Indiens Rakete zum Mond: Chandrayaan-3 startet zum Trabanten
Indien nimmt einen neuen Anlauf zum Mond – vier Jahre nach der Bruchlandung. Die Raumfahrtnation steigt so in den Wettbewerb mit China und den USA.
Ziel der dritten indischen Mondmission ist eine weiche Landung, um auf dem Erdtrabanten mit einem Fahrzeug Erkundungen durchzuführen. Der Mondrover soll etwa 14 Tage verweilen. Gelingt dies, könnte Indien zur vierten Nation aufsteigen, die erfolgreich auf dem Mond gelandet ist. Vor über 50 Jahren gelang dies erstmals der Sowjetunion, kurz darauf den USA mit einer bemannten Mission und 2013 erstmals China mit einem Mondfahrzeug.
Dass der letzte Mensch auf dem Mond war, liegt jedoch schon fünf Jahrzehnte zurück. Doch Indiens erste Mondmission 2008 trug dazu bei, dass der Mond wieder in den Fokus rückte, sagt der indischstämmige Raumfahrtexperte Madhu Thangavelu. Denn die Mission Chandrayaan-1 war maßgeblich an der Entdeckung von Wassermolekülen auf der Mondoberfläche beteiligt, was das Interesse wieder wachsen ließ.
2013 führte Indien eine erfolgreiche Marsmission durch. Doch 2019 kam die große Enttäuschung mit dem Scheitern der zweiten Mondfahrt. Ein technischer Fehler führte zur Bruchlandung. Entsprechend gedämpft war die Vorfreude. Aus dem politischen Delhi ist zum neuen Anlauf bisher wenig zu hören. Dabei strotzt die hindunationalistische Regierung sonst vor Selbstbewusstsein. Dem Ziel, in einer multipolaren Welt eine entscheidende Rolle zu spielen, ist Indien in den vergangenen Jahren näher gekommen.
China holt im Mondwettlauf auf
Indiens neue Mission Chandrayaan-3 soll nun mit etwas mehr Treibstoff als bei der zweiten Mission starten und in 42 statt 48 Tagen ihr Ziel erreichen. Man habe aus dem vergangenen Mondflug gelernt, sagte Sudheer Kumar N. von der indischen Raumfahrtagentur ISRO. Zudem liefere der Orbiter von Chandrayaan-2 bis heute Informationen.
Eine andere Raumfahrnation war bereits zwei Mal mit einem Fahrzeug auf dem Mond. „China ist der Elefant im Raum“, sagt Luftfahrtingenieur Madhu Thangavelu von der Universität von Südkalifornien. Er betont, wie viel das Land erreicht habe. Das chinesische Raumfahrtprogramm begann in den 1950er Jahren mit der Raketenforschung, erst 1991 begann offiziell die Mondmission.
Trotz Indiens guter Kontakte zu Ost und West scheiterten Gespräche zwischen den Raumfahrtagenturen der beiden Atommächte. Chinas Ambitionen im All haben in Delhi die Sicherheitsbedenken wachsen lassen, argumentiert Rajeswari Pillai Rajagopalan vom Thinktank der Observer Research Foundation in Delhi.
2025 könnte es eine bemannte Mondmission geben
Bereits im vergangenen Jahr warnte auch NASA-Chef Bill Nelson vor Chinas Weltraumprogramm, da es militärisch motiviert sei. „Es gibt einen neuen Wettlauf ins All – diesmal mit China.“ Indien lobte Nelson hingegen nach der Unterzeichnung des amerikanischen Artemis-Abkommens im Juni, das die friedliche Nutzung des Mondes und anderer Himmelskörper vorsieht. „Dies ist ein großer Schritt zum Schutz des Weltraums für kommende Generationen“, so Nelson.
Die Rückkehr Amerikas zum Mond mit dem bemannten Raumfahrtprogramm „Artemis“ könnte indes ein neues Raumfahrtzeitalter einläuten: Schon 2025 könnte es losgehen.
In der Zwischenzeit arbeitet Indien weiter an einem bemannten Programm namens Gaganyaan. Und China will bis spätestens 2030 mit Taikonauten zum Mond fliegen, bestätigte Zhang Hailian, Chefingenieur des staatlichen Raumfahrtprogramms. Im Mai schickte die Volksrepublik erstmals einen Zivilisten ins All zu ihrer Raumstation.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid