In was Banken investieren: Ein Guide für die Krötenwanderung
Ein Bündnis hat geprüft, wie Finanzinstitute mit dem Geld ihrer Kunden umgehen. So will es Verbraucher motivieren, die Bank zu wechseln.
Wer weiß schon genau, was die Bank mit dem eigenen Geld tut. Das soll der „Fair Finance Guide Deutschland“ ändern. Dahinter stehen die Verbraucherzentrale Bremen, die Entwicklungsorganisation Südwind sowie die Initiativen „Rank a brand“. Geleitet wird das Projekt von der NGO „Facing Finance“. Geprüft wurde, wie 13 Institute mit dem Geld ihrer Kunden umgehen: Verpflichten sie sich, nicht in die Produktion von Waffen, für Firmen, die Kinderarbeit dulden, oder für Betreiber von klimaschädlichen Kohlekraftwerken zu investieren?
Den besten Platz belegt die GLS-Bank, Deutschlands älteste ethische Bank. Am schlechtesten schneidet die Sparkasse KölnBonn ab. Die Idee hinter dem Ranking: „Kunden wechseln die Bank, wenn sie ihren Wertvorstellungen nicht entspricht“, sagt Thomas Küchenmeister von Fair Finance.
Diese besondere Art der Krötenwanderung setze die Institute unter Druck: „Sie treffen ihre Investitions- und Finanzentscheidungen dann stärker als bisher nach Ökologie und Sozialem.“ Küchenmeister erarbeitete dazu eine „Performance-Skala“ von 0 (mies) bis 100 Prozent. Als Maßstab gelten 250 Kriterien.
Die Ergebnisse im Einzelnen: Die GLS-Bank erreichte 95 Prozent. Die Ethik-Bank landet auf Platz 2 (94 Prozent) vor der Triodos Bank (90 Prozent). Die kirchlichen Institute, die KD- und die Pax-Bank folgen mit 79 und 66 Prozent. Commerzbank, Deutsche Bank, DZ Bank, Landesbank Baden-Württemberg und Hypovereinsbank liegen mit deutlichem Abstand dahinter mit Werten im 30-Prozent-Bereich. Am Ende stehen Postbank und Bayern LB.
Die Sparkasse Köln-Bonn bekommt 0 Prozent. Sie lasse „ihre Kunden komplett darüber im Unklaren, ob die Verwendung der etwa 20 Milliarden Euro Einlagen an nachhaltige Kriterien gebunden ist“, kritisiert Antje Schneeweiß von Südwind. Sie werde einen Nachhaltigkeitsbericht voraussichtlich im Juni veröffentlichen, erklärt die Sparkasse auf Nachfrage.
Besser als so manche Großbank
Zudem sei „gesetzlich verankert, dass Gewinnerzielung nicht Hauptzweck einer Sparkasse ist“. Sozial engagiere man sich auch: Allein 2017 seien über 1.700 Projekte, Initiativen und Vereine in der Region mit 13 Millionen Euro gefördert worden.
„Bisher wechseln die Deutschen schneller ihre Ehepartner als ihre Bank“, sagt der Münchner Ökonom Rolf Häßler. Viele fürchteten, dass das Geld bei einer ethischen Bank nicht sicher sei. Das Gegenteil sei der Fall: „Die GLS hat die Finanzkrise zum Beispiel besser überstanden als manche Großbank.“
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