Initiative „St. Pauli bleibt laut“: Trommeln für den Musikbunker

Weil sich die Stadt für mehr zentrale Proberäume einsetzen soll, zogen Musiker*innen mit ihren Instrumenten in die Kulturbehörde.

Der Musikbunker in der Otzenstraße und die angrenzenden Wohnhäuser

Dicht an dicht: der Musikbunker in der Otzenstraße und die angrenzenden Wohnhäuser Foto: Miguel Ferraz

HAMBURG taz | Sie brachten Gitarren und Trommeln mit und spielten den Mitarbeiter*innen ein Ständchen: Mitglieder der Initiative „St. Pauli bleibt laut“ überreichten am Donnerstag in der Kulturbehörde eine Erklärung samt Unterschriftenliste. Die Musiker*innen wollen ihre Proberäume im Otzenbunker in St. Pauli zurückhaben und fordern von der Stadt mehr Engagement für bezahlbare, innenstadtnahe Proberäume. Staatsrätin Jana Schiedek (SPD) nahm die Erklärung entgegen und will sie Senator Carsten Bros­da (SPD) übergeben, der nicht im Haus war.

Ende November wurde der Musikbunker in der Otzenstraße stillgelegt. Nach Angaben der betroffenen Musiker*innen stehen damit über 120 Bands ohne Proberaum da. Einige Künstler*innen hätten mit dem Nutzungsverbot sogar ihren Arbeitsplatz verloren.

Schon seit zehn Jahren gilt für das Gebäude die Auflage, dass die Lüftungsanlage saniert werden muss. Das sagte eine Sprecherin des Bezirksamts Hamburg Mitte der taz. Das Problem ist der Lärmschutz: Immer wieder habe es Beschwerden von Anwohner*innen gegeben. Der Eigentümer, der das Gebäude Anfang des Jahres kaufte, will von der Auflage aber nichts gewusst haben und prüft nach Aussage des Verwalters nun erst mal alle rechtlichen Möglichkeiten, auch gegen den ehemaligen Eigentümer. Das Verwaltungsgericht hat das Nutzungsverbot aber bereits bestätigt.

Die Initiative, die sich nach der Stilllegung des Bunkers gegründet hat, fordert nun, dass die Stadt die Sanierung gemeinsam mit dem Eigentümer plant und auch finanzielle Unterstützung bereitstellt. „Sollte der Eigentümer die Sanierung nicht vornehmen wollen, muss die Stadt den Bunker kaufen und wieder betriebsfähig machen“, heißt es in der Erklärung. Mehr als 140 Hamburger Kulturschaffende haben die Forderungen unterzeichnet, darunter bekannte Musiker*innen wie Deichkind und Fettes Brot.

Knappes Gut in Szenevierteln

„Hamburg rühmt sich gerne seiner Musikfestivals und einer Musikszene, die seit Jahren Top-Acts hervorbringt“, schreibt die Initiative. „Das ist nicht genug! Hamburg muss seine Musikszene endlich aktiv fördern!“ Dazu würden auch genug bezahlbare Proberäume gehören, vor allem in innenstadtnahen Szenevierteln wie St. Pauli. Deshalb solle die Stadt auch dafür sorgen, dass Kulturräume bei Neubauprojekten berücksichtigt werden.

Dass Proberäume in szenenahen Lagen ein „knappes Gut“ sind, räumt der Senat in der Antwort auf eine aktuelle kleine Anfrage des Linken-Abgeordneten Norbert Hackbusch ein. Die zuständige Kulturbehörde, heißt es dort, sei „laufend im Gespräch mit Akteuren aus allen Bereichen, um Vorschläge zu sammeln, Ideen zu entwickeln und das Angebot weiterer Probemöglichkeiten zu erhöhen“.

Wie viele potenzielle Proberäume in der Hand städtischer Unternehmen sind, ist unklar

Weiter antwortet der Senat: „Im Bereich des Allgemeinen Grundvermögens“ gehörten der Stadt keine Gebäude, die als Proberäume genutzt werden. Vereinzelt würde die Mitnutzung einzelner Räume, beispielsweise in Schulen durch Schülerbands gestattet. Offen bleibt damit, wie viele potenzielle Proberäume in der Hand städtischer Unternehmen sind.

Auch unklar ist, ob der Eigentümer die Sanierung des Otzenbunkers überhaupt in Betracht zieht. In einem Brief an die Mieter*innen schrieb er, dass die Kosten weit höher seien als angenommen und „in keinem Verhältnis zur Nutzung des Bunkers“ stünden.

Derzeit führt die Kulturbehörde Gespräche mit dem Eigentümer, dem Bezirk und den Nutzer*innen. Dabei geht es auch um die Frage, ob und wie die Erfüllung der Bauauflagen unterstützt werden kann. „Die Initiative hat ein sehr berechtigtes Anliegen und wir versuchen zu helfen“, sagte ein Sprecher der Kulturbehörde der taz.

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