie die konventionelle Wirtschaftsweise. Darauf hat der Leiter des Fachbereichs Tierernährung und Tierhaltung an der Universität Witzenhausen Professor Dr. Albert Sundrum anlässlich der 8. Öko-Junglandwirte-Tagung in Fulda hingewiesen. “Dabei muss es doch unser Anspruch sein, an dieser Stelle besser zu sein. Das erwarten auch die Verbraucher”, so Sundrum. Er mahnte deshalb zu einem möglichst objektiven Blick auf die Gesundheit der eigenen Tiere, der auch durch Zahlen untermauert sein sollte. Zudem plädierte Sundrum dafür, dass die Bioverbände Vorgaben für wissenschaftlich abgesicherte, gesundheitsbezogene Parameter festlegen, wie beispielsweise Grenzwerte für Zellzahlen in der Milchviehhaltung. Auch die Beratung müsse sich hier auf einheitliche, möglichst objektive Standards einigen. Andernfalls drohe das Qualitätsniveau tierischer Bioprodukte zu sinken

    http://www.oeko-junglandwirte-tagung.de/files/7013/8365/2580/Vortrag_Sundrum_Tierhaltung_kompr.pdf

  • Und Biofleisch wird "garantiert auf einem hohen Tierschutzniveau erzeugt"? Wie plausibel ist denn das angesichts von Recherchen in Bio-Anlagen und angesichts der Tatsache, dass die Auflagen sich meist auch nur marginal von denen bei konventioneller Haltung unterscheiden?



     

  • U.a. für die Initiative bekommt der Bauernverband morgen die "Rosa Brille 2015" von Grüne Woche demaskieren.

    http://gruene-woche-demaskieren.de/termine/rosa-brille-2015/