Inflation und Kaufkraft: Nicht nachhaltige Trendwende
2023 stiegen die Reallöhne minimal um 0,1 Prozent. Das lag vor allem auch an einmaligen Inflationsausgleichsprämien.
Nun lastet die Inflation nicht mehr so sehr auf den Einkommen der Menschen. Insbesondere weil die Preise für Lebensmittel und Energie nicht mehr so stark wie in den Monaten direkt nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine steigen, ging die Inflation zuletzt wieder zurück. Wie das Statistische Bundesamt ebenfalls am Donnerstag bekannt gab, lag die Teuerungsrate im Vergleich zum Vorjahresmonat ersten Schätzungen zufolge bei 2,5 Prozent, nachdem es im Januar 2,9 Prozent waren. Das ist der niedrigste Wert seit Juni 2021. Auf dem Höhepunkt der Energiepreiskrise schnellte die Inflationsrate im Herbst 2022 auf historische Höchststände von über 10 Prozent.
Es gibt allerdings ein Problem bei den Reallöhnen. Der Zuwachs im vergangenen Jahr hat vor allem zwei Gründe: Erstens stiegen wegen der Erhöhung des Mindestlohns im Oktober auf 12 Euro insbesondere die Einkommen im Niedriglohnbereich. Zweitens sind die Einkommenszuwächse vor allem auch auf steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämien zurückzuführen. Und diese sind insbesondere in der Gewerkschaftsszene umstritten, weil sie einmalige Sonderzahlungen sind und bei Tarifverhandlungen zulasten dauerhafter Lohnzuwächse ausgemacht wurden. Dieses Geld wurde den Beschäftigten also nur einmal gezahlt, während die Preise dauerhaft hoch bleiben.
Schlechte Stimmung beim Konsum
So ist die Trendwende bei den Reallöhnen noch nicht in den Einkaufsstraßen der deutschen Innenstädte angekommen. Im Gegenteil: Der Einzelhandelsumsatz ging im Januar nominal wie real im Vergleich zum Dezember um 0,4 Prozent zurück. „Die Konsumenten sind stark verunsichert“, fasste diese Woche Rolf Bürkl vom Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) die Shopping-Laune der Menschen im Land zusammen. „Neben den nach wie vor steigenden Preisen dürften sicherlich schwächere Konjunkturprognosen für die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr ein wichtiger Grund dafür sein.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Kampf gegen die Klimakrise
Eine Hoffnung, die nicht glitzert
Krieg in der Ukraine
Biden erlaubt Raketenangriffe mit größerer Reichweite
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Zweite Woche der UN-Klimakonferenz
Habeck wirbt für den weltweiten Ausbau des Emissionshandels